Punktlandung

Unsinn der weh tut: Aufgewärmte Vorwürfe gegen Flugpolizei

Die OE-BXF stürzte 2011 aus bis heute ungeklärter Ursache in den Achensee, die vier Insassen kamen ums Leben - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Seit Jahren scheinen einige journalistisch tätige Personen in diesem Land nach Meinung mancher Beobachter damit beschäftigt zu sein, ihre, etwas überspitzt formuliert, "persönliche Vendetta" gegen die Flugpolizei zu führen. Dabei offenbaren die Akteure nicht selten auch Defizite in aviatischer (nicht avionischer) Fachkenntnis. Jetzt erhoben jene Akteure, die sogar ein Schauermärchen über einen Absturz den es nie gab und ein Flugverbot, das nie existierte, verbreitet hatten, erneut hanebüchene, aufgewärmte, Vorwürfe gegen die Flugpolizei. Allein, Unsinn wird auch durch ständiges Wiederholen nicht zur Wahrheit. Eine Punktlandung aus gegebenem Anlass.

Sie fliegen für unsere Sicherheit - die Besatzungen der Flugpolizei des Innenministeriums. Sie suchen Vermisste, jagen Kriminelle, bergen Alpinisten in Bergnot oder löschen Waldbrände. Top ausgebildet, führen sie ihre Missionen auf höchstem fachlichen Niveau durch. Doch ihre Einsätze sind mitunter schwierig und gefährlicher als Flüge von zivilen Organisationen. Auch vor technischen Problemen sind die fliegenden Ordnungshüter nicht gefeit. Und so blieben in der Vergangenheit Unfälle leider nicht aus. Einige Journalisten eines Mediums, das sich selbst im Bereich der Qualitätszeitungen verortet, sehen vor allem bei zwei Abstürzen seit Jahren "Vertuschung" und verbreiten diese Behauptung regelmäßig in ihren Artikeln. Es mutet für den Autor dieser Zeilen fast schon krankhaft an, was so manche "Kollegen" da öffentlich von sich geben. Zum Glück für die Allgemeinheit sind ihre diesbezüglichen Artikel zumeist hinter Paywalls versteckt, denn somit lesen weniger Menschen ihre Ergüsse, die sowohl vom Verfasser dieser Zeilen als auch von zahlreichen Piloten (selbst zivilen) schlichtweg als Unsinn angesehen werden.

In ihrer jüngsten vermeintlichen "Aufdeckergeschichte" (wirklich Neues gibt es darin nicht, vielmehr werden alte Schauermärchen aufgewärmt, doch aufgewärmt schmeckt bekanntlich nur ein Gulasch) wird erneut behauptet, dass in offiziellen Berichten der Flugpolizei "falsche Ursachen" für Unfälle genannt wurden. Der Flugpolizei drohe ein "Prestigeverlust", wenn die wahren "Absturzgründe ans Tageslicht kämen". Laut den  selbsternannten Aufdeckern sei "durch zahlreiche Gutachten" belegt, dass Pilotenfehler die Unfallursachen bei den (de facto bis heute ungeklärten) Abstürzen von Deutschlandsberg im Jahr 2009 und vom Achensee 2011 seien.

Skandal-Ermittler mit Vorurteilen gegen Piloten
Nun ist es zwar korrekt, dass es vor allem zum Achensee-Absturz einen zivilen Bericht gibt, in dem Pilotenfehler als Ursache angegeben wird. Fakt ist allerdings ebenfalls, dass dieser Bericht von einer Stelle erstellt wurde, die als Skandalbehörde gilt und deshalb sogar aufgelöst wurde. Zudem behauptete einer der Ermittler noch am Unglückstag am Ufer des Achensees 2011 vor Zeugen, dass man sich die Untersuchung ohnedies sparen könne, für ihn sei die Ursache klar: "Cowboyfliegerei". Welchen "Qualität" der Bericht einer solchen Institution also hat (in dem es auch sonst mehrere schwere fachliche Fehler gibt), dürfte jedem Menschen mit nur einem Funken Hausverstand völlig klar sein. Das Gehaltvollste daran dürfte der Heizwert sein, wenn man ihn in den Kamin wirft.

Tatsache ist, dass die Unfallursache im Fall des Achenseeabsturzes vermutlich nie mehr geklärt werden wird. Ein plötzlich aufgetretenes medizinisches Problem des Piloten, Vogelschlag oder Flicker Vertigo gilt (auch in zivilen) Pilotenkreisen als wahrscheinlichste Ursache.

Noch klarer scheint dagegen die Ursache im Fall des Absturzes von Deutschlandsberg 2009 zu sein. Hier befand sich die Besatzung auf einem Suchflug, der naturgemäß in niedriger Höhe durchgeführt wurde. Plötzlich gab es ein, auch von Zeugen am Boden und vom überlebenden Besatzungsmitglied bestätigt, ein "metallisches Geräusch", gefolgt von einem Leistungsverlust am einzigen Triebwerk. Der Pilot konnte sogar noch, wie in der Notfallcheckliste vorgesehen, die Treibstoffzufuhr zum Triebwerk unterbrechen, um die Gefahr eines Aufschlagsbrandes zu minimieren und rettete so vermutlich das Leben des dritten Crewmitgliedes - wir berichteten ausführlich.

Angesichts dieser Fakten ist der neuerliche Zeitungsartikel mit Vorwürfen gegen die Flugpolizei nach Ansicht des Autors dieser Zeilen das sprichwörtliche Papier nicht wert auf dem er gedruckt ist. Was wenig verwunderlich ist, wenn man weiß, dass die gleichen Autoren im Jahr 2020 einen Absturz, den es gar nicht gab, erfunden haben und auch ein gar nicht existentes Flugverbot herbeischwadroniert haben, wie hier nachzulesen ist.

Und die Moral von der Geschicht': Wenn man augenscheinlich keine Ahnung hat (und offensichtlich noch nicht einmal die Begriffe Aviatik und Avionik voneinander unterscheiden zu können scheint), einfach mal den Mund halten. Oder besser recherchieren. Dann klappt's vielleicht auch mit einer "richtigen" Aufdeckergeschichte.

(GN)

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.