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20 Jahre Flughafenfreunde Wien - ein Interview

Die Flughafenfreunde Wien feiern heuer ihr 20-jähriges Bestehen. Austrian Wings (AW) sprach mit Langzeit-Obmann Martin Dichler (MD), der die Geschicke der Flughafenfreunde seit 12 Jahren leitet, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Vereins.

20 Jahre FFW Logo

AW: Der Verein wurde 1992 gegründet. Wer hatte die Idee und vor allen Dingen warum?

MD: Die Idee einer Vereinsgründung entstand durch den Umstand, dass sich immer die gleiche Gruppe von Luftfahrtenthusiasten auf der "alten" Besucherterrasse traf und man das Potential für einen gemeinsamen "Verein der Flughafenfreunde" sah. Nachdem man sich nun regelmäßig traf, entstand schon kurz nach der Gründung des Vereins das erste Infomagazin namens "APPROACH". Dieses Magazin erfreute sich schon bald großer Beliebtheit, wurden doch erstmals Informationen betreffend neue Airlines, geänderte Flugzeiten und Neuerungen am VIE publiziert, und das in der "Vor-Internet-Ära".

AW: Wie viele Mitglieder zählte der Verein im ersten Jahr und wie viele sind es heute?

MD: Bei der Gründung des Vereins im Jahre 1992 waren gerade einmal acht Mitglieder eingetragen. Langsam aber stetig stieg die Zahl an, heute sind es 210 Mitglieder. Diese Entwicklung war kontinuierlich, denn das Interesse am Flughafen Wien und an der zivilen Luftfahrt ist auch heute noch ungebrochen. Leider stagnierte die Zahl der Neumitglieder aber in den vergangenen drei Jahren. Der Grund dafür liegt meiner Meinung nach darin, dass die Mitgliedschaft in einem Verein für Jugendliche heutzutage kaum noch interessant erscheint. Doch was nutzen mir 300 Facebook Freunde, wenn ich meine Leidenschaft für die zivile Luftfahrt mit sonst niemandem teilen kann? Wir versuchen aber mit einem interessanten Vereinsprogramm, dem "APPROACH" Magazin, sowie einem umfangreichen Serviceangebot, das Vereinsleben für Neumitglieder interessant und attraktiv zu gestalten.

AW: Der Name des Vereins sagt explizit aus, dass Ihr dem Flughafen Wien wohlgesonnen seid. Ich stelle mir das manchmal durchaus schwierig vor, angesichts der Skandale (Skylink, Bonuszahlungen für Vorstände) und des mitunter trägen Apparats, bei dem man oft den Eindruck hat, dass nichts weitergeht ...

MD: Als Mitglied der Flughafenfreunde Wien ist man natürlich dem VIE wohlgesonnen. Auch wenn wir nur wenig Öffentlichkeitsarbeit für unseren Verein machen, so sehen sich unsere Mitglieder doch auch als "Vertreter" des Flughafens. In vielen Einzelgesprächen im Familienkreis, am Arbeitsplatz oder generell im persönlichen Umfeld, wird Werbung für den Flughafen Wien betrieben. Unser Anliegen ist es daher, dass der Flughafen Wien weiter expandiert und wir zukünftig möglichst viele neue Airlines in Wien begrüßen dürfen. Die Bedeutung des Wirtschaftsmotors Flughafen ist unbestritten, leider gilt aber immer noch die Regel "Only bad news are the good news" und so werden wohl auch in Zukunft die Flughafengegner mehr Gehör finden als die Flughafenbefürworter. Am Flughafen Wien gab es in den letzten Jahren leider einige Fehlentscheidungen zu verantworten, die neuen Flughafenvorstände geben aber Anlass zur Hoffnung, dass am Standort neue Zeiten angebrochen sind.

Zu Gast im Trainingscenter einer großen Airline
Zu Gast im Trainingscenter einer großen Airline

AW: Wie ist Euer Verhältnis zum Flughafen momentan?

MD: Unser heutiges Verhältnis zur Flughafen Wien AG ist ausgezeichnet. Es freut mich, dass man in den letzten Jahren auch am Flughafen Wien erkannt hat, dass die Flughafenfreunde ihren Beitrag zum positiven Image des Flughafens leisten. Wir haben zu vielen Verantwortlichen am Flughafen einen engen Kontakt. Diese guten Beziehungen geben uns die Möglichkeit, auch hinter die Kulissen des Flughafens blicken zu dürfen. So gehören Einladungen zu Besichtigungen und Führungen am Standort Schwechat zum Alltag. Zahlreiche Besuche in der Gepäcks- oder Sicherheitszentrale, der Flughafenfeuerwehr, beim Zoll am Tower oder direkt an Bord manches Großraumjets, sorgten in der Vergangenheit für Begeisterung unter den Mitgliedern. Ohne die nötige Unterstützung durch die Flughafen Wien AG, wären diese Besichtigungen niemals zu ermöglichen gewesen.

AW:Wer ist bei den Flughafenfreunden Mitglied?

MD: Fliegen Sie gerne? Besuchen Sie an ihren Urlaubsort auch die lokalen Flughäfen? Sind ihre Reisen zumeist auch mit besonders interessanten Flügen verbunden? Gehören Sie zu jenen Passagieren, die sich freuen, wenn ihre Airline einen zusätzlichen Stopp auf ihrem Flug einlegt? Sind Sie Stammgast am Flughafen Wien und ist für Sie auch der Weg das Ziel? Genau, ich denke damit habe ich schon angesprochen was uns miteinander vereint! Die Bandbreite unserer Mitglieder reicht vom Straßenkehrer bis zum Rechtsanwalt. Besonders freut mich aber, dass es mir gelungen ist, auch immer mehr Flughafen-Mitarbeiter als Mitglieder zu gewinnen. Auch so mancher Airline-Repräsentant gehört inzwischen unserem Verein an. Dieser Mischung aus Profis und Luftfahrtenthusiasten macht genau den richtigen Mix aus. Wobei man sich nicht beirren lassen sollte, so mancher Enthusiast ist heute schon ein großer Profi, wenn es um das Thema Luftfahrt und Flughafen Wien geht.

Grenzüberschreitend: Vereinsausflug zum Flughafen Pressburg/Bratislava
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Vereinsausflug zum Flughafen Pressburg/Bratislava

AW: Warum sollen Luftfahrtenthusiasten bei Euch Mitglied werden?

MD: Zunächst möchte ich einmal eine Einladung an alle Leser von Austrian Wings aussprechen. Jeder, der sich für unseren Verein interessiert, ist herzlich willkommen, einmal unverbindlich zu einem unserer Vereinsabende vorbei zu schauen um sich einen Eindruck über uns zu verschaffen. Ein großes Argument für eine Mitgliedschaft bei den Flughafenfreunden sind unsere monatlichen Vereinsabende. An diesen Abenden begrüßen wir Gäste aus dem Airline/Flughafen Business, um einen Überblick über deren Produkte und deren Arbeit zu bekommen. Diese Abende in einer gemütlichen Runde in unserem Lokal Dubliner am Flughafen Wien dauern oft länger als angedacht, weil sich interessante und spannende Diskussionen ergeben. Trotz moderner Medien wie dem Internet, erfreut sich unser gedrucktes "APPROACH" Magazin weiterhin großer Beliebtheit. Und natürlich sind da unsere beliebten Ausflüge und Besichtigungen, die ich an dieser Stelle erwähnen möchte.

Gut besucht - der Vereinsabend im Dubliners am Flughafen Wien
Gut besucht - der Vereinsabend im Dubliners am Flughafen Wien

AW: Die Luftfahrt ist ja eher eine Männerdomäne. Sind Frauen bei Euch willkommen und wie hoch ist aktuell deren Anteil?

MD: Ladys first! Ich würde mich freuen, wäre der Anteil an Frauen höher als derzeit. Mit gerade einmal fünf weiblichen Mitgliedern ist dieser Anteil nämlich extrem gering. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Umstand aber zukünftig ändert, denn bekanntlich sind die Frauen ja auch die besseren Piloten ...

AW: Seit wann bist Du Obmann und welche Weiterentwicklungen beziehungsweise Veränderungen gab es in dieser Zeit?

Obmann Martin Dichler bei der A380 Erstlandung in Wien
Obmann Martin Dichler bei der A380 Erstlandung in Wien

MD: Ich freue mich, seit dem Jahr 2000 als Obmann dem Verein vorzustehen. Ich hatte von Anfang an das Ziel, unsere Beziehungen zur Flughafen Wien AG, als auch zu den Airlines zu verbessern. Wichtig erschien mir auch, die Öffentlichkeit über unsere Aktivitäten vermehrt zu informieren und Eigenwerbung zu betreiben. So habe ich mich über die Interviewanfrage von Austrian Wings sehr gefreut. Ich denke, dass unser Verein für viele Luftfahrtfreunde von Interesse sein könnte, genauso wie ich meine, dass dieses Luftfahrtmagazin einen großen Beitrag dazu leistet, Luftfahrtbegeisterte mit aktuellen Informationen zu versorgen.

AW: Wir danken für das Gespräch und wir wünschen den Flughafenfreunden alles Gute für die nächsten 20 Jahre.

MD: Danke, ebenfalls alles Gute für Austrian Wings.

Fotos: Flughafenfreunde Wien

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Flughafenfreunde Wien

(red)