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Auch Lufthansa vergibt Notausgangsplätze nun gegen Aufpreis

Nach ihrer Österreich-Tochter AUA, führt nun auch die Deutsche Lufthansa selbst die Vergabe von Plätzen in den Reihen mit Notausstiegen gegen Aufpreis ein. Eine Praxis, die bei Piloten, Flugbegleitern und Sicherheitsfachleuten zunehmend umstritten ist.

Bisher konnten diese Plätze nicht vorab reserviert werden, sondern wurden erst am Check-In vergeben, nachdem sich ein Mitarbeiter der Airline persönlich davon überzeugt hatte, dass der dort sitzende Passagier alle erforderlichen Kriterien erfüllt, sprich, dass er - landläufig formuliert - fit und gesund ist.

„Notausgänge sind bei der Lufthansa grundsätzlich geblockt“, so Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty. Erst beim Einchecken entscheidet das Bodenpersonal nach eigenem Ermessen und unter Berücksichtung der Vorschriften, wer die begehrten Plätze bekommt", erklärte Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty einst gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Focus".

Das hat nun scheinbar keine Gültigkeit mehr, denn ab dem 26. November können Passagiere diese speziellen Sitzplätze gegen einen Aufpreis von bis zu 60 Euro vorab reservieren. Ohne je von einem Airlinemitarbeiter auf ihre Eignung, dort zu sitzen, überprüft worden zu sein. Der Lufthansa reicht es offenbar - wie ihrer Tochter AUA - dass der Reisende mit einem Mausklick bestätigt, sich seiner Verantwortung, die er im Ernstfall hat, bewusst zu sein.

Die Realität sieht allerdings häufig anders aus, wie langjährige Check-In Mitarbeiter anderer Airlines, bei denen diese Praxis schon vor längerem eingeführt wurde, gegenüber Austrian Wings berichten: "Wir haben besonders viele ältere und gebrechliche Leute, oder Menschen mit Behinderungen, die sich wegen des größeren Platzangebotes dort hinsetzen wollen. Die haben auch alle brav ihren Mausklick gemacht und bestätigt, dass sie dafür geeignet sind, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist."

Diese Reisenden müssten dann mühsam vom Personal am Gate oder den Flugbegleitern umgesetzt werden, was mitunter zu Diskussionen führe, schließlich habe der Gast ja für den Komfort bezahlt.

"Oft genug werden diese Diskussionen dann vermieden und der völlig ungeeignete Passagier sitzt schließlich beim Notausgang. Ich habe den Eindruck, dass Airlines mit dieser Praxis im schlimmsten Fall Profit auf Kosten der Sicherheit machen, vielleicht sogar, ohne sich dessen bewusst zu sein", schlussfolgert eine österreichische Flugbegleiterin.

(red / Titelbild: Notausstieg; der größere Komfort bei diesen Plätzen bringt auch eine enorme Verantwortung mit sich; nicht immer sind sich Reisende dessen jedoch bewusst, manchmal wird dies von ihnen scheinbar auch schlichtweg ignoriert - Foto: Austrian Wings Media Crew)