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"Lärmgegner": Verzerrte Behauptungen für ein konstruiertes Problem?

Die in einer gestrigen Veranstaltung seitens Bürgerinitiativen geäußerten Kritikpunkte im Zusammenhang mit Flugverkehr weist der Flughafen Wien deutlich zurück. Behauptete "Gesundheitskosten durch Fluglärm", erscheinen, wie auch alle anderen erhobenen Vorwürfe, für den Wiener Flughafen nicht nachvollziehbar, wie dieser mitteilte.

Die in einer Aussendung der "BI Liesing gegen Fluglärm und die 3. Piste" zitierte Studie von Prof. Greiser und die darin aufgeführten Gesundheitsauswirkungen seien, wie die Flughafen Wien AG feststellt, aufgrund der unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten nicht auf andere Airports übertragbar. Ebenso wenig nachvollziehbar ist für den Flughafen die von der BI behauptete "massive Grundstücksentwertung": Laut regelmäßigen objektiven Erhebungen steigen die Grundstückspreise in den Anrainergemeinden rund um den Flughafen massiv an, wird vorgerechnet. Ein Faktum, das auch Austrian Wings-Recherchen in der Vergangenheit bereits mehrfach ergeben haben.

"Unserer Erfahrung nach wird kein genereller Abschlag für Lärmbelästigung durch die Flugrouten über das Stadtgebiet bei der Immobilienbewertung in Ansatz gebracht", erklärte etwa der Österreichische Verband der Immobilientreuhänder auf Anfrage unserer Redaktion. Aus welcher Quelle die Liesinger Anti-Fluglärm-Gruppierung somit ihre Informationen zu einer "massiven Grundstücksentwertung" bezieht, bleibt daher unklar und dürfte nach derzeitiger Erkenntnis auch kaum auf solide recherchierten Tatsachen fußen.

Auch gilt Professor Greiser in Fachkreisen als nicht unumstritten und es besteht weiters der Verdacht, dass sein Gutachten überhaupt fehlerhaft sein könnte. Dessen ungeachtet wird dieses bedauerlicherweise von einigen österreichischen Flughafengegnern wiederholt unreflektiert als wichtiges Argument vorgebracht, um die angeblich gesundheitsschädigende Wirkung von Fluglärm zu untermauern.

Auch von einer Bevorzugung der Luftfahrt könne angesichts der Flugticketabgabe, die es in einer solchen Form für keinen anderen Verkehrsträger gibt, keine Rede sein, meint der Flughafen. Zum Vorwurf der Grundsteuer-Befreiung für den Airport sei darüber hinaus klarzustellen, dass der Flughafen Wien im Gegenzug dazu der einzige Verkehrsträger ist, der seine Straßeninfrastruktur am Standort selbst finanzieren muss. Jährlich sind hier Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe zu tätigen, was einen ungleich höheren Betrag als die anfallende Grundsteuer ausmacht, erinnert die Flughafen Wien AG.

Konkrete Verbesserungsmaßnahmen statt Polemik: Dialogforum Flughafen Wien

Während einzelne Gruppierungen mit teils konstruierten Argumenten, denen vielfach jegliche wissenschaftlich-objektive Belegbarkeit fehlt, gegen den Wirtschafts- und Jobmotor Luftfahrt polemisieren, arbeiten andere an tatsächlichen Verbesserungen für Betroffene: Im "Dialogforum Flughafen Wien", einem gemeinnützigen Verein, finden sich 16 Bürgerinitiativen, alle Anrainergemeinden, die Bundesländer Wien und Niederösterreich, Austro Control, Austrian Airlines und Flughafen Wien laufend ein, um Maßnahmen zur Verringerung der Flugverkehrsbelastung und Verbesserung der Lebensqualität herbeizuführen. Eine Nachtflugregelung, ein Lärmgebührenmodell für laute Flugzeuge, ein Lärmschutzprogramm mit strengeren Grenzwerten als es das Gesetz vorsieht und vieles mehr sind bereits heute Realität und konkrete Ergebnisse, welche die Mitglieder des Dialogforums in dieser jahrelangen Zusammenarbeit zum Wohle der gesamten Bevölkerung im Großraum Wien und der Flughafen-Umgebung bereits hervorgebracht haben, betont der Airport.

Anrainer-Kritik an Bürgerinitiative

Eine junge Mutter zeigt sich bei einem Lokalaugenschein von Austrian Wings in Wien-Liesing verwundert. "Ich bin vor vier Jahren hierher, in die Stipcakgasse, gezogen. Zuvor habe ich in Hennersdorf gewohnt. Dass wir hier im südlichen Wien ein Fluglärmproblem haben sollen, musste ich auch erst durch die Berichterstattung über die Bürgerinitiative in einer Lokalzeitung erfahren", so die 26jährige kopfschüttelnd. Und ihr Nachbar, ein Hausbesitzer in derselben Straße, fügt hinzu: "Ich muss sagen, dass ich die U-Bahn und den Verkehrslärm der Triester Straße ungleich lauter wahrnehme, und das aber fast rund um die Uhr." Flugbewegungen bekomme der 45jährige hingegen kaum mit, wie er betont, und ist verärgert: "Hier maßt sich eine verschwindend kleine Gruppe von Leuten an, für alle Bewohner pauschal zu sprechen und zu implizieren, dass wir hier ein Problem hätten, von dem jedoch wirklich keine Rede sein kann!" Für wie viele "Betroffene" die besagte Bürgerinitiative tatsächlich sprechen kann, bleibt auch insofern fraglich, als Liesing etwa 100.000 Einwohner zählt, von denen bei einem zurückliegenden BI-Informationsabend im September nur etwa 300 (das entspricht also rund 0,3 Prozent der Liesinger Bevölkerung) anwesend waren, wie die Initiatoren selbst auf ihrer Homepage eingestehen müssen.

Auch bei unseren Nachbarn in Deutschland hat übrigens eine Umfrage ergeben, dass sich die Mehrheit der Bürger nicht durch Fluglärm gestört fühlt.

(red ON, ND, Aig / Flughafen Wien / Titelbild: Der Flughafen Wien bei Nacht: Das Unternehmen sichert am Standort unmittelbar 20.000 Arbeitsplätze, ist der wichtigste Jobmotor der gesamten Ostregion und engagiert sich im Dialogforum für bestmöglichen Anrainerschutz - Foto: Markus Dobrozemsky)