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Fluglärm bremst kognitive Entwicklung, doch ohne gesundheitliche Auswirkung

Die Auswirkungen von (Flug-) Lärm auf Kinder wurde nun im Zuge einer Studie untersucht, die speziell die Region um den Flughafen Frankfurt unter die Lupe nahm.

Die Autoren der Norah-Lärmstudie (Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health) kamen zu der Conclusio, dass mit zunehmender Lärmbelastung der Erwerb der Lesekompetenz bei Kindern verzögert stattfände. Bei einem Zuwachs des Dauerschallpegels um 10 Dezibel in betroffenen Schulen ergebe sich ein Rückstand beim Lesenlernen um einen Monat im Vergleich zu Schulen in anderen Gegenden, so die Studie. Bei plus 20 Dezibel sind es zwei Monate.

 

Fluglärm lenkt ab, ist aber kein Karrierehemmnis

Interessant fiel dabei auf, dass sich dieser Effekt bei Kindern mit Migrationshintergrund deutlich weniger ausgeprägt darstellte - er war kaum nachweisbar. Zudem bekräftigt die Studie, dass es keine gesundheitlichen Auffälligkeiten gäbe, was jedenfalls die oftmals reißerische Darstellung einzelner Privatinitiativen widerlegt. Vorrangig unterbreche das Geräusch startender oder landender Flugzeuge die Konzentration der Kinder, da diese in solchen Situationen interessiert zum Fenster hinausblicken. "Sie verpassen eine Lerngelegenheit", beschreibt es eine Diplom-Psychologin der Universität Kaiserlautern.

 

Keine Bestätigung fand jedenfalls die Annahme, dass sich Fluglärm negativ auf Hörverständnis oder Lautunterscheidung auswirke. Lernen unter der Einflugschneise sei per se auch kein Karrierehemmnis, nimmt Studienleiterin Maria Klatte allfälligen einseitig agierenden "Fluglärm-Demonstranten" den Wind aus den Segeln. Auch sei der prozentuale Anteil an Kindern aus "lärmbelasteten" Volksschulen, die anschließend ein Gymnasium besuchen, keinesfalls niedriger als es bei Schulen in ruhigeren Lagen zu verzeichnen ist.

 

"Norah" führt letztlich auch aus, dass die Lebensqualität im Rhein-Main-Gebiet sowohl von Erwachsenen als auch Kindern als durchgehend hoch empfunden und beschrieben wird.

 

Im Laufe der Studie wurden 85 Klassen von 29 Schulen unterschiedlicher Lage im deutschen Rhein-Main-Gebiet evaluiert; 1.243 Zweitklässler, 1.185 Eltern und 85 Lehrkräfte wurden einbezogen und befragt. Der gemessene Dauerschallpegel, dem die Schüler ausgesetzt waren, reichte von 39 bis 59 Dezibel.

 

Michael Bußer von der hessischen Landesregierung begrüßte die nun vorliegenden Ergebnisse, die zu einer "Versachlichung der Fluglärmdebatte" dienen sollen. Die festgestellten Auswirkungen zeigen sich messbar, aber nicht dramatisch. Man werde, so Bußer, das "Übel an der Wurzel packen" und für die Reduktion vermeidbaren Lärms sorgen. Flughafenbetreiber Fraport spricht sich dafür aus, Lärmschutz so zielgerichtet als möglich einzusetzen. Fluglärm beeinflusse die Lesefähigkeiten von Kindern "messbar, aber insgesamt vergleichsweise gering" verglichen mit "sozioökonomischen Einflüssen oder unterrichtlichen Rahmenbedingungen". Laut dem deutschen Bundesumweltministerium fühlt sich die Hälfte der Deutschen vor allem durch Straßenverkehrslärm beeinträchtigt.

 

 

 

(red CvD / Aig / Titelbild, Symbolfoto: Austrian Wings Media Crew)