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Millionenverlust bei Air Berlin, Etihad schießt frisches Kapital zu

Die NIKI-Konzernmutter Air Berlin hat 2013 unterm Strich einen Verlust von 315,5 Millionen Euro eingeflogen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank von einem Plus von 70,2 Millinoen Euro im Jahr 2012 auf ein Minus 231,9 Millionen Euro. Der Konzernumsatz ging von 4,31 Milliarden Euro auf 4,15 Milliarden zurück. Der Yield (Umsatz pro Passagier) stieg um 0,8 Prozent auf 121,0 Euro (Vorjahr: 120,1 Euro). Der Umsatz pro angebotenem Sitzplatzkilometer (RASK) erhöhte sich 2013 um 1,3 Prozent auf 7,24 Eurocents (Vorjahr: 7,15 Eurocents), während die Kosten pro angebotenen Sitzplatzkilometer (CASK) um 3,5 Prozent inklusive Treibstoff- und Remanenzkosten stiegen.

Air Berlin hat nach eigenen Angaben "die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um durch einen beschleunigten und vertieften Turnaround nachhaltig profitabel zu werden. Durch eine umfassende Rekapitalisierung fließen dem Unternehmen bis Jahresende 450 Millionen Euro zu und statten Air Berlin mit einer soliden Finanzstruktur für eine tiefgreifende und umfassende Neustrukturierung aus."

Diese Rekapitalisierung stehe auf zwei Säulen, teilte der deutsche Billigflieger mit: Zum einen habe Etihad Airways eine Wandelanleihe in Höhe von 300 Millionen Euro gezeichnet. Da diese Anleihe nachrangig sei und über eine unbegrenzte Laufzeit verfüge, werde sie nach IFRS-Rechnungslegung als Eigenkapital verbucht.

Zum anderen werde die Air Berlin group am Kapitalmarkt eine Anleihe in Höhe von mindestens 150 Millionen Euro platzieren, um die Finanzstruktur weiter zu stärken. Diese Anleihe wurde von Anoa Capital arrangiert. Der Erlös werde für allgemeine Unternehmensfinanzierung genutzt. Darüber hinaus werde den Investoren der 2014 und 2015 fällig werdenden Anleihen angeboten, ihre bestehenden Anleihen zu Vorzugsbedingungen, in neue Anleihen mit einer Fälligkeit in 2019 einzutauschen. Air Berlin stehe zudem ein nicht ausgeschöpfter Gesellschafterkredit zur Verfügung, dessen Laufzeitende von 2016 auf 2021 verlängert worden sei. Nach dieser Rekapitalisierung werde die Eigentümerstruktur der Air Berlin PLC unverändert bleiben.

Um die Management-Kapazität für den Turnaround-Prozess zu stärken, werde das Air Berlin Management Board um die Funktion eines Chief Restructuring Officer (CRO) erweitert. Ab Mai werde Marco Ciomperlik die Funktion des CRO übernehmen und den Neustrukturierungs- und Turnaround-Prozess koordinieren und steuern. Marco Ciomperlik war in führender Position in einem Beratungsunternehmen und in den letzten fünf Jahren als Chief Maintenance Officer bei Air Berlin tätig, wo er "erfolgreich Neustrukturierungsmaßnahmen in seinem Verantwortungsbereich" umgesetzt habe. Wie bereits berichtet werde Götz Ahmelmann zum 1. Juli das Amt des Chief Commercial Officer übernehmen. Götz Ahmelmann hat umfangreiche Erfahrung im Luftverkehrsbereich und war zuletzt für den Europa-Vertrieb bei dem größten Wettbewerber von Air Berlin zuständig.

"Auf der Basis einer substanziell verbesserten Finanzstruktur und verstärkter Management-Kapazität vertiefen und beschleunigen wir jetzt die fundamentale Neustrukturierung", sagte Wolfgang Prock-Schauer, CEO Air Berlin. "Auch wenn Turbine planmäßig gelaufen ist und in 2014 seine volle Wirkung entfalten wird, müssen wir den Druck bei der Umsetzung erhöhen, weitere Maßnahmen vorantreiben sowie unsere Handlungsoptionen, die auch das langfristige Geschäftsmodell betreffen, grundsätzlich evaluieren. Diese Neustrukturierung wird auf Effizienz fokussiert sein, während unser Hauptanliegen, unseren Gästen und Partnern weiterhin besten Service zu bieten, unverändert bleibt. Wir begrüßen das Vertrauen unserer Anteilseigner und des Kapitalmarktes, das uns eine fundamentale Neustrukturierung ermöglicht."

Zudem forderte Wolfgang Prock-Schauer die Bundesregierung auf, positive Rahmenbedingungen für die Luftverkehrswirtschaft zu gewährleisten und die Luftverkehrssteuer abzuschaffen. Im Geschäftsjahr 2013 betrug die Summe der von Air Berlin abgeführten Luftverkehrssteuer 142,9 Millionen Euro.

"Mit unserer erfolgreichen, umfassenden Rekapitalisierung gewinnen wir den notwendigen Handlungsspielraum, um die Fluggesellschaft grundlegend zu restrukturieren und zurück in die Profitabilität zu führen. Den Investoren der 2014 und 2015 fälligen Anleihen bieten wir eine attraktive Option zum Umtausch, um die Fälligkeitsstruktur der Verbindlichkeiten zu entspannen. Damit können wir uns voll auf die operative Neustrukturierung fokussieren", sagte Ulf Hüttmeyer, Air Berlin Chief Financial Officer.

Im Jahr 2014 wird Air Berlin fest geplante, weitere Turbine Maßnahmen wie die Einführung eines neuen Revenue Management Systems, die weitere Optimierung von Streckennetz und Flotte sowie die Steigerung der Personal-Produktivität umsetzen. Zusätzlich werden die Synergieeffekte mit Etihad Airways auf der einen und den oneworld® Partnern auf der anderen Seite weitere Verbesserungen erbringen. Um diese Maßnahmen zu evaluieren und das Top Management bei der Umsetzung einer tiefgreifenden und umfassenden Restrukturierung zu unterstützen, wird Air Berlin eine Unternehmensberatung beauftragen.

Air Berlin beförderte im vergangenen Jahr 31,5 Millionen Gäste. Die Auslastung der Flugzeuge wurde um fünf Prozentpunkte auf 84,8 Prozent gesteigert, die -flotte wurde um 15 Flugzeuge auf 140 Maschinen reduziert.

Zum Stichtag am 31. Dezember 2013 und damit vor den neuen Anleihen verfügte Air Berlin über Eigenkapital in Höhe von minus 181,9 Millionen Euro, über liquide Mittel in Höhe von 223 Millionen Euro und den Zugriff auf einen nicht ausgeschöpften Gesellschafterkredit in Höhe von 120 Millionen US-Dollar.

(red / Air Berlin / Titelbild: Boeing 737-700 von Air Berlin, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew)