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[U] Malaysia Airlines Boeing 777 über Ukraine abgeschossen

Nach Berichten der Nachrichtenagentur Interfax wurde Donnerstag Nachmittag eine malaysische Boeing 777-200ER in der Ukraine - im Grenzgebiet zu Russland - durch eine Boden-Luft Rakete abgeschossen. Auch der US-Geheimdienst bestätigt dies.

Die Maschine mit der Kennung 9M-MRD war als Flug MH017 im Reiseflug auf 33.000 Fuß (ungefähr 10.000 Meter) auf dem Weg von Amsterdam - wo sie um 12:14 startete - nach Kuala Lumpur. An Bord waren 283 Passagiere und 15 Crewmitglieder.

Dieses Video soll die brennenden Wrackteile zeigen - Quelle: YouTube

Laut Augenzeugenberichten stürzten die Wrackteile 50 km vor dem Einflug in den russischen Luftraum - auf ukrainischem Territorium - in der Nähe des Ortes Grabovo - ab. Malaysia Airlines hat bereits bestätigt, dass man den Kontakt zu der Boeing 777 verloren habe. Auch das ukrainische Innenministerium hat den Absturz inzwischen bestätigt und teilte mit, dass es keine Überlebenden gebe. An Bord waren laut Angaben des Vizepräsidenten von Malaysian Airlines 4 Deutsche, 154 Niederländer, 27 Australier, 23 Malaysier, 11 Indonesier, 6 Briten, 4 Belgier, 3 Philippiner und ein Kanadier.

Regierungstruppen und Separatisten wiesen sich gegenseitig die Schuld zu, das Passagierflugzeug abgeschossen zu haben. Nach aktuellem Kenntnisstand dürften jedoch die Aufständischen für die Tat verantwortlich sein, diese dementieren allerdings. Laut Angaben des ukrainischen Geheimdienstes wurde jedoch ein Telefongespräch abgehört, im Zuge dessen die Separatisten den Abschuss zugegeben hätten, womöglich aber davon ausgegangen waren, eine ukrainische Militärmaschine vom Typ Antonov An-26 ins Visier genommen zu haben.

Lufthansa, die - wie zahlreiche andere Airlines - Routen über das betroffene Gebiet fliegt, hat umgehend reagiert: "Die Lufthansa hat sich entschieden, von sofort an den ukrainischen Luftraum weiträumig zu umfliegen", so eine Sprecherin der Fluggesellschaft. Allerdings: Mehrere Airlines meiden den Überflug bereits seit Anfang März.

Prorussische Separatisten meldeten im Laufe des Donnerstag Abends, den Flugschreiber gefunden zu haben und ihn nach Russland zur Auswertung übermitteln zu wollen. Wrackteile sind in einem Gebiet von etwa 25 Quadratkilometern Fläche verstreut.

Interfax teilte Freitag Vormittag mit, dass vorerst 121 Tote geborgen wurden. Am Samstag zählte man bereits 186 aus den Trümmern befreite Verstorbene, wie der staatliche ukrainische Rettungsdienst mitteilte.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat eine Untersuchungskommission einberufen, zu welcher auch Experten aus den Niederlanden und Malaysia eingeladen wurden.

Beobachter sprechen jedoch von "chaotischen Zuständen" an der Absturzstelle, über hundert Opfer sind nicht auffindbar und Ermittler sollen auch über längere Zeit hinweg an ihrer Arbeit gehindert worden sein, obgleich die Rebellen zugesagt hatten, sich kooperativ verhalten zu wollen. Einzelne Wrackteile sollen außerdem bereits nach Russland transportiert worden sein - die ukrainische Regierung beschuldigt die Aufständischen in diesem Zusammenhang der Vernichtung von Beweismitteln.

Für Malaysia Airlines könnte dieser erneute Flugzeugverlust - nach der verschollenen B777 "MH370" - gravierende Konsequenzen haben - neben dem gewaltigen Imageschaden ist auch die Finanzsituation der Fluggesellschaft mehr als angespannt. Nach diesem jüngsten Unglück fiel der Aktienkurs, Experten sprechen teilweise bereits von einer fraglichen Zukunft des Unternehmens.

(red CJ / Aig / Titelbild: Malaysia 777, aufgenommen am Flughafen Frankfurt - Foto: Christian Schenkl)