Punktlandung

"Sicherheits"-Kontrollen vor Flughäfen? Die Verlagerung eines Problems

Nach den verheerenden Terroranschlägen in Brüssel überlegen EU-Gremien jetzt die Einführung von Sicherheitskontrollen vor den Terminalgebäuden auf Flughäfen. Soll das wirklich die Lösung eines Problems darstellen? - Eine Punktlandung aus aktuellem Anlass.

Jedes Mal, wenn etwas Schlimmes passiert, sind diverse Politiker mit vermeintlich raschen Lösungsstrategien zur Stelle. Das Problem dabei ist allerdings, dass viele dieser als "Lösungen" verkauften Konzepte oft wenig durchdacht, sondern vielmehr als Schnellschüsse anzusehen sind. Das hat man bei den nach 9/11 eingeführten hermetisch verriegelten Cockpittüren ohne verpflichtendes "Vier-Augen-Prinzip" auf tragische Art und Weise gesehen: Ob man damit einen Terroristen aussperren konnte, ist zwar nicht gesichert zu beantworten, dafür aber konnte sich in der jüngeren Vergangenheit (2013 und 2015) in mindestens zwei Fällen Piloten als "Selbstmord-Attentäter" einsperren und damit rund 200 Menschen in den sicheren Tod befördern.

Sinnloser Aktionismus der Politik offenbart sich auch in den weitgehend nutzlosen Sicherheitskontrollen für Flugzeugbesatzungen oder dem Flüssigkeitsverbot an Bord von Verkehrsflugzeugen, welches in erster Linie der Wirtschaft zugute kommt - denn sie kann nun vermeintlich "terrorsichere" Getränke zu sprichwörtlichen Apothekerpreisen nach den Sicherheitskontrollen verkaufen, sehr zum Ärger der Reisenden.

Mit 3,20 Euro Wucherpreis für eine kleine Flasche Mineralwasser fällt etwa das Airbrew auf dem Flughafen Wien im Skylink besonders negativ auf. Die EU-Kommission fordert, dass eine Flasche Wasser nicht mehr als 1 Euro kosten soll - Foto: Huber / Austria
Mit 3,20 Euro Wucherpreis für eine kleine Flasche Mineralwasser fällt etwa das Airbrew auf dem Flughafen Wien im Skylink besonders negativ auf. Die EU-Kommission fordert, dass eine Flasche Wasser nicht mehr als 1 Euro kosten soll - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Und nun droht also der nächste "Geniestreich" jener politisch (Un-)Verantwortlichen, die nicht zuletzt durch das jahrelange Ignorieren islamistischer Terrorgefahr überhaupt erst dazu beigetragen haben, dass wir uns heute in Europa in einer Situation befinden, die Unschuldige durch religiös motivierte Anschläge das Leben kostet, Menschen ihre Lebenspartner oder Kindern ihre Eltern nimmt.

Mit STG 77 und Glock 17 bewaffnete Polizisten auf dem Flughafen Wien als Folge der Terroranschläge von Brüssel - Foto: Austrian Wings Media Crew
Mit STG 77 und Glock 17 bewaffnete Polizisten auf dem Flughafen Wien als Folge der Terroranschläge von Brüssel - Foto: Austrian Wings Media Crew

Um uns zu "schützen" und Anschläge wie auf dem Flughafen Brüssel zu vermeiden, überlegt die so genannte politische "Elite" Europas nun allen Ernstes, Personen zu kontrollieren, bevor diese einen Flughafen betreten. Als ob das künftig Opfer bei Anschlägen oder gar Terrorszenarien selbst vermeiden könnte! Denn sprengt sich der Attentäter inmitten der dann vor dem Terminalgebäude wartenden Menschenschlangen in die Luft, ist der Blutzoll um nichts geringer. Er wurde damit lediglich um wenige Meter ortsverlagert.

Eine umgehende Absage erteilte diesen jüngsten "Sicherheits"-Plänen glücklicherweise Flughafen Wien-Vorstand Julian Jäger: "Das ist eine Placebo-Maßnahme, die scheinbar die Sicherheit erhöht, den Ort der Gefährdung aber nur verlegt", so auch der Airportchef. Oder, mit anderen Worten ausgedrückt: Die Opfer würden bei einem Anschlag dann eben auf der Zufahrtsstraße anstatt im Terminal ums Leben kommen. Diese dahinter stehende Sicherheits-"Logik" kann wohl bestenfalls kreativbürokratischen EU-Schubladen realitätsferner Schreibtischtäter entstammen.

Das tatsächliche Problem liegt an völlig anderer Stelle

Wenn es dafür nicht bereits zu spät ist, muss der Kern des Problems an seiner tatsächlichen Wurzel gepackt werden. Dazu bedarf es auch der Einbindung liberaler und säkularer Muslime, welche der Missintrepretation von Religion zum Ziel der Gewaltverbreitung zweifellos eine klare Absage erteilen. Amer Albayati, Präsident der Initiative liberaler Muslime Österreichs betont: "Wir weisen seit Jahren darauf hin, dass die Terrorbedrohung durch radikale Islamisten in Europa auf die leichte Schulter genommen wird. Wir warnten unmittelbar vor diesen Anschlägen öffentlich vor Racheakten aufgrund der vorangegangenen Verhaftungen. Diese Anschläge waren leider keine Überraschung. Aber leider verhallten auch dieses Mal die Warnungen ungehört. Solange die Politiker in Europa die Wurzeln der islamistischen Radikalisierung nicht ernsthaft bekämpfen, wird die Terrorgefahr mit jedem Tag weiter steigen. Radikalisierung beginnt bereits in den Kindergärten. Die Politik wählt hier aber seit Jahrzehnten die untaugliche Strategie des Wegschauens."

So lange also die Politiker die Hebel nicht an den richtigen Stellen ansetzen, werden auch weiterhin grauenhafte Anschläge unter dem Deckmantel religiösen (Miss-)Verständnisses im Herzen unserer Städte zu verzeichnen sein. Und Flughäfen werden eines von vielen für Terroristen attraktiven Zielen dafür bleiben, ob es nun an den Terminaleingängen "Sicherheits"-Kontrollen gibt oder nicht.

Text: HP, MA: AG
Titelbild: Symbolbild Sicherheitskontrolle - Foto: Austrian Wings Media Crew

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.