Punktlandung

Luftfahrtsicherheit und Terrorgefahr: Von Israel lernen

Nicht erst seit den jüngsten Terroranschlägen von Paris mit fast 130 Toten fragen sich viele Menschen im Land, ob die europäische Politik den islamistisch motivierten Terrorismus über Jahre hinweg massiv unterschätzt hat. Dabei gab es Warnungen genug - und auch vorangegangene Anschläge, die hätten aufrütteln müssen. Eine Punktlandung aus gegebenem Anlass - denn beim Thema Terror spielt gerade die Luftfahrt seit jeher eine maßgebliche Rolle.

1985 ermordeten palästinensische Terroristen auf dem Flughafen Wien mehrere Passagiere eines EL AL Fluges und verletzten zahlreiche weitere Menschen. Am gleichen Tag verübten islamistische Terroristen auf dem Flughafen Rom einen weiteren Anschlag und töteten 16 Menschen. Drei Jahre später brachte eine Bombe einen Jumbo der US-Fluggesellschaft Pan Am über Lockerbie zum Absturz, 270 Unschuldige verloren ihr Leben - ob die Täter nun Libyer (wie offiziell verlautbart) oder doch eher Iraner (wie etliche Fachleute meinen) waren, ist bis heute ungeklärt.

1997 massakrierten Islamisten beim Anschlag von Luxor 62 Touristen mit Schusswaffen und Fleischermessern, unter ihnen ein dreijähriges Mädchen. Eine den Islam preisende Handschrift wurde von den Fanatikern in einem ausgeweideten Körper deponiert.

Im Jahr 2001 schließlich töteten mehrere islamistische Terroristen über 3.000 Menschen bei den Anschlägen vom 11. September. 2002 töteten Islamisten bei einem Anschlag auf die Synagoge von Djerba 21 Menschen.

Anfang dieses Jahres ermordeten Terroristen "im Namen Allahs" Journalisten in Frankreich sowie Polizisten. Vor wenigen Wochen erst richtete ein junger Moslem im Namen seiner Religion am Strand von Sousse, Tunesien, fast 40 Menschen eiskalt hin. Jetzt starben 129 Menschen bei nachweislich islamistisch motivierten Anschlägen in Paris.

Ein Blumen- und Kerzenmeer vor der französischen Botschaft in Wien erinnert an die jüngsten Opfer des islamistischen Terrors in Europa.
Ein Blumen- und Kerzenmeer vor der französischen Botschaft in Wien erinnert an die jüngsten Opfer des islamistischen Terrors in Europa.

Und last, but not least steht der bedrückende Verdacht im Raum, dass auch die 224 Toten des MetroJet-Absturzes am 31. Oktober Opfer radikal-islamischer Terroristen wurden.

Die Liste dieser Beispiele ließe sich noch lange fortsetzen, vor allem wenn man bedenkt, dass zahlreiche geplante Anschläge zum Teil in letzter Minute noch verhindert wurden. Trauriger und nicht vom Tisch zu wischender Fakt ist: In allen Fällen beriefen sich die Täter auf den Islam. Dies ist eine verstörende Realität, die nicht mit Xenophobie verwechselt oder gleichgesetzt werden darf. Die zweifellos überwiegende Mehrheit aller Moslems sind friedliebende Menschen und verabscheuen Terrorismus, doch fast alle Terroristen der jüngeren Vergangenheit sind ihrerseits bekennende und den Islam verherrlichende Muslime mit einem überwiegend zweifelhaften Verständnis von Religion.

Kein Asylantrag außerhalb Europas - keine sichere Flugreise

Laut aktuellen Erkenntnissen reisten zudem zwei Attentäter der jüngsten Pariser Anschläge, getarnt im Strom der Syrien-Flüchtlinge, nach Europa ein. Sicherheitsbehörden sehen sich außerstande, die derzeitigen Flüchtlingsströme zu kontrollieren, ein- und durchreisende Personen zu erfassen. Ein Grund für diese Situation liest sich als nüchterne Zahl: "2001/51/EG". Dahinter verbirgt sich jene Richtlinie, die es verhindert, dass Personen ihren Antrag auf Asyl außerhalb Europas einbringen können. Damit wird ihnen in aller Regel eine reguläre und kontrollierte Einreise per Flugzeug verwehrt, und es bleibt lediglich eine gefährliche Flucht über illegale Landwege. Nationale Behörden sind nicht in der Lage, diese massenhaften Ströme auch nur ansatzweise zu beherrschen, was natürlich auch jenen Terrorfanatikern Tür und Tor öffnet, sie sich - gut versteckt unter zahlreichen hilfe- und asylberechtigten Flüchtlingen - so in die EU schleusen lassen.

Israel als Vorreiter bei Terrorprävention

Europas Politiker wären daher sehr gut beraten, Rat in Israel zu suchen. Die einzige Demokratie im Nahen Osten ist nämlich seit ihrem Bestehen mit Terrorismus islamischer Prägung konfrontiert. Israelische Bürger werden etwa regelmäßig auf offener Straße niedergestochen, erschossen oder mit Autos überfahren, nur weil sie Juden sind. Auch die Flugzeuge der israelischen Airlines waren in der Vergangenheit immer wieder ein beliebtes Ziel für Terroristen.

Aus dieser Not heraus war Israel daher gezwungen, auf dem Gebiet der Terrorabwehr und der Security weltweit federführend zu werden. Dazu zählt neben einer intensiven geheimdienstlichen Arbeit auch ethnisches Profiling, vor allem auf Flughäfen, das sich als äußerst erfolgreich herausgestellt hat. So konnten israelische Sicherheitsexperten im Jahr 1986 auf dem Flughafen London einen Anschlag auf eine EL AL Maschine verhindern, indem sie aufdeckten, dass ein palästinensischer Terrorist seiner hochschwangeren Ehefrau Anne-Marie Murphy ohne deren Wissen Sprengstoff in den Koffer gepackt hatte.

EL AL Passagiere werden strengen Befragungen und einem ethnischen Profiling unterzogen - das garantiert höchste Sicherheitsstandards.
EL AL Passagiere werden strengen Befragungen und einem ethnischen Profiling unterzogen - das garantiert höchste Sicherheitsstandards; Symbolbild

Es wäre höchste Zeit, dass sich unsere Politiker mit israelischen Fachleuten an einen Tisch setzen und sich deren Expertisen über Terrorbekämpfung erläutern lassen. Bei den Sicherheitskontrollen auf Flughäfen sollte zudem offen über die Einführung von "Ethnic Profiling" diskutiert werden, und zwar unvoreingenommen sowie unter Einbindung liberaler islamischer Glaubensvertreter und Verbände, wie etwa der Initiative Liberaler Muslime Österreichs, deren Präsident Amer Albayati ausgewiesener Islamismus- und Terrorexperte ist. Der Begriff angeblicher "politischer Korrektheit", welcher oftmals nichts weiter als vorauseilende Selbstzensur darstellt, hat angesichts immanenter Terrorgefahr hier keinen Platz mehr.

Ein Allheilmittel sind sicherlich auch israelische Strategien oder ethnisches Profiling nicht, da darf man sich keinen Illusionen hingeben. Sie können aber dazu beitragen, die Zahl künftiger Opfer möglichst gering zu halten. Und darum geht es - denn jeder dadurch vergossene Tropfen Blut ist einer zu viel.

Text: HP
Foto: Symbolbild Sicherheitsmaßnahmen auf Flughäfen - Fotos: Austrian Wings Media Crew

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.