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Hubschrauber-Einweisung: Besucher sprengt Rettungswinde

Zu einem gravierenden Zwischenfall ist es vor einiger Zeit am Stützpunkt des ADAC-Rettungshelikopters im deutschen Murnau gekommen. Der Betreiber zog daraufhin die Konsequenzen.

Hauptakteur in der kuriosen Affäre ist ein Murnauer Feuerwehrmann, der in einer Gruppe aus 25 Kameraden eine Einweisung in den Umgang mit dem Helikopter erhielt. Dazu gehörte auch die Demonstration der Hubschrauber-Innenausstattung.

Wie das Münchner Onlineportal "Merkur" vermeldet, soll einer der Florianijünger angeblich mit einem Kleidungsstück an einem Bedienelement hängen geblieben sein, das zur Steuerung der Rettungsseilwinde gehört. Überdies soll sich dabei auch noch unglücklicherweise eine Sicherungsklappe geöffnet haben, wodurch sich der Notabwurf bedienen ließ, und auch ungewollt ausgelöst wurde.

Damit wurde das Stahlseil der Winde abgesprengt - ein Verfahren, das normalerweise nur in absoluten Ausnahmefällen zur Anwendung kommt; etwa, wenn der das Seil im Zuge einer Windenbergung mit einem Baum oder im Gelände verhakt und der Helikopter damit "festgekettet" ist. Piloten sprechen bei einer solchen Seilsprengung von einer Ultima Ratio, also dem allerletzten Mittel, wenn etwa ansonsten ein Absturz der Maschine drohen könnte.

Wehr-Kommandant Florian Krammer bedauert den Zwischenfall und versucht, die Feuerwehr-Haftpflichtversicherung zur kompletten Übernahme des entstandenen Schadens in Höhe von etwa 10.000 Euro zu bewegen. Man wolle nicht, dass der ADAC auf den Kosten sitzen bleibt, jedoch habe die Versicherung zunächst nur die Übernahme der Hälfte der Kosten zugesagt, berichtet der "Merkur" unter Berufung auf den Feuerwehrchef.

Der ADAC bestätigte den Zwischenfall und zog prompt entsprechende Konsequenzen. Im Hinblick auf die im Einsatzfall reibungslose Zusammenarbeit mit den Feuerwehren sollen derartige Schulungen natürlich auch weiterhin stattfinden, betont der deutsche Autofahrerclub. Doch der Zwischenfall sei als "schwerwiegend" einzustufen und demzufolge entsprechend zu evaluieren. Künftig wird bei einer Hubschraubereinweisung dieser Art jede betriebsfremde Person durch einen Crewmitarbeiter der Flugrettung persönlich begleitet, lässt der Helikopterbetreiber wissen. Denn: "Es soll und darf nicht sein, dass der Hubschrauber wegen eines solchen Vorfalls nicht einsatzfähig ist", betont Rudolf Vogler, Pressesprecher des ADAC Südbayern, gegenüber dem "Merkur".

Einen ähnlichen Zwischenfall habe es zuvor jedenfalls noch nicht gegeben, heißt es.

In Österreich ist eine Seilwinde an Notarzthubschraubern die Ausnahme, lediglich die beiden Maschinen der ARA-Flugrettung in Fresach (Kärnten) und Reutte (Tirol) sowie die zwei Saison-Rettungsmaschinen von Schenk Air sind mit einer solchen Winde ausgestattet. Sämtliche anderen Betreiber, darunter auch der ÖAMTC als größter heimischer Flugrettungsanbieter, setzen auf die Fixtauvariante. Dabei ist für eine Taubergung zwar eine kurze Zwischenlandung zur Umrüstung des Hubschraubers erforderlich, allerdings entfällt an Bord der Maschine die Notwendigkeit eines zusätzlichen Besatzungsmitglieds zur Bedienung der Winde, was wiederum mehr Wendigkeit, Flexibilität und weniger Treibstoffverbrauch bedeutet.

(red Aig / Titelbild: "Christoph Murnau" bei einem Einsatz - Foto: Christian Allinger via Wikimedia Commons, CC BY 2.0)