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Heute vor 75 Jahren: Japanischer Luftangriff auf die US-Pazifikflotte in Pearl Harbor

Aufnahme aus einem angreifenden japanischen Flugzeug - im Hintergrund sind eine von einer Explosion verursachte Wasserfontäne sowie zwei weitere attackierende japanische Flugzeuge zu erkennen.

Auf den Tag genau vor 75 Jahren griffen japanische Kampfflugzeuge den amerikanischen Flottenverband in Pearl Harbor an. Ein Rückblick.

Mit dem Angriff weitete das Kaiserreich Japan den seit 1937 geführten Pazifikkrieg in den Zweiten Weltkrieg aus. Er wird als ein entscheidender Wendepunkt angesehen, weil er der Auslöser für den Kriegseintritt der USA am 8. Dezember war, die sich zwar zuvor schon durch beträchtliche materielle Unterstützung Großbritanniens und der UdSSR indirekt am Krieg beteiligt (Lend-Lease), aber formal als neutral gegolten hatten. Am 11. Dezember erklärte daraufhin auch das mit Japan verbündete nationalsozialistische Deutsche Reich den USA den Krieg (Kriegserklärung Deutschlands an die Vereinigten Staaten).Durch den Überraschungsangriff ohne vorherige Kriegserklärung wurde ein Großteil der amerikanischen Schlachtflotte ausgeschaltet, wodurch die japanische Flotte für mehrere Monate die absolute Überlegenheit im Pazifikraum besaß. Allerdings wurden dabei weder die Flugzeugträger der Pazifikflotte noch die Treibstoffdepots und Docks angegriffen, was den Erfolg wieder relativierte. Einige Stunden vor dem Angriff hatte die japanische Offensive gegen die britischen und niederländischen Kolonien in Südostasien begonnen (Japanische Invasion der Malaiischen Halbinsel), womit sich der Krieg in Europa zu einem global geführten Weltkrieg ausweitete. Zusätzlich wird der Angriff auf Pearl Harbor oft als die Schlacht angesehen, in welcher der Flugzeugträger das Schlachtschiff als dominierendes Element des Seekrieges ablöste.Obwohl der Angriff den USA eine erhebliche militärische Schwächung zufügte, erwiesen sich seine langfristigen Folgen als fatal für Japan. Durch den in den USA als „heimtückisch“ aufgefassten Angriff gelang es der amerikanischen Regierung, die bis dahin größtenteils pazifistisch oder isolationistisch eingestellte US-Bevölkerung für den Kriegseintritt zu mobilisieren, was auf Grund des enormen amerikanischen Industriepotentials die Entscheidung zu Gunsten der Alliierten herbeiführte. Der Name Pearl Harbor gilt heute in den USA als Synonym für einen ohne jede Vorwarnung erfolgten vernichtenden Angriff.

Um in Angriffsreichweite zu kommen, musste der japanische Trägerverband elf Tage lang 6.000 Kilometer zurücklegen. Im Morgengrauen des 7. Dezember startete dann die Attacke.

Die erste Welle sollte aus 45 Jägern A6M Zero, 54 Sturzkampfbombern D3A Val und 90 Torpedobombern B5N Kate bestehen. 40 der Kate sollten Torpedos tragen, der Rest Bomben. Die zweite Welle sollte aus 36 Zero, 81 Val und 54 Kate (alle mit Bomben) bestehen.

Da auf Hawaii nicht ernsthaft mit einem japanischen Angriff gerechnet wurde, waren die Liegeplätze der Schlachtschiffe um Ford Island nicht gesichert. Die Besatzungen hatten größtenteils Landgang. Die Feuer unter den Kesseln der Schiffe waren entweder ganz oder zur Hälfte gelöscht. Ohne Feuer unter den Kesseln konnten die Schiffe keinen Dampf für ihre Maschinen erzeugen und das Anfeuern eines Kessels dauerte mehrere Stunden, bis ausreichender Dampfdruck aufgebaut war.Für die Verteidigung der Insel selbst war das US-Heer verantwortlich. Auch hier waren die Truppen in keinerlei Weise auf einen Angriff vorbereitet. Die Flakgeschütze waren nicht um die militärischen Anlagen herum verteilt, sondern standen in Depots, da es sich bei den umliegenden Grundstücken um Privatbesitz handelte, deren Besitzer man nicht unnötig verärgern wollte. So hatte man beispielsweise die Heeres-Flak bei der neu gebauten Kāneʻohe Naval Air Station wenige Tage vorher wieder in die Kasernen verlegt. Die Flak-Munition wurde in separaten Munitionsdepots gelagert, diese waren wie alle anderen Munitionsdepots abgeschlossen. Teilweise sollen sich während des Angriffs die Schlüsselinhaber geweigert haben, die Munitionskammern ohne schriftlichen Befehl zu öffnen. Auf Anweisung von General Short waren auf den Flugplätzen sämtliche Flugzeuge von den üblichen Positionen am Rande des Feldes und den Unterständen in die Mitte des Feldes gestellt worden, da man sie so besser gegen Sabotage schützen konnte. Die sechs neuen mobilen Radarstationen, die erst im Oktober 1941 auf Hawaiʻi eingetroffen waren, arbeiteten nur zwischen 4:00 Uhr und 7:00 Uhr morgens.[5] Die Entscheidung, das Radar nicht rund um die Uhr, sondern nur zu dem wahrscheinlichsten Angriffszeitpunkt einzusetzen, war unter anderem in der Skepsis begründet, die dieser neuen Technologie trotz ihres erfolgreichen Einsatzes in der Luftschlacht um England noch immer entgegengebracht wurde. Dass der Zeitraum zwischen 4:00 Uhr und 7:00 Uhr morgens als wahrscheinlichster Zeitpunkt eines Angriffs galt, zeigte aber auch, dass man sich der Möglichkeit eines Angriffs bewusst war und (durchaus zutreffend) davon ausging, dass ein solcher Angriff zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach Sonnenaufgang stattfinden würde. Ein japanischer Angriff galt also nicht als unmöglich, aber auf Grund der aktuellen Lagebeurteilung als äußerst unwahrscheinlich.

Der Angriff
Die erste japanische Angriffswelle mit 183 Maschinen startete um 6:10 Uhr Ortszeit am Morgen des 7. Dezember 1941 etwa 230 Seemeilen (400 Kilometer) nördlich von Oʻahu. Sie brauchte allerdings 20 Minuten länger als geplant, um sich über den Trägern zu formieren. Sechs nicht rechtzeitig gestartete Maschinen blieben zurück und starteten eine Stunde später mit der zweiten Welle. Die Besatzungen der Träger verabschiedeten die startenden Maschinen mit Banzai-Rufen. Zur gleichen Zeit starteten vom amerikanischen Flugzeugträger Enterprise, der sich rund 370 Meilen westlich von Pearl Harbor befand, 18 SBD Dauntless, die nach Ford Island vorausfliegen sollten.

Die brennende Arizona am Morgen des 7. Dezember 1941 - Foto: US Navy

Um 7:02 Uhr entdeckten die beiden Radarbeobachter der Opanah Radar-Station eine Gruppe von 50 oder mehr Flugzeugen in 130 Meilen Entfernung, die sich aus Norden näherten. Die Opanah-Radar-Station war eine von sechs der neuen mobilen Radaranlagen der Armee, die seit weniger als einem Monat auf Oʻahu eingesetzt wurden. Es waren Geräte vom Typ SCR-270, eine Variante mit größerer Reichweite der Baureihe SCR-268.  Nach einer kurzen Diskussion riefen sie die Informationszentrale in Fort Shafter an und meldeten die Ortung sich nähernder Flugzeuge, ohne allerdings die Anzahl der georteten Maschinen zu erwähnen. Der Bericht wurde von einem Leutnant entgegengenommen, der erst zum zweiten Mal Dienst in der Informationszentrale tat und nicht weiter nachfragte. Er wusste, dass eine Gruppe von Bombern des Typs B-17 Flying Fortress erwartet wurde, und glaubte, dass diese Maschinen geortet worden waren. Da er diese als vertraulich eingestufte Information aber nicht den Radarbeobachtern mitteilen durfte, sagte er ihnen lediglich, dass sie ihren Dienst beenden (das Radar war immer nur zwischen 4:00 und 7:00 Uhr in Betrieb) und sich um die Flugzeuge keine Sorge machen sollten („Don’t worry about it.“)

Die erste japanische Angriffswelle erreichte Pearl Harbor, ohne auf Widerstand zu stoßen. Auf dem Weg hatte sie mehrere amerikanische Flugzeuge abgeschossen. Wenigstens einer dieser Maschinen gelang es noch, einen Funkspruch zu senden, dessen Inhalt aber schwer verständlich war. Um 7:49 Uhr befahl der Kommandant der Angriffswelle, Kapitän zur See Fuchida Mitsuo, den Angriff in der Variante für vollständige Überraschung durchzuführen, mit den Torpedobombern zuerst. Sein Funker sendete darauf dreimal das entsprechende Signal, bestehend aus to für totsugeki (Angreifen) und ra für raigeki (Torpedos/Torpedobomber). Das Signal to ra, to ra, to ra wurde auch auf dem Trägerverband empfangen, der dadurch wusste, dass die Überraschung geglückt war. Amerikanische Funker hörten es ebenfalls, sie verstanden jedoch tora, das japanische Wort für Tiger. Dies führte dazu, dass der Funkspruch als Tora, tora, tora bekannt wurde.

Insgesamt wurden zwei Angriffswellen geflogen, bei denen zahlreiche Schlachtschiffe, Flugzeuge und Flugplätze der Amerikaner zerstört oder schwer beschädigt wurden. Die geplante dritte Angriffswelle, die die Zerstörung der Treibstofflager zum Ziel hatte, wurde allerdings nicht durchgeführt - im Nachhinein betrachtet, ein schwerer Fehler der Japaner.

Verluste
Auf US-amerikanischer Seite musste man den Verlust von etwa 2400 Gefallenen, 12000 Verwundeten, 12 gesunkenen oder gestrandeten Schiffen,  9 beschädigten Schiffen und mehr als 300 zerstörten oder beschädigten Flugzeugen hinnehmen. Auf japanischer Seite waren etwa 65 Mann gefallen, 29 Flugzeuge gingen verloren.

Als Reaktion auf die Attacke erklärten die USA dem Kaiserreich Japan den Krieg und flogen den als "Doolittle Raid" in die Geschichte eingegangenen Angriff auf Tokio.

Pearl Harbor heute
Die beim Angriff der Japaner versenkte "Arizona"" liegt noch heute in 12 Metern Tiefe im Hafenbecken von Pearl Harbor und ist eine Gedenkstätte. Über dem Wrack wurde ein Besucherzentrum errichtet. Im Rumpf der Arizona befinden sich nach wie vor die Leichen von 1.102 am 7. Dezember gefallenen Seeleuten im Wrack. Zudem haben jene ehemaligen Besatzungsmitglieder, die am 7. Dezember Dienst hatten und überlebten, die Möglichkeit, nach ihrem Tod im Rumpf der "Arizona" beigesetzt zu werden. Das auch heute noch aus dem Schiffsrumpf austretende Öl wird als die "Tränen der Arizona" bezeichnet.

Luftaufnahme des Arizona Memorials; links im Bild ist das austretende Öl, "Tränen der Arizona" - Foto: US Navy

Die "Arizona" wird täglich von Tausenden Besuchern aus aller Welt besucht, die der Toten dieser Tragödie gedenken.

(red / Wikipedia)