Punktlandung

Airfest in Bad Vöslau am 9. Juni: Wiederholt sich das Chaos von Krems?

Die Boeing Stearman des Austrian Aviation Museum wird auch beim Airfest in Bad Vöslau wieder abheben - Foto: Robert Erenstein / Austrian Wings Media Crew

Im vergangenen Herbst fand in Krems das privat organisierte Airfest statt. Die Show geriet in den Augen vieler zum organisatorischen Debakel, der Veranstalter schlitterte als Folge davon sogar in die Insolvenz. Am 9. Juni findet nun in Vöslau ein weiteres Airfest statt. Doch es gibt Indizien, die auf ein neuerliches Chaos hindeuten. Ein Gastkommentar eines Planespotters aus gegebenem Anlass.

Als langjähriger Airshow-Besucher begrüße ich grundsätzlich jede Initiative, die derartige Veranstaltungen ermöglicht. Es ist angesichts der in Europa vorherrschenden Rahmenbedingungen schwierig genug, ein derartiges Event auf die Beine zu stellen. Hut ab, vor jedem, der sich so etwas antut.

Als im Vorjahr daher eine große Airshow in Krems angekündigt wurde, war ich voller Vorfreude. Doch je näher der Termin rückte, desto skeptischer wurde ich. Denn die Homepage des Veranstalters bot kaum aktuelle Informationen, ein Programm war monatelang überhaupt nicht zu finden. Dafür Eintrittspreise, für die man sich Professionalität erwarten hätte müssen. Kurz vor dem geplanten Termin gab es dann plötzlich Gewichtsbeschränkungen für Kameras, womit Teleobjektive und Stative nicht hätten mitgenommen werden dürfen. Auch die Mitnahme von Flüssigkeiten war beschränkt. Kontrolliert wurde das alles dann doch nicht, zum Glück. Aber das konnte man ja vorher nicht wissen. Dafür ließen die Securities Besucher in spezielle Bereiche für Spotter - obwohl diese extra dafür gezahlt hatten. Berechtigter Ärger, böse Wortwechsel zwischen Spottern, "normalen" Besuchern und Sicherheitspersonal waren die Folge. Die Ordner wirkten heillos überfordert, gestanden in Diskussionen sogar ein, dass eigentlich niemand so genau Bescheid wisse. Ein geordnetes Show-Programm gab es ebenfalls nicht wirklich, auch sonst gewann nicht nur ich als Besucher den Eindruck, dass das vorherrschende Chaos die einzige konstante Komponente war. Im Nachhinein erfuhr ich dann, dass der Veranstalter Insolvenz anmelden musste, weil um 50 Prozent weniger Besucher als erwartet gekommen waren. Wenig verwunderlich, angesichts des organisatorischen Desasters, das sich bereits im Vorfeld abgezeichnet hatte, wie ich finde. In TV-Interviews erklärte der Veranstalter schließlich, dass er so schnell keine Airshow mehr organisieren wolle.

Umso überraschter war ich folglich, als ich vor wenigen Wochen las, dass mit den teilweise gleichen Akteuren eine Neuauflage des Airfest am 9. Juni in Bad Vöslau stattfinden soll. Doch in den großen Medien war davon, mit Ausnahme eines reinen PR-Artikels in der NÖN, noch nicht wirklich etwas zu lesen.

Und auch die offizielle Homepage lässt bislang eher Schlimmes befürchten: Wie seinerzeit in Krems gibt es nämlich bisher kaum brauchbare Informationen. Ein Programm etwa wird erst für den 1. Juni versprochen, einen Plan vom Eventgelände gibt es noch immer nicht, obwohl ein solcher für "Anfang Mai 2018" angekündigt wurde. Dafür wird, nachzulesen in den FAQ, dieses Mal gleich auf einen eigenen Spotterbereich verzichtet, was insofern merkwürdig anmutet, da solche Bereiche Standard auf allen Flugschauen weltweit sind. Und der Bereich "News" auf der Homepage lässt sich sicherheitshalber gar nicht erst anklicken.

Das Einzige, was mich derzeit hoffen lässt, sind die bereits angekündigten 55 Fluggeräte, darunter einige Modellflugzeuge, wobei der Veranstalter die Chuzpe besitzt, sogar den auf dem Flugplatz Bad Vöslau regulär ausgestellten Draken sowie die vom Austrian Aviation Museum betreute Vikers Viking als "angekündigte Fluggeräte" darzustellen. Diese beiden Klassiker der Luftfahrt können jederzeit und ohne Eintritt zu bezahlen von Interessierten bestaunt werden, und zwar von der Terrasse des örtlichen Fliegerstüberls aus ...

Um nicht missverstanden zu werden: Ich würde mich über eine einzigartige Luftsportveranstaltung freuen, denn davon gibt es ohnedies viel zu wenig. Allerdings bin ich skeptisch, dass das Airfest in Bad Vöslau tatsächlich professioneller als jenes in Krems abläuft. Ich hoffe, ich irre mich. Ein Ticket werde ich mir dieses Mal jedenfalls nicht kaufen, noch einmal setze ich mein Geld nicht in den Sand. Denn in Krems wurde von der Veranstalterseite sprichwörtlich einfach zu viel Porzellan zerschlagen. Mein Vertrauen ist dahin. Das müssen die Organisatoren sich erst wieder verdienen. Und ich weiß, dass ich nicht der einzige bin, der diese Meinung vertritt.

Text: Paul Thier

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