"Die Kollektivvertragsverhandlungen bei LEVEL operated by Anisec wurden von Seiten der Geschäftsführung vor Kurzem ergebnislos unterbrochen", so Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida. "Ergebnisorientierte Verhandlungen und ernsthafte Bemühungen sehen anders aus. Die Geschäftsleitung war nicht bereit, ihre Mitarbeiter fair zu entlohnen und anständige Rahmenbedingungen zu bieten. Unter einen KV-light setzen wir und der Betriebsrat sicher nicht unsere Unterschrift", betont der vida-Gewerkschafter.
 Stopptaste für Hungerlöhne
"Wir werden derzeit deutlich unter dem Branchenstandard bezahlt. Das  Grundgehalt liegt derzeit bei 1.200 Euro für Flugbegleiter  bei LEVEL. Zum Vergleich: Bei Eurowings sind es 1.700 Euro", so Philip  Hudelist, Betriebsratsvorsitzender bei LEVEL. Er kritisiert, dass die  LEVEL-Geschäftsführung klargestellt hat, dass "der KV nichts kosten  darf. Für den KV-Abschluss wurde auch kein Cent  budgetiert. Gleichzeitig betont das Management, dass wir kein  Kostenproblem, sondern ein Einnahmeproblem haben".
Gerungen wurde bei den Verhandlungen auch um die Arbeitszeit und die freien Tage. "Das finale Angebot der Geschäftsführung war, einen Kollektivvertrag mit niedrigsten Standards und noch flexibleren Arbeitszeiten durchzuwinken und dann in ein, zwei Jahren Verhandlungen um einen neuen KV zu beginnen – ohne jegliche fixe Zusage", zeigt sich Hudelist entsetzt.
Zudem ist es für Liebhart "völlig unverständlich, dass das Verhandlungsteam der Wirtschaftskammer den Standpunkt einnimmt, dass der Kollektivvertrag für LEVEL rund 10 Prozent unter Branchenschnitt liegen soll. Es drängt sich der Verdacht auf, dass sie mit dem LEVEL-Kollektivvertag einen Vertrag etablieren will, der in weiterer Folge in anderen Verträgen ein race-to-the-bottom auslöst und damit das Fundament für Lohn- und Sozialdumping legt. Die Politik der Wirtschaftskammer in der Luftfahrt, schadet nicht nur dem Standort Österreich, sondern führt nun auch offensichtlich zum Verlust von Arbeitsplätzen."
 Branchenübliche Forderungen
"Wir wollen dem Branchenstandard entsprechend entlohnt werden und wir  fordern faire Arbeitszeiten – für ein gutes Arbeits- und Privatleben  für alle Beschäftigten. Unsere Forderungen sind weder überbordend noch  unausgewogen. Was wir fordern ist ein KV auf Branchenniveau und dafür  sind wir bereit, einen Stufenplan vorzulegen! Den von der  Geschäftsführung gewünschten KV-light spielt es nicht mit  uns", betont Hudelist. Die rund 200 LEVEL-Beschäftigten werden in Kürze  im Rahmen von Betriebsversammlungen über die stockenden Verhandlungen  informiert.
Kein Weg führt an Branchen-KV vorbei
Am Beispiel von LEVEL zeigt sich laut Gewerkschaft einmal mehr, dass "das Lohn- und  Sozialdumping über den Wolken immer brutaler wird. Die Beschäftigten  bei einigen Low-Cost-Carriern müssen zu absoluten Niedrigstlöhnen und  ohne soziale Standards ihren Dienst antreten. Wir brauchen endlich einen  Branchen-KV. Es ist unverständlich, dass die Wirtschaftskammer diesen  mit fadenscheinigen Argumenten beharrlich ablehnt.  Wir können es uns nicht mehr leisten, weiter auf faire Spielregeln in  der Luftfahrt-Branche zu verzichten", warnt vida-Gewerkschafter  Liebhart. 
Das zeigt auch die Bilanzpräsentation der AUA von vergangener Woche: "Obwohl das Unternehmen sechs Jahre hintereinander guten Gewinn geschrieben hat, spricht das Management jetzt von Einsparungen in der Höhe von 20 Millionen Euro beim Personal und von Personalabbau, um dem Wettbewerb, wie mit LEVEL, etwas entgegenzusetzen", so der vida-Gewerkschafter. Die Blockadehaltung der Wirtschaftskammer gegen einen Branchen-KV wird "langfristig wohl zu vermehrten Arbeitskonflikten und -kämpfen führen. Die Beschäftigten werden sich die finanzielle Nicht-Wertschätzung nicht mehr lange stillschweigend gefallen lassen", schließt Liebhart.
(red / vida via APA-OTS)