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Boeing bestätigt erstmals Probleme mit MCAS bei 737 MAX

Die Unglücksmaschine von Ethiopian Airways - Foto: LLBG Spotter via Wikipedia / CC BY-SA 2.0

Nach zwei Abstürzen in Indonesien und Äthiopien.

Offiziell bestätigt hat Boeing nun erstmals, dass sowohl beim Absturz der Lion Air Maschine im Oktober 2018 als auch beim Crash von Flug Ethiopian Airlines ET 302 das automatische Trimmsystem MCAS eine Rolle gespielt hat.

Boeing-Chef Dennis Muilenburg: "Es ist offensichtlich, dass bei diesen beiden Flügen das Maneuvering Characteristics Augmentation System, kurz MCAS, als Reaktion auf fehlerhafte Informationen der Anstellffswinkel-Sensoren aktiviert wurde. Die Geschichte unserer Branche zeigt, dass die meisten Abstürze durch eine Verkettung von Ereignissen verursacht werden. Das ist auch hier der Fall, und wir wissen, dass wir bei diesen beiden Unfällen eines dieser Kettenglieder unterbrechen können. Wie uns Flugzeugführer mitgeteilt haben, kann eine fehlerhafte Aktivierung der MCAS-Funktion zu einer  hohen Workload beitragen. Es liegt jetzt in unserer Verantwortung, dieses Risiko zu eliminieren - und wir wissen auch, wie man das macht."

Kritik an Aussagen von Ethiopian-CEO
Ungeachtet dessen gibt es in Pilotenkreisen neben Kritik an der fehlerbehafteten Boeing 737 MAX auch Kritik an den Aussagen von Tewolde GebreMariam zum Unfall. Dieser hatte gestern via Presseaussendung verlautbaren lassen, dass die Piloten von Flug ET 302 das von Boeing und der FAA vorgegebene Notfallverfahren "vollständig" angewandt hätten und es ihnen trotzdem nicht gelungen sei, die Katastrophe zu verhindern.

Dieser Aussage wird von erfahrenen Berufsflugzeugführern zum Teil heftig widersprochen. Denn laut den Aufzeichnungen des Flugdatenschreibers und einem Bericht des Wall Street Journals gilt es vielen als gesichert, dass die Ethiopian-Crew nach einer anfänglich - aber sehr spät ausgeführten - korrekten Maßnahme, dem Betätigen der STAB TRIM CUTOUT Schalter, um das automatische Trimmsystem zu deaktivieren, dieses kurz darauf wieder eingeschaltet habe - das wiederum wäre allerdings ein klarer Widerspruch zum offiziell publizierten Notfallverfahren. Ebenso gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass die Crew den Punkt "If runaway continues, hold the stabilizer trim wheel against rotation" ausgeführt hat, da ansonsten die letzten finalen "Nose down"-Trimmbewegungen des MCAS gar nicht möglich gewesen wären.

"Die Crew ist dem Boeing-Verfahren nicht gefolgt."
Hart Langer, ehemaliger Pan Am Pilot

Manch erfahrener Berufsflugzeugführer vertritt daher die Ansicht, dass sich die verunglückte Ethiopian-Crew zwar in einer ausgesprochen anspruchsvollen und stressigen aber - zumindest in der Anfangsphase - keineswegs völlig aussichtslosen Situation befand und der Absturz durchaus verhindert werden hätte können.

(red)