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Lufthansa: Luftfracht am Flughafen Frankfurt läuft in der Krise auf Hochtouren

Symbolbild Luftfracht - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Die Frachttochter des Kranichs hat in der Krise alle Hände voll zu tun.

„3,5 Milliarden Atemschutzmasken und weitere Schutzausrüstung in 22.000 Sendungen, aber auch medizinisches Gerät, Pharmazeutika und dringend benötigte Industriegüter, Post, Pakete und Lebensmittel für den deutschen und europäischen Markt. Das ist die Bilanz der Luftfracht in Frankfurt seit dem weltweiten Lockdown aufgrund der SARS-CoV19-Pandemie Mitte März“, sagt Harald Gloy, Vorstandsvorsitzender der Air Cargo Community Frankfurt e.V. und Vorstandsmitglied der Lufthansa Cargo AG. Während fast alle Passagierflugzeuge seit rund 10 Wochen am Boden stehen, sind Frachtmaschinen im Dauereinsatz – gerade am Flughafen Frankfurt, Europas führender Drehscheibe für Luftfracht. Die zentrale Lage in Europa mit guter Autobahnanbindung, die europaweit größte Umschlagekapazität für Verderbliches und Kühlgüter, eine hochmoderne Tierstation, die Vielzahl an Speditionen und Behörden vor Ort sowie Industrie- und Handelskunden im Umland nennt Gloy als Gründe.

Systemrelevanz der Luftfracht wird deutlich
„Wenn in Krisenzeiten Lieferketten zusammenbrechen, kann nur Luftfracht innerhalb von Stunden Industrie und Handel an interkontinentale Märkte anbinden. Luftfracht ist deshalb systemrelevant für die Exportnation Deutschland, aber auch für ganz Europa“, so Gloy „Die Nachfrage nach Frachtkapazitäten ist weiterhin groß. Mit dem Einbruch des Passagierverkehrs ist die Möglichkeit für Beiladefracht weggefallen. Daher setzen mittlerweile rund 50 Airlines in Frankfurt Passagierflugzeuge für den reinen Frachttransport ein“, erklärt Michael Müller, Vorstandsmitglied der Air Cargo Community sowie Arbeitsdirektor der Fraport AG. Und das, obwohl die sogenannten „Prachter“ wegen des begrenzten Platzes und enger Türen nur aufwendig zu be- und entladen sind.

Veränderte Frachtstrukturen sorgen für Herausforderungen
„Eine weitere Herausforderung ist die im Verhältnis zur Tonnage um 30 Prozent gestiegene Anzahl von Packstücken - an Spitzentagen sogar eine Verfünffachung - und die Anzahl der Empfänger“, so Patrik Tschirch, Geschäftsführer des Frachtabfertigers LUG und ebenfalls Vorstandsmitglied der Community. Auch die Verschiebung hin zu einem enormen Importaufkommen und der nahezu komplette Wegfall von Transferfracht erfordern eine flexible Zusammenarbeit der beteiligten Partner. „Wir arbeiten seit Jahren in der Community an digitalisierten und automatisierten Abläufen - auch mit Behörden und Speditionen. Aber gerade jetzt zeigt sich, wie unentbehrlich Digitalisierung ist. Das spürt der Zoll, wenn er schon vorab weiß, welche Sendung kritisch ist, und auch der LKW-Fahrer, der eine Abholzeit erhält und nicht stundenlang am Flughafen oder Rastplatz warten muss. Als Community werden wir das verstärkt zusammen mit den Behörden vorantreiben, um Frankfurt als Standort noch wettbewerbsfähiger zu machen,” so Tschirch.

Luftfracht bleibt ein herausforderndes Geschäft
„Auch wenn Luftfracht momentan der Turbo des Fluggeschäfts ist, ist nur die Hälfte der normalen Transportkapazität verfügbar“, so Gloy. Die andere Hälfte, die Unterdecks von Passagiermaschinen, steht bekanntlich am Boden. Die enorme Nachfrage nach Schutzausrüstung ist laut Gloy aber eher ein kurzzeitiger Effekt. Die Luftfracht leidet seit letztem Jahr unter stark sinkender weltweiter Produktion und Nachfrage nach Maschinen- und Fahrzeugteilen sowie Pharmaprodukten. Vor allem die Exporte aus Deutschland sind seit März um knapp 20 Prozent gesunken. Damit fehlen die wichtigsten Luftfrachtgüter. Außerdem müssen Flugpläne und Creweinsätze ständig an geänderte Restriktionen und Regularien weltweit angepasst werden. „Wir sind daher weit entfernt von einem regulären Flugbetrieb“, sagt Gloy.

(red / LH Cargo)