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ANA will dieses Jahr in die Gewinnzone zurückfliegen

Boeing 787 von ANA, Symbolbild - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

ANA Holdings prognostiziert für das Geschäftsjahr 2021 eine Rückkehr in die Gewinnzone: die Reisenachfrage erholt sich, das Frachtgeschäft entwickelt sich stark, die Kostensenkungsmaßnahmen wirken, das Non-Aviation-Geschäft wächst, teilte der Konzern in einer Aussendung mit.

ANA meldet für das vergangene Geschäftsjahr 2020/21 (1. April 2020 bis 31. März 2021) aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Auswirkungen auf die Reisebranche einen Rekordverlust von umgerechnet etwa 3,07 Milliarden Euro. Allerdings spürt das Unternehmen eine nachhaltige Erholung und will schon in diesem Geschäftsjahr, das am 1. April begonnen hat, wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Die Umsätze brachen in der Aviation-Gruppe um 63,1 Prozent ein: Das Unternehme erzielte Einnahmen in Höhe von umgerechnet nur noch 5,537 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor waren es noch etwa 15 Milliarden Euro. Bei operativen Ausgaben von 9,07 Milliarden Euro bilanziert das Unternehmen einen Nettoverlust von gut 3 Milliarden Euro.
 
Im vergangenen, voll von Covid-19 geprägten, Geschäftsjahr schrumpfte die japanische Wirtschaft deutlich. Während es bald Anzeichen für eine Erholung der Aktivitäten der Unternehmen und bei den Kapitalinvestitionen gab, zeigen andere Indikatoren wie der persönliche Konsum, dass die Zurückhaltung der Verbraucher anhält. Die weltweite Luftfahrtindustrie sah sich mit einem beispiellosen Rückgang konfrontiert: Die Passagiernachfrage sank durch Einwanderungsbeschränkungen und die Einschränkung der Mobilität in vielen Ländern. Während also die Nachfrage nach Passagierflügen in der ANA Gruppe stark beeinträchtigt war, erreichten die Frachtumsätze ein Rekordhoch – nicht zuletzt auch, weil die Seetransport-Infrastruktur an ihre Kapazitätsgrenzen kam.
 
Die ANA Gruppe stellte sich rasch auf das veränderte Umfeld ein und führte Kostensenkungsmaßnahmen in Höhe von umgerechnet 4,48 Milliarden Euro über das gesamte Unternehmen ein. Die variablen Kosten wurden schon allein durch den geringeren Umfang der Geschäftstätigkeit, die Reduzierung der Personalkosten und anderer Fixkosten gesenkt. Trotz dieser Maßnahmen addierte sich der Betriebsverlust auf mehr als 3,5 Milliarden Euro. Hinzu kamen Sonderaufwendungen in Höhe von umgerechnet 656 Millionen Euro für die Unternehmensstrukturreform und die Wertminderungen durch die Stilllegung einer großen Anzahl von Flugzeugen, darunter 28 Großraumflugzeuge.
 
„Obwohl wir in diesem Jahr mit zahlreichen und komplexen Herausforderungen konfrontiert waren, ist es offensichtlich, dass ANA die notwendigen Schritte unternommen hat, um den Betrieb zu stärken. Wir sind nun auf einem Weg der Besserung", sagte Ichiro Fukuzawa, Executive Vice President und CFO der ANA Holdings Inc. „Alles, was wir tun konnten, haben wir getan, um unsere Finanzen zu stärken – von der Kapitalbeschaffung an der Börse bis zur Sicherung von Barmitteln durch nachrangige Darlehen über die strategische Erfassung von Sonderverlusten auf den Wert unserer Großraumflugzeuge. Jetzt, da wir das Licht am Ende des Tunnels sehen, ist ANA in der Lage, die wieder steigende Nachfrage zu befriedigen. Wir bieten sichere, zuverlässige und bequeme Reisemöglichkeiten auf dem hohen Niveau der Kundenerwartungen an. Unsere Mitarbeiter haben ein herausforderndes Jahr hinter sich, aber Covid-19 hat uns nicht davon abgehalten, unsere Dienstleistungen kontinuierlich zu verbessern. Wir sind bereit, unsere Kunden wieder willkommen zu heißen."
 
ANA ist nicht nur die einzige Fluggesellschaft, die bei den Sustainability Awards 2021 von S&P Global das Gold Class Rating (die höchste Auszeichnung) erhalten hat, sondern wurde auch das vierte Jahr in Folge in den Dow Jones Sustainability World Index aufgenommen, einen führenden globalen Index für sozial verantwortliche Investitionen. Das Unternehmen hat angekündigt, bis 2050 die Marke von Null-Netto-Emissionen zu erreichen und setzt sich mit all seinen Geschäftsaktivitäten für die Schaffung einer kohlenstoffneutralen Gesellschaft ein.
 
Im internationalen Passagierverkehr gingen sowohl die Passagierzahlen als auch die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. Dies ist auf den anhaltenden Rückgang der Passagiernachfrage als Folge der weltweiten Einwanderungsbeschränkungen zurückzuführen. Während großflächige Streckennetzstilllegungen noch andauern, beobachtet ANA die Nachfrage genau, um zu entscheiden, welche Strecken weiter betrieben werden können. Gleichzeitig werden Möglichkeiten gesucht, temporär Strecken mit besonderer Nachfrage zu befliegen. Der Umfang des Flugbetriebs wurde im Vergleich zum Vorjahr kontinuierlich auf 21 Prozent erhöht. Im Jänner startete das Unternehmen eine Website, die eine umfassende Lösung aus einer Hand für die Organisation von Hotels und Transporten in Japan in Übereinstimmung mit den Quarantäne-Richtlinien des Landes anbietet. Die Einnahmen aus dem internationalen Passagierservice sanken um 92,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
 
Auch der Inlands-Passagierverkehr war stark von Covid-19 betroffen: Die Passagierzahlen und Umsätze gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich zurück. Die Passagiernachfrage korrelierte direkt mit den Covid-19-Inzidenzen. Die Nachfrage erholte sich etwas nach der Aufhebung des Ausnahmezustands in Japan im Mai 2020 und sackte ab Dezember aufgrund des Anstiegs der Infektionszahlen wieder ab. Der Umfang des Streckennetzes lag im ersten Quartal bei 26,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Durch die Steigerung der Anzahl der Flüge nach der Erholung der Nachfrage stieg die Kapazität auf 50,7 Prozent im zweiten Quartal (Juli bis September) und auf 61,4 Prozent im dritten Quartal (Oktober bis Dezember). Im vierten Quartal (Jänner bis März) flog ANA jedoch wieder nur 44,7 Prozent Kapazität im Vergleich zum Vorjahr, um der wieder gesunkenen Nachfrage gerecht zu werden. Die Einnahmen aus dem inländischen Passagierservice sanken um 70,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
 
Im Frachtflugverkehr schränkte die Reduzierung der Passagierflüge auch den verfügbaren Frachtraum ein. Bereits in den Monaten April bis Juni allerdings war die verstärkte Nachfrage nach dem Transport von Notfallgütern wie Gesichtsmasken spürbar. Die Nachfrage nach dem Transport von Fahrzeugkomponenten sowie Halbleitern und elektronischen Geräten begann sich ab August zu erholen. Als Folge der Überlastung der Seetransport-Wege im vierten Quartal (Jänner bis März) blieb die Nachfrage nach Luftfracht weiterhin stark.
 
Um der Nachfrage gerecht zu werden, nahm ANA Cargo im Oktober den Betrieb von Boeing 777F-Frachtflugzeugen auf der Strecke Tokio/Narita – Frankfurt und im Dezember auf der Strecke Tokio/Narita – Bangkok auf. ANA Cargo reagierte auch aktiv auf die Nachfrage, indem man zusätzliche einmalige Frachtflüge anbot und Passagierflugzeuge für spezielle Frachtflüge einsetzte. Die Einnahmen aus dem internationalen Frachtdienst stiegen um 56,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
 
Im Low Cost Geschäft der ANA Gruppe (vor allem Peach Aviation) gingen sowohl die Passagierzahlen als auch die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr aufgrund der Auswirkungen von Covid-19 deutlich zurück. Obwohl sich die Passagiernachfrage auf den Inlandsstrecken nach der Aufhebung des Ausnahmezustands in Japan im Mai stetig zu erholen begann, ging sie ab Dezember aufgrund einer erhöhten Anzahl von Infektionen wieder zurück. Während die Inlandsflüge im ersten Quartal (April bis Juni) im Vergleich zum Vorjahr zu 42,0 Prozent ausgelastet waren, nahm Peach als Reaktion auf die steigende Nachfrage Flüge wieder auf und führte sogar zehn neue Strecken ein. Aufgrund eines Anstiegs der Fälle wurde die Kapazität für das vierte Quartal (Jänner bis März) jedoch auf 78,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr begrenzt. Der Umsatz im LCC-Segment sank um 73,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
 
Im Ausblick für das gerade begonnene Geschäftsjahr 2021 (April 2021 bis März 2022) erwartet ANA ein besseres Geschäftsumfeld aufgrund der Regierungspolitik und einer sich verbessernden Weltwirtschaft. Covid-19 stellt jedoch weiterhin ein wirtschaftliches Risiko dar. ANA geht davon aus, dass die Reisebeschränkungen weiterhin die finanziellen Ergebnisse beeinflussen werden. Hingegen hat auch in ganz Japan die Impfung begonnen, und es scheint, dass die Ausbreitung von Covid-19 damit eingedämmt werden kann, was zu einem größeren Vertrauen der Passagiere in das Fliegen und einer Erholung der Luftverkehrsnachfrage führen wird. Das Unternehmen verfolgt für die Zukunft ein optimiertes Luftfahrtgeschäftsportfolio mit Blick auf zukünftiges Wachstum und richtet das Augenmerk auf die Schaffung neuer Gewinnmöglichkeiten durch den Aufbau von Plattformgeschäften. Obwohl ANA über ausreichend Liquidität verfügt, werden zur Verbesserung der Liquidität auch weiterhin Investitionen in Flugzeuge sorgfältig geprüft. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Gruppe derzeit einen Umsatz von umgerechnet 10,5 Milliarden Euro und einen kleinen Nettogewinn vom umgerechnet etwa 26,6 Millionen Euro.

(red / NH)