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"Geisterflug" ohne Funkkontakt durch halb Europa: Österreichischer Businessjet in Ostsee gestürzt

Zuletzt erfasste FR24 die Maschine in einer Höhe von 2.100 Fuß - Foto: Screenshot FR24

Ein in Österreich registrierter Businessjet, der in Spanien gestartet ist, verlor kurz nach Erreichen der Reiseflughöhe den Funkkontakt und flog anschließend als "Geisterflug" durch Europa. Gegen 19:45 Uhr österreichischer Zeit stürzte die Maschine offenbar in die Ostsee. Eine Rettungsmission wurde gestartet. Das Flugzeug ist für den Betrieb mit nur einem Piloten zugelassen. An Bord sollen sich vier Personen befunden hatten, die keine Überlebenschance gehabt haben dürften. Am Abend entdeckten die Einsatzkräfte erste Wrackteile und einen Ölfilm auf der Wasseroberfläche.

Die Cessna 551, OE-FGR, die auf ein deutsches Unternehmen registriert ist, war um 12:56 Uhr UTC im spanischen Jerez gestartet und sollte nach Austrian Wings Informationen ins deutsche Köln fliegen. Unklar ist, wie viele Personen sich an Bord befanden. Üblicherweise werden Business Jets von zumindest zwei Piloten geflogen, doch die Cessna 551 ist für den Betrieb mit einem einzelnen Luftfahrzeugführer zugelassen. Die deutsche "BILD" schreibt (Stand 20:16 Uhr österreichischer Zeit), dass sich an Bord der Pilot sowie eine Familie (Mann, Frau, Tochter) befunden hätten. Diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Im französischen Luftraum riss der Kontakt mit der Flugsicherung ab, seither steuerte das Flugzeug nach Nordosten. Laut "BILD" habe der Pilot zuvor Probleme mit dem Kabinendruck gemeldet. Über Frankreich stiegen französische Kampfjets auf, um die Maschine abzufangen, die über Deutschland von zwei deutschen Kampfjets abgelöst wurden. Doch auch die deutschen Kampfpiloten konnten keinen Kontakt zu der Besatzung des Jets herstellen. Kurz nach Rügen drehten die deutschen Jagdflieger ab.

Niemand im Cockpit?
Übereinstimmenden Berichten zufolge hätten die Piloten der Kampfjets niemanden im Cockpit entdecken können.

Screenshot von Flightradar 24, Stand 4. September 2022, 19:30 Uhr

Anschließend flog die "Golf Romeo" über der Ostsee in Richtung Gotland. Gegen 19:30 Uhr österreichischer Zeit (17:30 UTC) befand sich das Flugzeug in einer Höhe von rund 31.000 Fuß und flog mit etwa 290 Knoten (laut FR24). Wenig später begann die Maschine rapide an Höhe zu verlieren und verschwand schließlich gegen 19:45 Uhr österreichischer Zeit (17:45 UTC) nordwestlich der lettischen Stadt Ventspils vom Radar. Der Absturz wurde laut deutschen Medienberichten vom Piloten eines dänischen F-16 Kampfjets beobachtet. Insgesamt hatte sich die Maschine seit dem Start rund 4:50 Stunden in der Luft befunden, weshalb davon auszugehen ist, dass sie schließlich aufgrund von Treibstoffmangel abstürzte.

Zuletzt zeigte FR24 das Flugzeug in einer Höhe von 2.100 Fuß mit einer Sinkrate von 8.000 Fuß pro Minute an.

Die schwedische Küstenwache hat eine Dash 8 in Richtung der Unglücksstelle entsandt. Zudem startete ein auf Gotland stationierter AW139 der schwedischen Küstenwache in Richtung der vermuteten Absturzstelle. Auch ein Schiff der Küstenwache wurde entsandt.

Auch eine zivile Fähre änderte den Kurs, um die Such- und Rettungsmission zu unterstützen.

Wrackteile und Ölfilm gesichtet
Kurz nach dem Absturz meldeten offizielle Stellen, dass man an der Unglücksstelle Wrackteile und einen Ölfilm entdeckt habe. Angesichts der Wucht des Aufpralls der Maschine auf dem Wasser wird nicht mehr mit Überlebenden gerechnet.

Über das Flugzeug
Die Cessna 551 Citation II ist ein zweistrahliger Businessjet, der für den Betrieb mit nur einem Piloten zugelassen ist. Das Flugzeug bietet Platz für 6 bis 10 Passagiere und besitzt eine Reichweite von etwas mehr als 3.000 Kilometern. Zuletzt flog die Maschine auf Reiseflughöhe mit einer Geschwindigkeit von 290 Knoten, was etwa 540 Stundenkilometern entspricht. Daraus ergibt sich eine theoretisch maximale Reichweite von 5 bis 5:30 Stunden Flugzeit.

(red GF, CvD, GL, MK)