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Der Held von Flug British Airways 009: Kapitän Eric Moody ist tot

Die Crew, die unfreiwillig Weltruhm erlangte: Kapitän Eric Moody (Mitt), Erster Offizier Roger Greaves (rechts) und Bordingenieur Barry Townley-Freeman.

Gemeinsam mit seinem Ersten Offizier und dem Flugingenieur rettete Kapitän Eric Moody durch eine fliegerische Meisterleistung am 24. Juni 1982 die Leben von allen 262 Menschen an Bord seiner Boeing 747. Er ging in die Luftfahrtgeschichte ein als "Master of Airmanship and understatement". Jetzt ist der legendäre britische Pilot im Alter von 84 Jahren verstorben.

Am 24. Juni 1982 befand sich die Boeing 747-236B, G-BDXH, der British Airways auf dem Flug von London Heathrow nach Neuseeland. Der Jumbo mit dem Namen "City of Edinburgh" legte auf seiner Reise Zwischentopps in Bombay, Madras, Kuala Lumpur, Perth und Melbourne ein.

Auf der letzten Etappe des Fluges - im Cockpit saßen auf diesem Leg Kommandant Eric Moody, der Erste Offizier Roger Greaves und Flugingenieur Barry Townley-Freeman - geschah es dann.

Gegen 20:40 Uhr Ortszeit (13:40 UTC) befand sich die "City of Edinburgh" in 37.000 Fuß Höhe über dem Indischen Ozean, südlich der indonesischen Insel Java. Während der Kommandant gerade auf der Toilette war, bemerkten der Erste Offizier Greaves und Flugingenieur Townley-Freeman zunächst so etwas wie Elmsfeuer an den Cockpitscheiben. Auf dem Wetterradar war nichts zu erkennen, doch zur Sicherheit aktivierten sie die Enteisung und schalteten die Anschnallzeichen für die Passagierkabine ein. Gleichzeitig kam es zu einer Rauchentwicklung in der Kabine. Zunächst ging man noch von Zigarettenrauch aus (damals war Rauchen an Bord erlaubt), doch er wurde immer dichter, was zu Unruhe unter den Passagieren führte. Reisende bemerkten außerdem, dass die Triebwerke recht hell leuchteten - etwas, das absolut ungewöhnlich war.

Zwei Minuten nach Auftreten der ersten Anormalien, um 20:42 Uhr Ortszeit (13:42 UTC), versagte Triebwerk Nummer 4 unvermittelt seinen Dienst. Die Besatzung reagierte mit den entsprechenden Notfallmaßnahmen, doch nicht einmal eine Minute später fiel Triebwerk Nummer 2 aus und gleich darauf zeitgleich auch noch Nummer 1 und Nummer 3. Die 747 war nun ein gigantisches Segelflugzeug. Im Gleitflug hätte sie aus dieser Höhe noch eine Distanz von etwa 170 Kilometern zurücklegen können. Um 20:44 Uhr (13:44 UTC) erklärte die Besatzung eine Luftnotlage, doch es gab Probleme mit der Funkverbindung. Außerdem wurde der Transpondercode auf den internationalen Notfallcode 7700 gesetzt. Passagiere begannen zu beten, einige schrieben schon Abschiedsbriefe. Und dann machte Kapitän Moody eine trockene, typisch britische, Ansage, mit der er in die Luftfahrtgeschichte eingegangen ist und für alle Zeiten unsterblich wurde:

"Ladies and Gentlemen, this is your Captain speaking. We have a small problem. All four engines have stopped. We are doing our damnedest to get them going again. I trust you are not in too much distress."
Kapitän Eric Moody am 24. Juni 1982 zu seinen Passagieren

Auf Deutsch:

   „Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän. Wir haben ein kleines Problem. Alle vier Triebwerke sind ausgefallen. Wir geben unser Äußerstes, um sie wieder zu starten. Ich vertraue darauf, dass Sie nicht allzu beunruhigt sind."

Kabinencrew erfüllte ihre Pflicht außergewöhnlich
In der Kabine bereiteten die Flugbegleiter in höchst professioneller Art und Weise die Passagiere auf eine mögliche Notwasserung vor, während die beiden Männer im Cockpit versuchten, die Triebwerke wieder anzulassen. Dabei traf Kapitän Moody eine Entscheidung. Sollte ein Neustart nicht bis zu einer bestimmten Flughöhe möglich sein, würde er die 747 mitten in der Nacht auf dem Indischen Ozean notwassern müssen. Es war Airmanship im besten Sinn des Wortes.

Sukzessive gelang der Besatzung ein Neustart der Triebwerke, doch als die 747 danach in den Steigflug überging, kam es erneut zu Problemen an Triebwerk Nummer 2, das daraufhin abgeschaltet werden musste.

Moody steuerte die "City of Edinburgh" nach Jakarta, doch trotz des guten Wetters konnte er so gut wie nichts aus den Cockpitfenster sehen, da das Glas wie abgeschliffen war. Die Landung gelang dennoch - eine fliegerische Meisterleistung der Cockpitcrew.

Später stellte sich heraus, dass die 747 durch die Aschewolke eines kurz zuvor ausgebrochenen Vulkans geflogen war. Die Asche hatte alle vier Triebwerke beschädigt und das Glas der Cockpitfenster abgeschliffen, dadurch "blind" gemacht.

Die drei Männer aus dem Cockpit erhielten für ihre fliegerische Leistung zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Ehrung "The Queen’s Commendation for Valuable Service in the Air". Die 12 Mitglieder der Kabinenbesatzung wurden für ihr professionelles Verhalten ebenfalls belobigt, denn ihrem Einsatz war es zu verdanken, dass an Bord von British Airways Flug 009 keine Panik ausbrach.

Romantisch: Zwei Fremde, die sich auf dem Flug kennengelernt hatten, gingen später sogar die Ehe ein. Einige der beschädigten Triebwerksteile sind heute in einem Museum in Auckland ausgestellt.

British Airways ließ die G-BDXH reparieren und benannte sie in "City of Elgin" um. Sie flog noch bis 2002 für British Airways, ehe sie an European Aviation Air Charter verkauft wurde. 2006 ging der Jumbo-Veteran der Lüfte endgültig in den Ruhestand.

Kapitän Eric Moody selbst betrieb eine Webseite zu dem Vorfall, die aktuell trotz seines Todes weiterhin erreichbar ist: http://www.ericmoody.com/.

(red)