Reportagen

Fotoreportage "100 Jahre LOXN"

Nur eine Woche nachdem in Fischamend das Jubiläum „100 Jahre Luftfahrt“ gefeiert wurde, gab es in Wiener Neustadt ein ähnliches Ereignis zu zelebrieren. Am 11. Juni 1909 hatte der Wiener Neustädter Stadtrat beschlossen, „zum Zwecke der Förderung des mechanischen Flugwesens“ eine „Aeroplan Halle“ zu erwerben und die angrenzenden Grundstücke für Flugversuche zu nutzen. Einhundert Jahre später, am 12. und 13. Juni 2009 wurde deshalb „100 Jahre Luftfahrt in Wiener Neustadt“ auf dem historischen Areal (heute: „Flugplatz West“ / LOXN) gebührend gefeiert.

Die legendäre Junkers Ju 52 und zahlreiche andere historische Motor- und Segelflugzeuge verliehen dem Fest "100 Jahre LOXN" einen würdigen Charakter (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

Der Flugplatz

Wiener Neustadt war neben Fischamend und Aspern eine der bedeutendsten Stätten der österreichischen Luftfahrt, und entsprechend zelebrierte man am heutigen Flugfeld West mit der Kennung LOXN das 100jährige Jubiläum des Flugbetriebes, der noch in der k.u.k Zeit unter Kaiser Franz Josef begonnen hatte.

Heute wird der Platz unter der Woche primär militärisch für das Fallschirmsprungtraining genutzt (die Kaserne des Jagdkommandos ist angeschlossen), parallel dazu sind jedoch zahlreiche zivile Motor-, Segelflug- und Fallschirmsportvereine in LOXN angesiedelt. Der Platz verfügt über mehrere Graspisten von bis zu 1.500 Meter Länge, und die wurden am 12. und 13. Juni 2009 auch ausgiebig genutzt.

Die Veranstaltung

Bereits am Freitag, der ein „Fenstertag“ war, besuchten zahlreiche Gäste – bei freiem Eintritt, durchaus keine Selbstverständlichkeit – das Fest „100 Jahre LOXN“ und bestaunten modernes und historisches Fluggerät, darunter einen Black Hawk und eine PC 6 Porter des österreichischen Bundesheeres, mehrere Piper PA 18 „Cub“ sowie einen UL-Nachbau der legendären Messerschmitt Me 109, des meistgebauten Jagdflugzeuges der Welt, das unter anderem in Wiener Neustadt produziert wurde.

Auch das Bundesheer nutzte die Gelegenheit und informierte Besucher an seinem Stand über die Tätigkeiten des Jagdkommandos, welches derzeit ein Truppenkontingent im afrikanischen Tschad unterhält.

 

Umgerüsteter Puch G, wie er vom Jagdkommando im Tschad eingesetzt wird

 

Die einzelnen Vereine und Flugschulen präsentierten sich an ihren Informationsständen, wo auch Schnupperflüge mit Motor- und Segelflugzeugen gebucht werden konnten.

 

Ohne Kameradschaft geht in der Fliegerei, besonders beim Segelfliegen, gar nichts; viele Hände sind nötig, um die Maschinen in die Luft zu bringen

 

Neben der fliegerischen Komponente gab es noch eine weitere Säule dieser Veranstaltung – an beiden Tagen konnten die Besucher wunderschön restaurierte Oldtimerautos bestaunen, die von ihren Besitzern in teilweise historischer Kluft vorgeführt wurden.

Im einem der großen Hangars am Flugplatz wurde die beeindruckende Geschichte der Luftfahrt in Wiener Neustadt in Bildern gezeigt, während die „Piloten von morgen“ unmittelbar daneben in einem beweglichen Segelflugsimulator ihr fliegerisches Geschick unter Beweis stellen konnten.

 

Die Poliparkov Po2 ist ein sowjetischer Doppeldecker und extrem selten

 

Im Laufe des Tages kamen die meisten der Flugzeuge nach LOXN, so auch die legendäre Junkers Ju 52 D-AQUI der Deutschen Lufthansa Berlin Stiftung.

 

Die Junkers JU 52/3m im Anflug auf Wiener Neustadt West, im Hintergrund der Schneeberg - (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

 

Der eigentliche Flugtag fand am Samstag, den 13. Juni statt. Schon am frühen Morgen strömten tausende Besucher zum Flugplatz, der ausreichend Parkmöglichkeiten bot. Durch ein ausgeklügeltes Lotsensystem wurden Staus der an- und abfahrenden Fahrzeuge weitgehend vermieden.

 

Der Flugplatz glich einem Volksfest - tausende Besucher strömten nach "LOXN"

 

Den ganzen Tag über gab es Rund- und Schnupperflüge in Motor- und (historischen) Segelflugzeugen, wodurch auch die Verbundenheit der Wiener Neustädter mit „ihrer“ Luftfahrtgeschichte zum Ausdruck kam.

 

Neunminütiges Video eines Fluges der Ju 52 von Klagenfurt nach Wiener Neustadt West (LOXN) - Quelle: Youtube

 

 

Zusätzlich waren gleich zwei ganz besondere Fluggeräte am Platz vertreten, in denen sich Besucher, Luftfahrtbegeisterte und solche, die es noch werden wollen, auf eine aviatische Zeitreise begeben konnten – die Antonov An 2, der größte einmotorige Doppeldecker der Welt, von Peter Gabriels „Classic Wings“ sowie die Ju 52, die während des Zweiten Weltkrieges hundertfach in Wiener Neustadt anzutreffen war.
Diese beiden Fluggeräte waren den ganzen Tag über fast ununterbrochen im Einsatz, um die große Nachfrage befriedigen zu können.

 

Keine historische Aufnahme, sondern ein Foto aus dem Jahr 2009: Boeing Stearman, Corsair, AN 2 und Ju 52 auf einem Bild (für eine größere Darstellung bitte anklicken)

 

 

Doch nicht nur Klassiker wie die Tante Ju oder die Antonov 2 begeisterten Jung und Alt, unter den etwa 40-50 ausgestellten Luftfahrzeugen (von denen die meisten auch im Flug vorgeführt wurden), befanden sich weitere besondere Schätze wie die Boeing Stearman (OE-AMM, OE-AMJ), ein us-amerikanisches Trainingsflugzeug aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, die F4U-4 Corsair der Flying Bulls (OE-EAS), ein einmotoriges Jagdflugzeug, aus den 1940er Jahren, welches hauptsächlich am pazifischen Kriegsschauplatz zum Einsatz kam, und ein Fi 156 „Fieseler Storch“ (OE-AKA), ein einmotoriges Verbindungsflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg, das sich besonders durch seine Kurzstart- und Landefähigkeit (nur ca. 50 bis 60 Meter werden benötigt) und Langsamflugeigenschaften (die niedrigste Fluggeschwindigkeit beträgt etwa 50 km/h) auszeichnet.

 

Ein letzter Blick aus dem Cockpit, dann geht's los ...

 

 

F4U-4 Corsair der Flying Bulls (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

 

 

Das Cockpit der Corsair (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

 

 

Fieseler Storch im langsamen Überflug  (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

 

Weitgehend im Originalzustand belassenes Cockpit des "Storchs" (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

Sie alle sorgten in perfekter Symbiose gemeinsam mit modernem Fluggerät dafür, dass die Besucher der Veranstaltung einen eindrucksvollen Überblick über die rasante technische Entwicklung der Luftfahrt bekamen, wenngleich es einen Wehmutstropfen zu beklagen gab – obwohl LOXN seit seiner Gründung (auch) militärisch genutzt wurde und genutzt wird, verzichtete das Bundesheer auf ein eigenes Flugprogramm sondern war nur mit zwei (am Freitag) bzw. einem einzigen Fluggerät (Samstag) am Boden vertreten. Doch auch dieser Minuspunkt konnte den Erfolg des Festes nicht schmälern.

 

Farbenfrohe Pilatus PC 6 Porter des Bundesheeres; dieses Flugzeug wird unter anderem vom Jagdkommando für das Fallschirmjägertraining genutzt (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

 

 

Die Boeing Stearman war das Trainingsflugzeug der US-Luftstreitkräfte während des Zweiten Weltkrieges; egal, ob Jagdflieger (zB auf der Corsair) oder Bomberpilot, die ersten Flugversuche führten fast immer über die Stearman, die im Vergleich zu modernen Schulflugzeugen als fliegerisch anspruchsvoll gilt (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

 

Für die ganz wagemutigen unter den Besuchern, gab es die Möglichkeit, sich aus luftigen Höhen in die Tiefe zu stürzen – der Paraclub Wiener Neustadt bot Tandemsprünge an; gewissermaßen „Happy hour“, denn für das Geld wurden einem gleich zwei Höhepunkte geboten: nicht nur der Fallschirmsprung an sich ist ein unvergessliches Erlebnis, auch das Absetzflugzeug, eine Dornier Do 28 hat Seltenheitswert, denn weltweit fliegen nur noch wenige Exemplare.

 

Seltenes Fluggerät mit auffälliger Bemalung: Dornier D28 des Paraclub Wiener Neustadt (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

 

 

Blick in den Innenraum der Do 28

 

 

Cockpit der Do 28 des Paraclub Wiener Neustadt (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

 

Gegen 18 Uhr neigte sich das Flugprogramm allmählich seinem Ende zu, auswärtige Teilnehmer starteten um zu ihren Heimatplätzen zu fliegen, am Flugplatz LOXN stationierte Maschinen rollten zurück zu den Hangars.

 

Beeindruckende Flightline, die sich erst gegen Abend lichtete

 

Einzig die Ju 52 und die Antonov 2 drehten unermüdlich ihre Runden mit begeisterten Passagieren an Bord.
Bei Speis & Trank, umrahmt von volkstümlicher Musik und Schlagern ging das Fest „100 Jahre LOXN“ noch bis in den späten Abend.

 

Bis in den Abend hinein waren die Klassiker der Luft in ihrem Element um interessierten Besuchern eine aviatische Zeitreise zu ermöglichen

 

Epilog

Ohne Übertreibung kann diese Jubiläumsveranstaltung als würdiger Tribut an die Gründerväter der Luftfahrt in Wiener Neustadt, an die Leistungen und aviatischen Pionierstaten der vergangenen 100 Jahre gewertet werden, und so dürften es die Verantwortlichen, die in 100 Jahren dann hoffentlich das 200jährige Jubiläum von LOXN feiern werden, schwer haben, das an diesen beiden Junitagen Dargebotene zu übertreffen.

 

Überblick über das historische Flugfeld LOXN, im Hintergrund die Stadt Wiener Neustadt  (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

 

Buchempfehlung:

Rechtzeitig zum 100jährigen Jubiläum ist auch ein Buch zum Thema erschienen, in dem Carina Chitta und Ilja Steffelbauer die Geschichte des Flugplatzes Wiener Neustadt West plastisch und illustriert mit vielen Bildern darstellen. Erschienen ist das Buch im Amaltheia Eigenverlag.

Danke!

Der Autor möchte dem Piloten der teilnehmenden Corsair sowie dem Team des Paraclubs Wiener Neustadt und der Buchautorin Carina Chitta herzlich für die freundliche Unterstützung danken, ohne welche Teile des Bildmaterials dieser Reportage mit Sicherheit nicht enstanden wären.

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Links:

Paraclub Wiener Neustadt
Homepage von LOXN

http://www.loxn.org

Text & Fotos: CvD