Punktlandung

Quo vadis Ryanair?

Luftverkehrsabgabe in Deutschland und Österreich zwingt Ryanair zu unpopulären Maßnahmen

Europas günstigste und neben Easyjet vorerst noch populärste Billigairline schickt sich an, zum Tarifsorgenkind und wie ich es nicht anders zu sagen vermag, zur „beleidigten Leberwurst“ zu mutieren.

Ryanair CEO Michael O`Leary, Kämpfer und Förderer für einen sehr liberalen und offenen Luftfahrtmarkt in Europa, vor allem was den Preis betrifft (alle sollen sich das Fliegen leisten können und es muss sehr sehr billig sein) und das geht, wie es uns Ryanair tagtäglich vorexerziert, scheint hier, wenn er das Wort „Luftverkehrsabgabe“ hört, fast auszuflippen.

Ja wie kommen denn die Regierungen in Deutschland und Österreich dazu, so eine unverschämte Abgabe einzuführen, wo doch andere Länder, wie Holland, Belgien, Spanien oder Griechenland, die eine ähnliche Luftverkehrsabgabe eingeführt hatten, diese aber nach sehr kurzer Zeit wieder abgeschafft haben, zur Erkenntnis gelangten, das die „Steuer“ eigentlich wettbewerbsverzerrend, fremdenverkehrsfeindlich und eigentlich geschäftsschädigend sei.

Mit Verlaub gesagt, wenn schon eine Luftverkehrsabgabe, dann weltweit und nicht für einzelne Staaten in Europa; dies ist nicht nur aus meine Sicht, sondern auch die Sichtweise der Managementabteilungen der diversen Airlines.

Aber, nun ist sie in Deutschland und Österreich da und deshalb reagiert Ryanair mit eine wenig Beleidigtsein und Wehleidigkeit auf diese Maßnahme und bestraft die deutschen Ryanair-Basen (Frankfurt-Hahn, Bremen, Berlin-Schönefeld, Düsseldorf-Weeze) mit teilweisem Abzug von Fluggerät und einzelnen Streckeneinstellungen.

Österreich (fast) noch nicht betroffen

Die österreichischen „Ryanair-Flughäfen“ Salzburg, Linz, Graz und Klagenfurt sind, außer durch die Streckeneinstellung Klagenfurt-Frankfurt(Hahn) mit Sommerflugplan 2011, die aufgrund eher magerer Erträge, sowieso von der Einstellung bedroht war, noch nicht betroffen, aber für Überraschungen ist der Ryanair-Boss ja jederzeit gut.

Ryanair Maschine am Flughafen Klagenfurt

Tägliche Flüge von den genannten Flughäfen nach London-Stansted (STN), wie es sie zu Beginn gab, sind ja sowieso kein Thema mehr und so lassen sich die wöchentlichen Flugtage, je nach Bedarf, zusammenkürzen.

Sicher nicht immer im Sinne von Ryanair, aber wenn Förderungsmaßnahmen ausbleiben, macht Ryanair einen blitzschnellen Abflug.

Ja, was „Marketingsubventionen und Tourismusförderung“ an Ryanair betrifft, da ist O`Leary beileibe nicht wehleidig und junktimiert quasi den Anflug der jeweiligen kleineren Flughäfen mit den, auch von der EU zugestandenen, Marketing und Tourismusfördermaßnahmen.

Sicher, ohne Ryanair gäbe es Tausende von Passagieren weniger auf den vier von Ryanair bedienten österreichischen Flughäfen, und was wären sie ohne Ryanair?

Allein die kurze Ryanair „Pause“ auf den Flughäfen Salzburg und Klagenfurt vor ein paar Jahren, war für die treuen Vielflieger dort eine völlig „dumme“ Sache und sie waren froh, als Ryanair wieder zurück war; sicher war die „Streiterei“ ums Geld, die Ursache des Ryanair-Interregnums, aber so ist es eben. Gerne würde Ryanair auch Wien und Innsbruck anfliegen, sie wäre dort sehr erwünscht, aber beide Flughäfen wollen sich nicht dem „Ryanair-Diktat“ beugen – Motto: „Gleiches Recht für Alle“!

Wehleidigkeit unangebracht

Ryanair ist noch immer die größte und beliebteste Billig-Airline in Europa. 66,5 Mio. Passagiere im Geschäftsjahr 2009/2010 und prognostizierte 73, 5 Mio. im Geschäftsjahr 2010/2011 (März bis März) beweisen die fast grenzenlose Beliebtheit des irischen low-cost Riesen. Die geplante gänzliche Übernahme des irischen Nationalcarriers „Aer Lingus“ wurde von der EU unterbunden, ansonsten wäre ein übergroßes Monopol in Irlands Luftfahrt entstanden, gut so.

Die vor ein paar Jahren von Michael O`Leary getätigte Prognose 2008 bis 2010 die „Deutsche Lufthansa“ zu
überholen, wurde damals als sehr gewagt und überheblich eingestuft, ist aber mittlerweile Tatsache geworden. Mit 73 Mio. Passagieren im zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2010/2011, beförderte Ryanair um etwa 15 Mio. Passagiere mehr als O`Leary`s vielgelästerter „Konkurrent“ Lufthansa, die 2010 rund 59 Mio. Passagiere beförderte.

Allerdings war das LH-Konzernergebnis (+ SWISS, AUA, bmi, Germanwings) mit 90,2 Mio. Passagieren deutlich höher als das Ryanairergebnis.

Also eher noch „Gute Zeiten“ und nicht „Schlechte Zeiten“ für Ryanair, und es wird wohl noch lange so bleiben, trotz deutscher und österreichischer Luftverkehrsabgabe.

Gerade was die „Gebühren und Abgaben“ betrifft, sollte sich Mr. O`Leary nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen, denn bei Ryanair kostet der Flug „fast nix“, aber dafür betragen die zusätzlichen Gebühren ein Vielfaches des Flugtarifes.

Eine unvollständige Aufzählung, na bitte: „ Kreditkarten- und Kontogebühren, Abfertigungsgebühr, Sitzplatzwahlgebühr, verschiedenen Gepäckgebühren (15 – 30 Euro, je nach Entfernung und Gewicht) – wer reist schon gerne ohne Gepäck für eine oder mehrere Wochen nach Gran Canaria ? – priority check in, Essen- und Trinken an Bord, Umbuchungs- und Namensänderungsgebühr" und vieles mehr.

Vielleicht muss man zukünftig auch fürs Benützen des WC`s an Bord bezahlen, wer weiß, was Mr. O`Leary noch so alles einfallen wird, jedenfalls hat er sein sprichwörtliches Ziel erreicht, das vor Jahren verkündete:

„Fliegen soll nix kosten, aber dafür das Drumherum“!

Ob er das alles bei seinem Vorbild, der US amerikanischen „Southwest“ gelernt hat?

Ryanair ist jedenfalls eine mehr als beachtliche Größe im europäischen Luftfahrtgeschäft geworden, trotz oder gerade wegen Michael O`Leary, und da wird die kommende Luftverkehrsabgabe in Deutschland und Österreich auch ganz und gar nicht daran rütteln.

Und wer weiß, vielleicht bewirkt gerade der Ryanair-Protest gegen diese unerwünschte und wettbewerbsverzerrende Gebühr ein Umdenken bei beiden Regierungen, und sie ist in Bälde wieder Geschichte; wenn nein, die Flugäfen Bratislava, Treviso, Ronchi dei Leggionari (Triest), Maribor, Brünn, Laibach & Co, stehen „Gewehr bei Fuß“.

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Text und Fotos: Franz Zussner

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.