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Air Explore - 56.000 Passagiere im ersten Betriebsjahr

Foto: Martin Dichler

In den vergangenen Jahren hatte man in der Slowakei fast den Eindruck, dass es nicht gelingt, eine Fluggesellschaft profitabel am Leben zu halten. Air Slovakia, Slovak Airlines, Skyeurope und Seagle Air sind nur einige Beispiele dafür, dass es durch ein zu schnelles Expansionsdenken, falsche Strategien oder fehlende Marketingkonzepte zur Einstellung des Flugbetriebes kam. Das es aber auch möglich ist erfolgreich zu sein, beweist die vor 12 Monaten an den Start gegangene Air Explore. Martin Dichler sprach über die Entwicklung der vergangenen Monate mit Martin Stulajter, Eigentümer und Geschäftsführer der in Bratislava ansässigen Fluggesellschaft.

MD: Air Explore begann vor knapp einen Jahr mit einer Boeing 737-400 zu fliegen, was hat sich seitdem getan?

Martin Stulajter: Unser erstes Betriebsjahr war sehr erfolgreich, wir haben 56.000 Passagiere befördert und sind sehr zufrieden. Unser Flugzeug war in der Sommersaison hauptsächlich für italienische Reiseveranstalter im Charterverkehr im Mittelmeerraum unterwegs. Zusätzlich konnten wir auch noch die Auslastung unserer Boeing durch Ad-Hoc Charter steigern. Kunden wie die TUI-Group, Air Sweden, Travel Service oder Astreaus Airlines nutzten gerne unsere freien Kapazitäten bei kurzfristigen Ausfällen. Während der ersten Wintersaison flogen wir hauptsächlich von Italien aus in den hohen Norden. Von Pisa und Napoli aus bestanden Ketten nach Helsinki und Arlanda.

MD: Gibt es bei Air Explore den einen Bedarf für ein zweites Flugzeug?

Martin Stulajter: Ja, ein zweites Flugzeug wird schon in Kürze zu unserer Boeing 737-400 hinzukommen, ein Vertrag wurde bereits unterschrieben. Unsere Boeing 737-400 wird ab dem 2.Juni für vier Monate an die Polnische Enter Air vermietet (ACMI) und in Katowice stationiert sein. Deshalb mieten wir ab Juni eine zusätzliche Boeing 737-300 aus den Beständen der KD Avia an. Diese Maschine wird dem italienischen Charterverkehr zur Verfügung stehen und die Boeing 737-400 ersetzen. Für das zweite Flugzeug haben wir bereits weitere vier zusätzliche Crews aufgenommen, dadurch erhöht sich die Zahl der Mitarbeiter bei Air Explore auf insgesamt 75.

MD: Ist es für Sie auch einfacher die kleinere Boeing 737-300 zu vermarkten?

Martin Stulajter: Das ist ganz vom Reiseveranstalter abhängig, natürlich ist das Risiko für diesen niedriger, wenn er ein Flugzeug mit geringerer Sitzplatzanzahl anmietet. Wir haben das Flugzeug vorerst für drei Jahre angemietet. Sollte es für uns aber absehbar sein, dass wir die zusätzlichen Kapazität
während der Wintermonate nicht benötigen, haben wir die Option, dass zusätzliche Flugzeug an den Leasinggeber zu retournieren. Unsere Boeing 737-400 wird noch für ein weiteres Jahr bei uns bleiben. Gleichzeitig arbeiten wir aber auch noch an anderen Projekten mit größeren Flugzeugen, aber darüber etwas zu sagen, wäre noch zu verfrüht!

MD: Warum ist der slowakische Markt eigentlich für ihr Unternehmen nicht von Interesse?

Martin Stulajter: Derzeit konzentrieren wir uns nicht auf den slowakischen Markt, denn es gibt einen viel zu starken Konkurrenzkampf! Neben Travel Service versuchen andere Airlines ihren Anteil am Charterkuchen abzubekommen. Warum sollten wir uns an diesen Kampf beteiligen? Dazu kommt noch, dass die Charterpreise in der Slowakei generell sehr niedrig sind. Da versuchen wir lieber das profitable Geschäft in Italien, bzw. kurzfristigen ACMI-Verträge, an Land zu ziehen.

MD: Was glauben Sie, warum ist es in der Slowakei bisher noch keiner Airline gelungen, lange zu überleben?

Martin Stulajter: Wenn Sie keinen Bedarf für Flugzeuge in der ruhigen Wintersaison haben, ist es unmöglich, mehrere Flugzeuge den Winter über zu finanzieren! Die tschechische Travel Service, die besonders stark am slowakischen Markt vertreten ist, hat da einen besonderen Vorteil. Der Airline ist es bisher immer gelungen ihre Flugzeuge auch während des Winters erfolgreich im Ausland zu betreiben und damit deren Existenz abzusichern. Natürlich sind hierfür die Möglichkeiten beschränkt, so sind auch wir gezwungen unseren Profit hauptsächlich während der kurzen Sommersaison einzufliegen. Zu schnelle Expansionspläne und falsche Entscheidungen haben das Restliche dazu beigetragen, dass die von Ihnen angesprochenen Airlines bankrott gegangen sind.

Text & Foto: Martin Dichler