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Interview: Air Explore goes Next Generation

Das im Jahr 2010 gegründete slowakische Flugunternehmen AIR EXPLORE hat einen neuerlichen Flottenzuwachs erhalten. Seit dem 3.Oktober verfügt das bisher mit vier Boeing 737-400 Classic operierende Unternehmen über eine erste Boeing NG in Form einer Boeing 737-800. Das Flugzeug mit der Kennung OM-GEX , welches zuvor bei Ryanair, Varig und GOL im Einsatz stand, steht ab sofort für ACMI (Aircraft-Crew -Maintenance-Insurance) Aufträge weltweit zur Verfügung. Nach dem Zusammenbruch der slowakischen Luftfahrt vor einigen Jahren zählt AIR EXPLORE mit seiner Flotte aus nun fünf Boeing 737 zu den erfolgreichsten und stabilsten Luftfahrtunternehmen des Landes. Zahlreiche ACMI Aufträge von namhaften Fluglinien wie Ryanair, Arkefly oder Meridiana, haben der Fluglinie in den letzten Jahren eine gute Reputation am heiß umkämpften ACMI/Chartermarkt eingebracht. Martin Dichler sprach für Austrian Wings (AW) am Flughafen Wien mit Martin Stulajter (CEO Air Explore ) über die aktuelle Situation der Fluggesellschaft und dem neuesten Zugang in der AEX Flotte.

AW: Sie haben seit kurzem eine Boeing 738NG in ihrer Flotte integriert, können Sie uns etwas über die Geschiche des Flugzeug erzählen?

Martin Stulajter: Das Flugzeug ist Baujahr 1999 (MSCN 29919) und wurde ursprünglich an Ryanair ausgeliefert. Es flog zuletzt bei Varig und Gol in Brasilien. Wir haben das Flugzeug für sechs Jahre von der Leasingfirma AIRCASTLE angemietet und freuen uns, die erste NG Boeing in unserer Flotte betreiben zu dürfen.

AW:Ist es heutzutage notwendig, den Fluglinien eine Next Generation Boeing anbieten zu können um erfolgreich zu operieren?

Martin Stulajter: Das ist sehr wichtig für Anbieter wie uns! Wenn man eine Charterairline ist, genügt es wenn man dem Passagier ein gepflegtes und gut gewartetes Flugzeug anbietet. Für ACMI Unternehmen wie Air Explore, zählen große und bekannte Fluglinien zum Kundenkreis, welche bereits NG Flugzeuge in ihrer Flotte haben. Wir müssen daher ein gleichwertiges Produkt anbieten können, damit die Fluglinien bei Engpässen auf unsere Flugzeuge zurückgreifen. Die älteren Classic Boeing werden folglich immer weniger von den Fluglinien angefragt, weshalb wir uns dazu entschlossen haben, das unserer Meinung nach beste Produkt, nämlich die Boeing 737-800 am Markt anzubieten.

Blick in die Kabine des jüngsten Flottenmitgliedes.
Blick in die Kabine des jüngsten Flottenmitgliedes.

AW: Die bestehenden 737 Classics bleiben weiterhin im Bestand ihrer Flotte?

Martin Stulajter: Unsere vier Boeing 737-400 (OM-AXE, CEX, DEX, EEX) bleiben weiterhin im Bestand, denn wir haben zahlreiche Aufträge für diese Flugzeuge. Die OM-AXE, welche sich in unserem Besitz befindet, werden wir während der Wintermonate still legen und rechtzeitig zum Saisonbeginn reaktivieren. Wir arbeiten aber gerade an neuen Aufträgen in Afrika und dem mittleren Osten, was auch den Einsatz aller Flugzeuge über den Winter bedeuten könnte.

AW: Ich treffe Sie gerade auf dem Flughafen Wien auf dem Weg nach Palau (Mikronesien). Sie betrieben bereits im vergangenen Jahr für TonleSap Airlines ein Flugzeug im Inselstaat. Gibt es jetzt einen Folgeauftrag zu holen?

Martin Stulajter: Es ist kein Geheimnis, dass wir einen Auftrag von einem Start-up Unternehmen aus Palau bekommen haben. Ich bin gerade dabei letzte Details für einen sechs monatigen Leasingvertrag mit der Fluglinie Palau Pazifik Airways vor Ort aus zu verhandeln. Die neue Boeing 738NG würde diesen Auftrag auch gleich übernehmen.

AW: Wie war die abgelaufene Saison für das noch junge Unternehmen AIR EXPLORE?

Martin Stulajter:

Die Saison war für uns großartig! Zwei unserer Flugzeuge flogen für Ryanair in Dublin, ein anderes Flugzeug für Tunis Air in Monastir und ein weiteres für Meridiana und Royal Air Maroc. Alle Aufträge konnten zur vollsten Zufriedenheit unserer Kunden erledigt werden und wir können zufrieden auf die abgelaufene Saison zurück blicken.

Air Explore Boeing 737-800 Foto Martin Dichler

AW:
Sie erzielen ihre Gewinner durch ACMI Aufträge. Gibt es ihrer Meinung nach in der Slowakei einen Platz für eine eigene Linienfluggesellschaft?

Martin Stulajter:

Das ist eine schwierige Frage. Wenn sich ein spezieller Nischenanbieter mit einem sehr kreativen Produkt, weit abseits von den bereits vorhandenen Billigfluglinien und mit dem geeigneten Flugzeug findet, dann vielleicht? Ich denke aber, dass die Slowaken seit dem Ende von Skyeurope Airlines im Jahr 2009, sehr stark die Vorteile des nur 50 Kilometer entfernten Wiener Flughafens zu schätzen gelernt haben. Hier ist das Angebot wesentlich umfangreicher und ich selbst nutze gerne und oft den Flughafen für meine Geschäftsflüge.

AW: Eine abschließende Frage noch, wie optimistisch sind Sie was die Zukunft ihrer Fluglinie anbelangt?

Trotz moderner Displays birgt das Cockpit der 737-800 noch viele klassische Elemente.
Trotz moderner Displays birgt das Cockpit der 737-800 noch viele klassische Elemente.

Martin Stulajter:

Für das nächste Jahr bin ich sehr optimistisch, was eine langfristige Prognose anbelangt, so kann ich aufgrund der vielen Krisenherde in Europa (Ukraine-Russland) derzeit keine Auskunft geben. Unser Geschäft ist sehr schnelllebig, weshalb man sich immer nach Alternativen außerhalb Europas umsehen muss.

AW: Wir danken für das Gespräch!

Das Interview führte Martin Dichler; Fotos: Martin Dichler