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AUA will nach Restrukturierung in den Steigflug übergehen

Im Rahmen der gestrigen Vorstellung der Marke MyAustrian und der neuen Uniform sprachen der scheidende AUA-CEO Jaan Albrecht und sein Nachfolger Kay Kratky auch über die wirtschaftliche Zukunft der Austrian Airlines. Gerne hätten wir bereits früher darüber berichtet, doch seitens der AUA war eine entsprechende Sperrfrist vorgegeben. Im Gegensatz zu einigen anderen Medien hat Austrian Wings sich jedoch im Sinne eines kooperativen Miteinander selbstverständlich zur Einhaltung der seitens Austrian Airlines erbetenen Frist bereit erklärt.

Nach der Restrukturierung der vergangenen Jahre möchte Österreichs Flag-Carrier, Austrian Airlines, wieder auf einen vorsichtigen Wachstumskurs drehen. Ihr Konzept dazu: Ein neues Preismodell, eine neue Mittelstreckenflotte, neue Destinationen, Ausbau des Geschäfts als Operating Carrier in der Lufthansa Group und ein neuer, rot-weiß-roter Marktauftritt.

Noch-CEO Jaan Albrecht (links) mit seinem Nachfolger Kay Kratky
Noch-CEO Jaan Albrecht (links) mit seinem Nachfolger Kay Kratky

Austrian CEO Jaan Albrecht sagt: „Die Restrukturierung der vergangenen Jahre hat uns wieder fit für den rauen Luftfahrtmarkt gemacht. Wir haben nach der Einigung mit dem Betriebsrat wieder eine gute Basis und Chancen auf Wachstum. Die wollen wir nutzen.“

Durch die Restrukturierung hat sich Austrian Airlines innerhalb der Lufthansa Group zum Kostenführer hochgearbeitet. Diese Position lässt sich auch an internen Aufträgen festmachen. So fliegt Austrian seit Frühjahr 2015 beispielsweise vier Bombardier Q400 für die Schwester SWISS im sogenannten wet-lease. Die Austrian Flugzeuge fliegen im Auftrag und im Netz der SWISS, werden allerdings von Austrian Crews bereedert. Für Lufthansa operiert Austrian ein weiteres Flugzeug im wetlease. Austrian Airlines erwartet sich insbesondere in diesem Geschäftssegment einen weiteren Wachstumsschub. So sollen noch heuer zwei Airbus A320 für die Konzernschwester Eurowings durch Austrian Airlines Personal bereedert werden.

Die AUA wird A320 für Eurowings betreiben.
Die AUA wird A320 für Eurowings betreiben.

„Wir erwarten für die kommenden 3-5 Jahre Wachstum an Passagieren, Umsatz und Mitarbeitern“, so Austrian CFO Heinz Lachinger. In ihren Plänen geht Austrian von einem Zuwachs von rund 10% in ihrem Kern- und Zusatzgeschäft als Operating Carrier aus. In absoluten Zahlen ausgedrückt: 1,5 Mio. Passagiere, 400 Arbeitsplätze oder 210 Millionen Euro mehr Umsatz erwartet die Fluglinie in den nächsten Jahren. „Aber“, so Lachinger, „wir werden stets die Kosten und die Profitabilität im Auge behalten.“

„myAustrian“: Im Zentrum der neuen Strategie Individualisierung und das neue Tarifmodell

Mit Herbst 2015 startet Austrian Airlines ihr neues Tarifkonzept im Österreich- und Europaverkehr. Es sieht für die Passagiere zukünftig mehr Wahlfreiheit von Zusatzleistungen vor. So werden beispielsweise DO&CO á la Carte Menüs an Bord, Lounge-Zugang, Zusatzgepäck oder andere Services unabhängig von den Tarifpaketen individuell buchbar sein. Der Fluggast wird sich „seinen“ Flug individuell zusammenstellen können. Damit im Einklang stellt Austrian ein „my“ vor den Markennamen.

Bisher trägt die OE-LBC als einzige Maschine der AUA-Flotte das neue Farbenkleid.
Bisher trägt die OE-LBC als einzige Maschine der AUA-Flotte das neue Farbenkleid.

Kritiker, auch aus der AUA selbst, bemängeln allerdings, dass die AUA sich damit noch weiter weg von einer Qualitätsfluglinie und in Richtung Billigairline entwickelt.

Dazu Austrian CCO Andreas Otto: „‘myAustrian‘ soll unseren Kunden signalisieren, dass wir zukünftig stärker als bisher auf die individuellen Produktwünsche eingehen wollen. Gleichzeitig möchten wir die Identifikation unserer Mitarbeiter und Kunden mit ‚ihrer‘ Airline stärken.“

AUA-Vorstand Andreas Otto - Foto: Franz Zussner für Austrian Wings
AUA-Vorstand Andreas Otto - Foto: Franz Zussner für Austrian Wings

Künftig wird es, wie bereits im vergangenen März bekannt gegeben, vier Tarifbündel mit unterschiedlichen Service-Features zur Auswahl geben. Neben der bestehenden Business Class werden die drei neuen Tarifoptionen für die Economy-Class „Light“, „Classic“ und „Flex“ für Reisen innerhalb Europas ab Herbst 2015 bei Austrian Airlines eingeführt. Der Verkauf startet bereits ab Sommer 2015. Der „Light“ Tarif wird bei den Linienflügen in Europa die günstigste Tarifklasse für Passagiere sein, die nur mit Handgepäck reisen und keine Umbuchungs- und Erstattungsmöglichkeiten benötigen. Auch die anderen Airlines der Lufthansa Group werden diese neue Tarifstruktur einführen.

Neue touristische Destinationen: Colombo in Sri Lanka, Menorca, Mauritius, Miami

Im Bereich des Streckennetzes wird Austrian Airlines einen leichten strategischen Schwenk zu mehr touristischen Destinationen vollziehen. Hintergrund ist ein Trend zu mehr Privatreisen, insbesondere zu Warmwasserdestinationen im Winter, um das starke saisonale Geschäft auszugleichen. Ab 20. Juni 2015 hebt die heimische Fluglinie ein Mal pro Woche in die Hauptstadt der spanischen Baleareninsel Menorca, nach Mahon, ab und ab 16. Oktober 2015 fünf Mal pro Woche nach Miami. Ab 29. Oktober 2015 geht es jeden Donnerstag mit einer Boeing 767 nonstop von Wien nach Mauritius und jeweils Freitags zurück. Aufgrund der großen Nachfrage wird Austrian Airlines außerdem im Zeitraum zwischen 19. Dezember 2015 und 27. Februar 2016 einen zweiten Flug pro Woche nach Mauritius in das Programm aufnehmen. Ab 27. Oktober 2015 wird Austrian Airlines außerdem jeweils Dienstags in die Hauptstadt Sri Lankas, nach Colombo, fliegen. Damit bietet sie neben Delhi, Bangkok, Malediven, Peking und Tokio ein weiteres Reiseziel in Asien an.

Neue Flugzeuge: Embraer ersetzt Fokker Flotte

Am 19. März 2015 wurde im Austrian Aufsichtsrat die Erneuerung der Mittelstreckenflotte entschieden. Die Umflottung von Fokker zu Embraer wird zum Jahreswechsel 2015/16 starten und Ende 2017 abgeschlossen sein. Austrian wird mehrere hundert Millionen Euro in dieses Projekt investieren.

‚Tyrolean Spirit‘ soll in der Austrian erhalten bleiben

Wie berichtet, sind nach der Einigung über einen neuen Bord-Kollektivvertrag mit der Fusion am 1.4.2015 alle Flugbegleiter und Piloten von Tyrolean zu Austrian Airlines gewechselt. Damit wurde der gesamte operative Flugbetrieb in die Austrian Airlines integriert.

Operated by Tyrolean ist seit dem 1. April 2015 ein Stück (Luftfahrt-) Geschichte.
Operated by Tyrolean ist seit dem 1. April 2015 ein Stück (Luftfahrt-) Geschichte.

„Der 1.4.2015 wird für die österreichische Luftfahrt ein historisches Datum bleiben. An diesem Tag haben wir die Geschichte von Austrian und Tyrolean zusammengeführt. Der Zusammenschluss war für uns der Startschuss für die neue Austrian“, sagt CEO Jaan Albrecht.

Die Fokker-Flotte wird ab Anfang 2016 durch Embraer von Lufthansa Cityline ersetzt.
Die Fokker-Flotte wird ab Anfang 2016 durch Embraer von Lufthansa Cityline ersetzt.

In Innsbruck wurde rund um den Zusammenschluss eine der zusätzlich erworbenen neuen Q400 auf den Namen ‘Tyrolean Spirit‘ getauft. „Wir wünschen uns, dass der ‚Tyrolean Spirit‘ lange in der Austrian weiterlebt, sagt COO Klaus Froese, „seit jeher steht Tyrolean für Unternehmertum, Effizienz und Wandelbarkeit. Das sind Werte, die wir auch in der neuen Austrian erhalten wollen,“ so Froese weiter.

Klaus Froese, ehemaliger Geschäftsführer der Tyrolean Airways wechselte per 1.4.2015 als Chief Operating Officer in den erweiterten Vorstand der Austrian. Der erweiterte Vorstand besteht seit April aus Jaan Albrecht (CEO), Andreas Otto (CCO), Heinz Lachinger (CFO) und Klaus Froese (COO). Per 1. August 2015 wird Kay Kratky als neuer CEO das Steuer von Jaan Albrecht übernehmen.

Albrecht-Nachfolger Kratky
Albrecht-Nachfolger Kratky

Neues Livery, neue Uniform: Das kräftige Rot bleibt Teil der Austrian-Identität

Fast pünktlich zur Fusion wurde auch die neue Uniform und das neue Livery (Flugzeuglackierung) vorgestellt. Die neue Uniform, die ab 2016 von rund 3.500 „roten Uniformträgerinnen und -trägern“ auf den Stationen und an Bord getragen werden wird, wurde von der österreichischen Designerin Marina Hoermanseder entworfen. Sie hat sich unter mehreren Top-Designern aus Österreich mit dem besten Konzept durchgesetzt. Hoermanseder wurde in Wien geboren, sie arbeitet und lebt seit einigen Jahren in Berlin. Ihre Mode steht für ausgeprägten Individualismus und vereint handwerkliche Raffinesse mit exaltiert-elegantem Design.

Der zukünftige AUA-CEO Kay Kratky inmitten von Kollegen mit neuer Uniform.
Der zukünftige AUA-CEO Kay Kratky inmitten von Kollegen mit neuer Uniform.

Das kräftige Rot soll nach Vorstellungen der Designerin weiterhin Teil der Austrian Airlines Uniform sein. Ob die rote Farbe der Schuhe und Strümpfe bleibt, wird in den nächsten vier Wochen von den roten Uniformträgerinnen per Abstimmung entschieden werden.

Insgesamt erwirtschaftet Austrian Airlines einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro und beschäftigt rund 6.000 Mitarbeiter. Die Flotte zählt 74 Flugzeuge, die vom Heimatflughafen Wien zu rund 130 Destinationen fliegen. 2014 zählte der österreichische Flag-Carrier 11,2 Millionen Passagiere. Die angebotenen Sitzkilometer (ASK) lagen bei 23.300.

(red / AUA / Titelbild: Der künftige AUA-CEO Kay Kratky / Alle Fotos: Austrian Wings Media Crew)