Österreich

VIE: Von "Sodom und Gomorrha" zum "4-Sterne-Airport"

Seit 16 Jahren vergibt das renommierte britische Unternehmen Skytrax Auszeichnungen für den Passagierkomfort an Flughäfen. Österreichs Hauptstadt-Airport darf sich seit heute über ein 4-Sterne-Prädikat freuen.

"Als Julian Jäger und ich die Vorstandsposten übernommen und verkündet haben, eine Produktivitätssteigerung um 20 Prozent erzielen zu wollen, orteten viele schon Sodom und Gomorrha", erinnert sich Flughafenchef Günther Ofner. Doch die Schwarzmalerei sollte sich nicht bewahrheiten. "Unsere Mitarbeiter sind, wie eine aktuelle Befragung ergibt, sehr zufrieden, fühlen sich wohl. Und die Produktivität haben wir um 30 Prozent gesteigert", so die Kurzbilanz des VIE-Bosses. Das Vorstandsduo habe seine erklärten Säulen - "Kundenorientierung, Wirtschaftlichkeit, Professionalität und Respekt" - nie aus den Augen verloren, betonen sie.

Flughafenvorstand Günther Ofner
Flughafenvorstand Günther Ofner

Hinter der Qualitätsoffensive stand unter anderem das interne Projekt einer "Service-WM". Durch punktuelle Verbesserungen sollte das positive Flughafenerlebnis für Passagiere sukzessive gesteigert werden. Julian Jäger erklärt: "Es waren um die 190 Einzelmaßnahmen. Begonnen bei Website, Anreise, Parken, Check-In, über die Sicherheitskontrolle, das Shopping-Erlebnis bis hin zum Boarding."

Julian Jäger
Julian Jäger

Besonders stolz ist man auch auf die Barrierefreiheit. Jäger: "Wir haben bewiesen, dass wir auch auf Kritik reagieren und zusammen mit Behindertenverbänden deutliche Verbesserungen in der Infrastruktur umgesetzt."

Die Passagiere scheinen die Anstrengungen zu honorieren. Günther Ofner betont, dass der Wiener Flughafen in puncto Kundenzufriedenheit den ehemaligen Spitzenreiter München abgelöst hat: "Und diesen europäischen 'Best Airport Staff'-Preis wollen wir nicht gleich wieder abgeben!"

Apropos Zufriedenheit: Auch der Dialog mit Nachbargemeinden verlaufe "vorbildlich", berichtet der Vorstand. Das Mediationsverfahren sei ein europäisches Paradebeispiel und biete Vertrauensbasis, die gerade bei konfliktbehafteten Themen essentiell sei.

Für den Flughafen selbst steht die Steigerung der Produktivität weiterhin an oberster Stelle. Sehr zur Freude von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, der anmerkt: "Dann klingelt es auch in unseren Kassen!"

Der Landeshauptmann von Niederösterreich, Erwin Pröll
Der Landeshauptmann von Niederösterreich, Erwin Pröll

Skytrax-Geschäftsführer Edward Plaisted betonte, dass der Flughafen mit seinen Mitarbeitern "Botschafter für Österreich und Wien" sei. Sein Unternehmen habe es sich zum Ziel gesetzt, ein "weltweit akkurates, einheitliches und glaubwürdiges Rating-System" zu schaffen. Das Flughafenerlebnis würde dabei ausschließlich aus Passagiersicht bewertet. "Und zwar vor allem aus der Perspektive von Erstkunden, die sich ebenfalls mühelos zurecht finden sollen", erläutert Plaisted. 800 sogenannte "Key Performance Indicators" fließen dabei in die Skytrax-Bewertung ein, die sich auch an lokalen Gegebenheiten orientiert. "Natürlich berücksichtigen wird, wie sehr auf mobilitätseingeschränkte Besucher oder auf Religionszugehörigkeit Rücksicht genommen wird", so der Skytrax-CEO.

Skytrax-Geschäftsführer Edward Plaisted
Skytrax-Geschäftsführer Edward Plaisted

Für Landeshauptmann Pröll ist der Flughafen jedenfalls auf dem richtigen Weg: "Wir alle können uns an die Zeit erinnern, in der wir nicht über Erfolge geredet, sondern über Spannungen diskutiert haben", blickt der Politiker in die Vergangenheit zurück. Es sei daher, so Pröll, "wichtig, diese Qualität in Zukunft nicht zu verlieren. Gehen wir ob dieses heutigen Erfolges nicht aufs Eis tanzen!"

Auch der VIE-Vorstand unterstreicht, dass die nunmehrige Skytrax-Auszeichnung kein Grund zum Ausruhen auf Lorbeeren ist. "Wir wollen weiter wachsen, insbesondere auf der Langstrecke, aber auch im Low Cost Carrier-Bereich. Zudem müssen wir im Terminal 2 und am Pier Ost bautechnisch etwas tun. Vielleicht sind dann einmal fünf Skytrax-Sterne drin."

Das ist für Plaisted und sein Team nicht ausgeschlossen: "Möglicherweise stehen wir ja in drei Jahren hier und erörtern genau das", schmunzelt der Skytrax-Chef. Dazu würde vielleicht auch gehören, den Airport rundherum "A380-fit" zu machen. Bereits im Sommer könnte die erste regelmäßige Verbindung mit dem Superjumbo nach Wien aufgenommen werden (Austrian Wings berichtete). "Grundsätzlich sind wir dafür bereit", sagt Jäger. "Wir können den A380 mit kleinen Adpatierungen am Pier Ost andocken. Zwar nicht optimal auf zwei Ebenen, aber auch dies könnten wir in drei Jahren bewerkstelligen, wenn es notwendig wird."

Es bleibt also durchaus noch Luft nach oben für künftige Weiterentwicklungen, auch in Richtung "Airport City". Ofner: "Das System Flughafen soll zu einer Stadt werden, mit Hotels, Ärzten und allem, was dazugehört."

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NÖ Landeshauptmann Pröll
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(red Aig / Alle Fotos: Austrian Wings Media Crew)