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Kontrollen mit veralteter Technik: ver.di kann "Sicherheit nicht garantieren"

Sicherheitskontrolle (Symbolbild) - die Gewerkschaft ver.di bemängelt veraltete Technik und fehlende Ausbildung auf deutschen Flughäfen - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Nachdem ausgerechnet Vertreter von Flughafen-Sicherheitspersonal eklatante Lücken in Bezug auf Ausbildung und technische Ausstattung beklagt hatten, startete der TV-Sender RTL ein Experiment und konnte in vielen Fällen prompt verdächtige Gegenstände durch die Kontrolle bringen, die - so die Produzenten - einer eingehenderen Inspektion bedurft hätten.

Unter federführender Mitarbeit von Sprengstoff-Experte Michael Rupalla wurde das Experiment angelegt. Rupalla produzierte vor sechs Jahren bereits die hoch erfolgreiche Reihe "Sprengstoff als Lebensretter in der Luftfahrt", zusammen mit Austrian Wings, für das Pro7-Wissensmagazin "Galileo".

Sprengstoff-Experte Michael Rupalla (ganz rechts im Bild) produzierte bereits zusammen mit Austrian Wings zu "explosiven" Themen - Foto: Korn-PR/T. Rosenberger

Im jüngsten Versuch für das RTL-Abendmagazin "Extra" bastelte der Profi täuschend echte Bomben-Attrappen. Solche, die - so die Redakteure - unmittelbar auffallen und einer weiterführenden Inspektion unterzogen hätten werden müssen. So platzierte Rupalla etwa im Inneren von großen Schokoladefiguren ein Sprengstoff-Imitat, das zwar keine Explosion auslösen kann, sich aber im Sicherheitsscan genau wie die tatsächlich hochgefährliche Substanz darstellt. Selbst Kabel und Zünder-Nachbau fehlten nicht.

Auch Einzelkomponenen, die sich an Bord zu einem einsatzfähigen Sprengsatz zusammensetzen ließen, wurden vom Kontrollpersonal nicht bemängelt, so die Initiatoren des Experiments. "Die Kontrolleure sind darauf geschult, nach fertigen Bomben zu suchen. Dabei wird vergessen, dass es ebenso möglich ist, einzelne Bestandteile eines Sprengsatzes an Bord eines Flugzeugs zu schmuggeln", bilanziert RTL-Reisereporter Ralf Benkö.

Experte: "Brauchen Terroristen nichts zu erklären!"
Michael Rupalla ergänzt: "Die Terroristen wissen das schon lange! Wir brauchen den Terroristen nichts zu erklären. Wir wollen zeigen, dass wir besser aufpassen müssen. Wir müssen mehr kontrollieren, wir müssen uns mit diesem Gedankengut ein bisschen mehr beschäftigen. Die sind uns voraus. Wir müssen den Sicherheitsleuten erklären, wie es funktioniert. Und da ist meine Meinung, wenn ich mit Sicherheitsleuten rede, dass sie alle sagen, wir machen das zu oberflächlich."

Einen Schoko-Marzipan-Bus inklusive höchst auffälligem Innenleben konnte Rupallas Team jedenfalls problemlos durch die Sicherheitskontrolle bringen - und zwar samt "Sanktus" des dortigen Personals. Zwar fiel die ungewöhnliche Süßware mit ihren innenliegenden Kabeln und Zünderkonstruktion im Röntgengerät auf und wurde daraufhin nochmals durch einen Sicherheitsmitarbeiter in Augenschein genommen, dieser quittierte das auffällige Innenleben jedoch nur mit der lapidaren Feststellung, so etwas "noch nie gesehen" zu haben. Ein Sprengstofftest unterblieb nach Auskunft der RTL-Redaktion gänzlich.

ver.di-Gewerkschaftssprecher Özay Tarim bemängelt, dass man weit entfernt vom aktuellen Stand der Technik sei und auch die Ausbildung des Personals viel zu oberflächlich ausfalle. Er resigniert: "Unter diesen schwierigen Bedingungen können wir die Sicherheit nicht garantieren!"

(red Aig)