Reportagen

Fotobericht: HeliAir - der Wartungsbetrieb der ÖAMTC-Flugrettung

Als Pionier der Flugrettung hat der ÖAMTC gemeinsam mit der Flugpolizei wichtige Aufbauarbeit in diesem Bereich geleistet. Kaum bekannt ist aber, dass die Christophorus-Flugrettung mit der HeliAir auch über einen eigenen international zertifizierten Wartungsbetrieb verfügt. Mit 45 hochqualifizierten Mitarbeitern ist die HeliAir damit zudem ein bedeutender Arbeitgeber in der Branche.

Direkt an die Flugrettungszentren Ost (Wiener Neustadt, Christophorus 3, ITH) beziehungsweise West (Christophorus 1) angeschlossen befinden sich die Wartungsbetriebe der HeliAir. Ursprünglich wurden hier ausschließlich die eigenen Maschinen der Christophorus-Flotte (Alouette III, Ecureuil, seit Ende der 1990er Jahre das heutige Muster EC 135 / H135) gewartet. Im Laufe der Zeit baute die HeliAir ihr Portfolio allerdings aus und wurde damit zu einem wichtigen Player auf dem internationalen Parkett. Allein am Standort Innsbruck werden jährlich mehr als 40 Helikopter aus ganz Europa instangehalten, denn auch Flugrettungsbetreiber aus dem Ausland setzen auf das Know How der österreichischen Spezialisten. Sogar die finnische Luftrettung lässt ihre Maschinen hier warten. Paradox: Es ist günstiger, die Helikopter mittels Tieflader aus dem hohen Norden nach Innsbruck zu bringen, als sie die Strecke fliegen zu lassen.

Alles in allem vertrauen vertrauen derzeit nach Angaben des ÖAMTC Kunden aus Österreich, Aserbeidschan, Bulgarien, Deutschland, Finnland, Niederlande, Island, Kasachstan, Litauen, Norwegen, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Slowenien, Tschechien, Uganda, Ukraine und Ungarn auf die HeliAir, die als Part 145 Instandhaltungsbetrieb zertifiziert ist.

Und selbst die österreichische Flugpolizei, die in Wien-Meidling über einen eigenen Werftbetrieb verfügt, greift bisweilen auf die Dienste der HeliAir zurück. So wie auch im täglichen Einsatzbetrieb die Kooperation zwischen fliegenden Polizisten und den Rettungsprofis des ÖAMTC ausgezeichnet ist, zumal es auch personelle Überschneidungen gibt. So flog etwa der aktuelle Stützpunktleiter von Christophorus 9, Gerold Hofbauer, früher als Einsatzpilot bei der Flugpolizei.

Die Aufgabe des Wartungs- und Instandhaltungsbetriebes der HeliAir ist die Umsetzung des Wartungsprogramms. Für die regelmäßige Wartung der ÖAMTC-Hubschrauber vom Typ EC 135 / H 135 existiert eine Reihe von nationalen und internationalen Vorschriften und Gesetzen. Die Überprüfungen durch die HeliAir gehen aber in vielen Fällen weit über diese vorgeschriebenen Standards hinaus, betont man beim ÖAMTC nicht ohne Stolz.

Alle sechs Wochen, also nach rund 50 Flugstunden, wird jede Maschine direkt an ihrem Stützpunkt durch einen lizensierten Techniker auf Herz und Nieren geprüft. Dank genauester Informationen durch die Piloten und auch aus eigener Erfahrung wissen die Techniker meist bereits im Vorhinein ganz genau, was gewartet werden muss. So haben sie die gängigsten Ersatzteile gleich im Servicebus mit. Umfangreichere Arbeiten werden, um den Betrieb nicht zu beeinträchtigen, während der Nachtstunden erledigt.

So richtig zur Sache geht es bei den großen Wartungsereignissen nach 500 beziehungsweise 1.000 Flugstunden. Jeder Hubschrauber muss dann nämlich in den Hangar nach Innsbruck oder Wiener Neustadt. In rund zwei Tagen wird das Fluggerät vollkommen zerlegt und jedes Bauteil nach exakten Werksvorgaben geprüft. Wenn der Helikopter dann nach zwei bis drei Wochen wieder zusammengebaut zum Testflug startet, hebt praktisch ein neuer Hubschrauber ab.

Direkt neben dem ÖAMTC-Flugrettungszentrum in Innsbruck befindet sich die Flugeinsatzstelle (FESt) der Flugpolizei

Neben Arbeiten an der Zelle und am Rotor werden bei HeliAir auch Turbomeca Triebwerke technisch betreut. Reinhard Kraxner, seines Zeichens Einsatzpilot und Geschäftsführer der Christophorus Flugrettung, ist stolz darauf, dass die HeliAir unter anderem als Turbomeca Maintenance Center zertifiziert ist. Darüber hinaus werden Techniker ausgebildet und zertifizierte Luftfahrtzeug-Bauteile, wie beispielsweise Lasthaken in Eigenregie hergestellt.

Wer sich als auszubildender Techniker bewerben möchte, muss mindestens eine berufsbildende höhere Schule abgeschlossen haben und ein strenges Auswahlverfahren bestehen. Danach wird er für seinen eigenen Teilbereich geschult.

Dabei arbeiten die Techniker nicht nur im Hangar, sie sind auch als mobile Troubleshooter im Außendienst unterwegs und fahren zu den Christophorus-Stützpunkten, wenn es gilt, kleinere technische Probleme an Ort und Stelle zu beheben.

Denn auch die Ersatzteilbewirtschaftung für die ÖAMTC-Flugrettung wird von HeliAir durchgeführt. Ein rascher Zugriff auf erforderliche Ersatzteile ist besonders wichtig. Das wird zum einen durch spezielle Verträge mit den jeweiligen Herstellern erreicht, die eine sofortige Lieferung der benötigten Teile garantieren. Zum anderen verfügt die HeliAir auch über ein eigenes Lager und einen gewissen Grundstock an hochwertigen Ersatzteilen. Eine eigene Logistikabteilung kümmert sich um diesen verantwortungsvollen Bereich und garantiert so eine hohe Verfügbarkeit der Notarzthubschrauber.

Zusätzlich steht in Innsbruck eine Lackierbox zur Verfügung. Maintenance Director der HeliAir, Martin Weger: "Die Lackierung eines Luftfahrtzeugs bedarf höchster Sorgfalt, um ein qualitativ hochwertiges und dauerhaftes Ergebnis sicherzustellen. Die Lackieranlage der HeliAir ermöglicht seit Jänner 2010 eine rasche und kostengünstige Reparatur von Lackschäden. Die Anlage erfüllt sämtliche Umweltstandards und bietet auch den Mitarbeitern einen hohen Schutz vor gesundheitsschädlichen Einflüssen. Da diese Anlage auch allen luftfahrttechnischen Vorgaben entspricht, ist es der HeliAir möglich, entsprechende Qualitätszertifikate auszustellen."

Ebenfalls tätig ist HeliAir im Entwicklungsbereich. Auf Europas größter und wichtigster Hubschraubermesse, der HeliTech in London, hat die HeliAir in diesem Jahr zudem eine Weltneuheit präsentiert – die erste selbsttragende Innenraumverkleidung der Luftfahrt. "Der sogenannte Kokon ist das Ergebnis intensiver Entwicklungsarbeit des hauseigenen Design- und Produktionsbetriebes", betont man beim Magement.

Die Kokon-Entwickler Florian Bucher und Nikolaus Seirer

Die Entwickler Florian Bucher und Nikolaus Seirer betonen die Vorteile von Kokon: "Es ermöglicht den einfachen Einbau von medizinischen Geräten. Eine der Anforderungen war, dass Schwingungen reduziert werden. Hergestellt ist das System aus Carbon." Doch die Einsatzmöglichkeit von Kokon beschränkt sich nicht ausschließlich auf den Bereich Flugrettung.

Das Kokon-System

"Die hoch belastbare Verkleidung erlaubt Einbauten aller Art. Von medizinischen Geräten für Notarzthelikopter über Mission-Equipment von Sicherheitskräften bis hin zur Champagnerkühler-Halterung im VIP-Hubschrauber. Das patentierte Design des Kokon ermöglicht es, nahezu jede Adaption des Innenraums zeit- und kostensparend durchzuführen." Zudem entfallen zusätzliche Lizensierungen durch die Luftfahrtbehörden für neue Einbauten, unterstreicht der Maintenance Director der HeliAir, Martin Weger.

"In der Fliegerei darf es keine Kompromisse geben, Sicherheit steht stehts an höchster Stelle. Das wird auch bei der HeliAir gelebt. Denn es ist auch für mich als Pilot ein gutes Gefühl, zu wissen, dass meine Maschine von einem der besten Wartungsbetriebe Europas betreut wird", betont Flugrettungschef Reinhard Kraxner.

Weitere Fotoimpressionen:

Techniker bei der Arbeit
Mit Cable Cuttern sollen im Ernstfall nicht gekennzeichnete (Heu-) Seile im Gebirge gekappt werden; um schwere Unfälle zu vermeiden
Rotorkopf eines EC 135
Flugrettungs-Chef Reinhard Kraxner erlernte das Fliegen beim Militär und wird von seinen Mitarbeitern als fachlich kompetenter Mann der Praxis geschätzt
Auch die teuren und hochkomplexen Nachtsichtgeräte werden von den HeliAir-Technikspezialisten gewartet
NVG im Einsatz - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Text: P. Huber, Mitarbeit: T. Bosina
Fotos: Tobias Bosina / Austrian Wings

Wir danken dem ÖAMTC für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Beitrages.