Reportagen

Videoreportage: Karriere mit Senkrechtstart - der Weg zum Hubschrauberpiloten

Einsatz im Bell 206 "Jet Ranger" mit der Flugpolizei - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Es ist der Traum vieler junger Menschen: ein Arbeitsplatz mit Pitch und Stick in Händen. Doch der Weg zur Helikopterpilotenlizenz ist kein einfacher. Austrian Wings hat Flugschüler, Piloten und Fluglehrer begleitet.

Wenn das charakteristische Knattern eines Hubschraubers zu hören ist, richten fast alle Menschen reflexartig ihre Augen in diese Richtung. Obwohl das Fliegen heutzutage zu etwas Alltäglichem geworden ist, üben gerade Helikopter nach wie vor eine besondere Faszination aus. Vieles, was etwa mit Flächenflugzeugen nicht möglich ist, können Drehflügler mühelos realisieren.

Luftfahrtpionier Igor Iwanowitsch Sikorsky bemerkte dereinst trefflich: "If you are in trouble anywhere in the world, an airplane can fly over and drop flowers, but a helicopter can land and save your life." Und er sollte es am besten wissen, konstruierte Sikorsky schließlich beide Arten von Luftfahrzeugen. Das gleichnamige Unternehmen, Sikorsky Aircraft Corporation mit Sitz in Connecticut, USA, zählt heute noch zu den Big Playern am Markt und produziert Hubschrauber, Drohnen und Flugzeuge.

Geld verdienen als Helikopterpilot? In Österreich ein schwieriges Unterfangen. Der Markt ist überschaubar. - Foto: Aleksandr Markin

Faszinierend erscheinen uns Hubschrauber vermutlich in aller erster Linie auf Grund ihrer Versatilität. Sie können senkrecht starten und landen, benötigen also keine Runway. Sie können auf der Stelle schweben. Das ermöglicht ihnen, auch komplexe Verfahren und Missionen zu bestreiten.

Doch all dieses technische Können wird erst durch jene Person tatsächlich real, welche am Steuer des Hubschraubers sitzt. Mit Pitch, Stick und Pedalen hat ein Pilot sein Fluggerät im Griff. Ob Personentransporte, Lastenflug, Rettungseinsatz - die technische Vielseitigkeit des Drehflüglers, gepaart mit dem Können des steuernden Piloten, ermöglichen eine nahezu unerschöpfliche Bandbreite an Anwendungen. Und schließlich bleibt auch noch die Feststellung, dass die Welt, von "da oben" betrachtet, ohnehin ihren ganz besonderen Reiz bekommt.

Gemeinsame Übung von Bundesheer und Rettungshunden - Hubschrauber sind in vielen Einsatzbereichen unverzichtbares Hilfsmittel, nicht zuletzt in schwierig zugänglichen Gebieten. - Foto: Marcus Hanke

Um zur Pilotenlizenz zu gelangen, braucht es jedoch eine intensive Ausbildung. Draufgänger und risikofreudige Zeitgenossen haben jedenfalls im Cockpit nichts verloren, da sind sich die Fluglehrer einig. Und am Ende des Tages ist die enorme Sicherheits des "Verkehrswesens Luftfahrt" nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass nicht nur die fachliche, sondern auch menschliche Qualifikation der Piloten einer deutlich strengeren Selektion unterworfen ist als etwa der Kfz-Führerschein.

Hubschrauberformation im Zuge einer Anti-Terror-Übung in Wien - Foto: Tobias Bosina

Doch wie gelangt man an das Steuer eines Hubschraubers?

Zunächst einmal einfacher als angenommen - sich als Pilot ausprobieren, das kann man bei zahlreichen Flugschulen Österreichs. Für viele Fluglehrer ist dies auch das A und O, bevor man ernsthaft darüber nachdenkt, den Weg der regulären Ausbildung einzuschlagen. Zu erleben, wie es sich anfühlt, einen Helikopter zu steuern - freilich in Begleitung eines erfahrenen Instruktors - gibt den Interessenten erste Einblicke in das, was sie im späteren Trainingsverlauf erwarten könnte. Bleibt danach die Euphorie bestehen, kann man sich mit dem tatsächlichen Ausbildungsbeginn befassen.

Doch dazu gehört bei weitem nicht nur das Fliegen. Es ist viel Theoriewissen und technisches Verständnis, das in zahlreichen Lehr- und Lernstunden in den Kopf hinein muss. Und ausnahmslos alle Flugschüler, mit denen wir gesprochen haben, geben unumwunden zu: vorab unterschätzt man den dafür nötigen Aufwand in aller Regel erheblich. Gleichermaßen bestätigen jedoch sämtliche Piloten, dass auch in der Luftfahrt sprichwörtlich nur mit Wasser gekocht wird. Soll heißen: Wer es wirklich möchte und den Biss dafür hat, kann dieses Handwerk erlernen. Die dahinterstehende Ausbildung ernst zu nehmen und zielstrebig zu verfolgen ist dabei wesentlich wichtiger als bloßes Talent.

Polizeiaufgaben ohne Hubschrauberunterstützung? Heutzutage undenkbar. - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Einen Aspekt gibt es jedoch, der nicht wegzudiskutieren ist: wer das nötige Kleingeld auf der hohen Kante hat, dürfte jedenfalls im Vorteil sein. Billig ist die Ausbildung zum Hubschrauberpiloten nämlich nicht. Während die tatsächlichen Kosten letztlich von mehreren Faktoren wie etwa dem gewählten Hubschraubermuster und den nötigen Flugstunden abhängen, kann man zumindest als "Pi-mal-Daumen"-Regel festhalten, dass ein Interessent mit Einstiegskosten in Höhe von zirka 25.000 Euro rechnen sollte, um sich schließlich Privatpilot nennen zu dürfen. Für den Weg zur kommerziellen Lizenz gibt es verschiedene Ausbildungswege - hier stehen sowohl modulare als auch integrierte Trainings zur Wahl. Zeitaufwand und Kosten sind dementsprechend abhängig vom gewählten Modell.

Der Bell 206 "Jet Ranger" ist ein seit Jahrzehnten bewährter, vielseitiger Hubschrauber. Er findet nicht nur in der Pilotenausbildung Verwendung, sondern steht beispielsweise auch noch bei der österreichischen Flugpolizei im Einsatz. - Foto: Aigner / Austrian Wings Media Crew

Dass es nach oben hin kaum Grenzen gibt, erläutert in unserer Videoreportage auch Clemens Gassner. Der Fluglehrer appelliert heute an alle, die ihren Karrierweg als Pilot starten möchten: "Lasst euch ordentlich beraten." Nicht immer ist die erste Wahl auch die persönlich richtige, betont Gassner aus eigener Erfahrung. Seine eigene Laufbahn hat er größtenteils in der Schweiz und von Anfang an auf großen Turbinenhubschraubern absolviert. Das strapaziert den Geldbeutel deutlich mehr als etwa eine Schulung, die zunächst auf kleineren, kostengünstigeren Kolbenmotor-Maschinen stattfindet. Der klassische Karriereweg beginnt im Regelfall tatsächlich auf kompakten Helikoptern - ein späteres sogenanntes Typerating auf größere Hubschrauber ist, je nach Wunsch oder Notwendigkeit, jederzeit und ohne großen Aufwand möglich. Hätte Gassner dies berücksichtigt, wären auf seinem Karriereweg wohl deutlich geringere Ausbildungskosten angefallen - er selbst beziffert die Summe, die er aufwenden musste, auf 170.000 Euro. Dass die Qualität seiner Schulung ungeachtet dessen eine hervorragende war, unterstreicht der Fluglehrer deutlich, ist aber überzeugt: "Tadellose Qualität kann man auch günstiger haben."

Eine Karriere als Flugrettungspilot, wie etwa hier bei "Christophorus 99", ist für viele Anwärter der Traum schlechthin - Foto: Klein / Austrian Wings Media Crew

Wer letztlich einen Pilotenschein sein Eigen nennen darf, sollte sich jedoch auch der Marktsituation hierzulande bewusst sein. Offene Stellen für Berufspiloten gibt es keinesfalls wie Sand am Meer. Viele, die ihren Traum-Arbeitsplatz im Cockpit finden konnten, hatten - wie sie unumwunden zugeben - einfach auch eine gehörige Portion Glück. "Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, habe die richtigen Leute kennengelernt", sagt etwa Oliver Stastny, der heute unter anderem als Rettungspilot unterwegs ist.

Viele Flugschüler träumen insbesondere von einer Karriere als Pilot eines Notarzthelikopters. Doch gerade dort ist es mit dem bloßen Lizenzerwerb nicht getan. Damit eine Bewerbung die Mindestvoraussetzungen erfüllt, muss ein Interessent bei der ÖAMTC-"Christophorus"-Flugrettung beispielsweise einen Mindestumfang an 2.000 Flugstunden, einschlägige Hochgebirgs- und Außenlasterfahrung sowie weiterführende Lizenzen (JAR-FCL und Nachtsichtflugberechtigung) mitbringen. Ganz ähnlich sieht die Situation beim Betreiber "Wucher Helicopter" aus: Wer am Steuer der Rettungshubschrauber "Gallus 1" oder "Gallus 3" Platz nehmen möchte, muss entweder bereits mindestens 1.000 Stunden Erfahrung als verantwortlicher Pilot mitbringen, alternativ gleichermaßen umfassende Praxis als Pilot und Co-Pilot, oder bereits über 1.500 Stunden einschlägige Einsatzerfahrung verfügen, die bei einem anderen Betreiber erworben wurde. Dazu kommen CRM-Training sowie die Schulung, Außenlastflüge - im Speziellen mit Personen am Seil - durchzuführen.

Bell 206 im Einsatz für die österreichische Exekutive. - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Durchhaltevermögen, Disziplin und ausreichend Kleingeld im Sparschwein - der Weg ins Hubschraubercockpit ist kein einfacher, vor allem als berufliche Option. Für alle, die es jedoch geschafft haben, wartet am Ende zweifelsohne eine Karriere mit Senkrechtstart!

(red Aig)