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Aeropers: "Ein Rückschritt für die Sicherheit der Luftfahrt in der Schweiz"

Flughafen Zürich mit Tower, Symbolbild - Foto: Ingrid Muhr

Die Verurteilung des Fluglosten um eine fälschlicherweise erfolgte Startfreigabe für zwei Flugzeuge auf sich kreuzenden Pisten am Flughafen Zürich, ist ein Rückschritt für die Flugsicherheit in der Schweiz. Das Hochrisikosystem "Luftfahrt" ist zur Vermeidung von Unfällen auf die zuverlässige Arbeit von zahlreichen Spezialisten angewiesen. Dieses Urteil gegen einen dieser Spezialisten wird die Flugsicherheit nicht verbessern, sondern verschlechtern - das jedenfalls behauptet der Verband Aeropers in einer Aussendung.

Die Sicherheit im täglichen Flugbetrieb hängt von zahlreichen Spezialistinnen und Spezialisten ab und darf nicht als selbstverständlich angeschaut werden. Nur, wenn die Mitarbeiter gut ausgebildet werden und die Rahmenbedingungen für ihre Arbeit stimmen, kann der Flugbetrieb sicher und effizient abgewickelt werden. Am Flughafen Zürich sind die Rahmenbedingungen aufgrund von politischen Einschränkungen und großem Druck von Seiten des Flughafens und der Airlines möglichst viele Flugbewegungen pro Stunde durchzuführen, sehr schwierig. Unter diesen misslichen Voraussetzungen haben die Fluglotsen am Flughafen Kloten täglich ihre Aufgabe zu erfüllen, und sie tun dies aus Sicht der AEROPERS nach bestem Wissen und Gewissen. Mit diesem Urteil des Zürcher Obergerichts wird das letzte Glied in der Kette bestraft, und die eigentlichen Verursacher kommen schadlos davon, kritisiert Aeropers in einer Aussendung.

Der stetig steigende Druck auf die Arbeitnehmer führt laut Aeropers dazu, dass immer wieder Fehler gemacht werden, obwohl viele Teilsysteme immer zuverlässiger werden. Im aktuellen Fall haben die Piloten einer der betroffenen Maschinen den Fehler bemerkt und den Start rechtzeitig abgebrochen. Umgekehrt gibt es auch Fälle, da verhindern Fluglotsen nach Fehlern von Piloten unter Umständen Zwischenfälle, darauf baut das komplexe System Luftfahrt.

"Anstatt Fehler von Mitarbeitern zu bestrafen, die aufgrund von schwierig zu beherrschenden und komplexen Systemen entstanden sind, würden die Akteure in der Schweizer Luftfahrt gut daran tun, zügig die Voraussetzungen für einen sicheren und effizienten Betrieb am Flughafen Zürich zu schaffen", so Henning M. Hoffmann, Geschäftsführer der AEROPERS.

Aufgrund dieses Urteils werden in Zukunft wohl selbst kleinere Zwischenfälle, die von der Öffentlichkeit und den Gerichten unbemerkt immer wieder stattfinden, nicht mehr gemeldet, da die Meldenden jederzeit mit einer Strafverfolgung rechnen müssen, befürchtet die Führung von Aeropers. Die Sicherheit in der Luftfahrt lebt jedoch von einer "Share the experience" Kultur, bei der Fehler gemeldet werden, damit Kollegen und Kolleginnen innerhalb der Organisation von bereits gemachten Fehlern lernen können. Mit der Verurteilung des Fluglotsen erleidet diese Kultur einen herben Rückschlag, schließt die Aeropers ihre Aussendung.

(red / Aeropers)