Punktlandung

Fiebermessen gegen Coronavirus: Fragwürdige Show für die Öffentlichkeit

Geschäftemacherei mit der Panik der Menschen: Findige Unternehmer verkaufen auf Flughäfen mehr oder weniger wirksame Atemschutzmasken - Foto: Austrian Wings Media Crew

"Bitte bleiben Sie noch so lange angeschnallt sitzen, bis wir unsere Parkposition erreicht und ihre Körpertemperatur ermittelt haben." So könnten aktuell diverse Ankunfts-Ansagen auf vielen internationalen Flughäfen lauten. "Sinn oder Show?", fragt unser Gastautor.

Alle Welt spricht vom neuen Coronavirus COVID-19, das sich vor allem in einigen Regionen Chinas rasant ausbreitet und im Reich der Mitte bisher offiziell rund 1.500 Todesopfer gefordert hat. Bei aller menschlichen Tragik weisen Mediziner allerdings auch darauf hin, dass das Virus weit weniger gefährlich ist als die klassische Grippe, die so genannte Influenza. Ein weiterer Vergleich: Allein in der Bundesrepublik Deutschland sterben pro Jahr 40.000 bis 50.000 Menschen an Lungenentzündung, der Grippewelle 2017/2018 fielen in Deutschland rund 25.000 Menschen zum Opfer. In ganz Europa gab es allerdings bisher erst einen Todesfall durch Corona, und das war ein 80-jähriger chinesischer Tourist. Diese Fakten zeigen, dass die weltweite Aufregung um das Coronavirus auch eine nicht zuletzt durch soziale Medien angefachte Hysterie ist.

Auf dieser Welle schwimmen gleichsam Geschäftsleute mit, die unter anderem auf Flughäfen zu horrenden Preisen verschiedene Gesichtsschutzmasken zum Verkauf anbieten. Für eine einfache OP-Maske, deren Wert gerade einmal rund 15 Cent (ja, richtig gelesen!) beträgt, werden dann schnell mal bis zu 5 Euro fällig. Für eine FFP3-Schutzmaske im Wert von 1 bis 2 Euro kassieren diese Geschäftemacher bis zu 25 Euro.

Viele Flugreisende tragen aus Angst vor dem Coronavirus derzeit Mundschutz, obwohl dessen Sinnhaftigkeit umstritten ist - Foto: Austrian Wings Media Crew

Da stellt sich dann durchaus die Frage, ob das nicht schon Wucher in Sinne des Strafgesetzes darstellt.

Dabei meint das Robert-Koch-Institut zum Tragen von Atemschutzmasken ganz klar: "Es gibt es keine hinreichende Evidenz dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, signifikant verringert."

"Wie Influenza und andere akute Atemwegsinfektionen schützen Husten- und Nies-Etikette, gute Händehygiene sowie Abstand zu Erkrankten, circa 1 bis 2 Meter, auch vor einer Übertragung des neuen Coronavirus. Diese Maßnahmen sind in Anbetracht der Grippewelle aber überall und jederzeit angeraten."
Statement des Robert-Koch-Instituts zum neuen Erreger

Und weil bei Hysterie die Menschen nicht mehr rational reagieren, haben die Flughäfen dieser Welt psychologische Beruhigungskonzepte umgesetzt. Auch in Wien ist das der Fall. So werden hier die Passagiere des Direktfluges Peking - Wien (Air China) bei der Ankunft auf erhöhte Temperatur kontrolliert. Das ist zwar nett, jedoch nur bedingt sinnvoll, weil die Inkubationszeit bis zu 14 Tage beträgt und die Infizierten das Virus bereits in dieser Zeit weitergeben können, ohne selbst Symptome zu haben, wie auch dieser Fall eines Briten eindrucksvoll belegt.

Mit anderen Worten: Der größte Teil von potentiell Infizierten kann mit dieser Methode überhaupt nicht erfasst werden. Aber Politiker und Airport-Manager können der Öffentlichkeit signalisieren, dass sie etwas tun. Auch wenn's nur eine gut inszenierte Show ist, deren tatsächliche Sinnhaftigkeit dann in der Regel nicht mehr hinterfragt wird.

Text: E. Szeles

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.