Österreich

AUA erholt sich dank Pandemietreiber Sommertourismus ein wenig

Foto: Austrian Wings Media Crew

CEO Alexis von Hoensbroech: "Steigende Buchungszahlen im Sommer verschaffen uns Luft, doch die Krise lässt uns noch lange nicht aufatmen." Indes kritisieren Mediziner die steigende Zahl an Flugreisen, denn diese hätten sich als enormer Treiber der Corona-Pandemie erwiesen. Israel etwa verbietet deshalb mittlerweile Touristen wieder die Einreise, sogar ein neuer Lockdown steht im Raum. Ein solcher könnte laut Ansicht einiger Experten möglicherweise im Herbst auch in Österreich und anderen europäischen Staaten wieder notwendig werden.

Die nun seit eineinhalb Jahren andauernde Coronapandemie wirkt sich weiterhin negativ auf das Unternehmensergebnis von Austrian Airlines aus. Zu Ende des zweiten Quartals 2021 konnte die rot-weiß-rote Airline lediglich rund 55 Prozent ihrer Vorkrisenkapazität anbieten und erwirtschaftete daher ein bereinigtes Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Adjusted EBIT) von -95 Mio. Euro. Für das erste Halbjahr lag das Adjusted EBIT bei -201 Mio. Euro im Vergleich zu -235 Mio. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres (+14%). Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020, in dessen Frühjahr der Beginn der Pandemie fiel, ist die Passagierzahl um 44 Prozent auf knapp 1,1 Mio. gesunken, verglichen mit 2019 ist dies ein Rückgang um 83 Prozent.

„Virusvarianten, die oft damit verbundenen Reiserestriktionen sowie die geringe Nachfrage nach Fern- und Geschäftsreisen bremsen die Erholung der Luftfahrtbranche. Die steigenden Buchungszahlen im Sommer verschaffen uns zwar etwas Luft, doch die Krise lässt uns noch lang nicht aufatmen", so Austrian Airlines CEO Alexis von Hoensbroech anlässlich der Unternehmenszahlen zum ersten Halbjahr 2021.

Die Ergebnisse im Detail
Im zweiten Quartal 2021 betrug der Umsatz von Austrian Airlines 126 Millionen Euro und damit um 260 Prozent mehr als im Vorjahresquartal, das praktisch nur aus zwei Wochen Minimalbetrieb im Juni bestand (Q2 2020: 35 Mio. Euro). Verglichen mit dem zweiten Quartal 2019 lag das Umsatzminus jedoch bei 79 Prozent. Mit 136 Millionen Euro wurde im zweiten Quartal 2021 ein um 131 Prozent höherer Gesamterlös erzielt im Vergleich zum Vorjahr (Q2 2020: 59 Mio. Euro, Q2 2019: 616 Mio. Euro). Das Hochfahren des Flugbetriebes zu Sommerbeginn führte zu Gesamtaufwendungen von 231 Millionen Euro, die somit 46 Prozent über jenen des Vorjahresquartals lagen (Q2 2020: 158 Mio. Euro, Q2 2019: 571 Mio. Euro). Im zweiten Quartal des Jahres lag das Adjusted EBIT somit bei -95 Millionen Euro (Q2 2020: -99 Mio. Euro, Q2 2019: 46 Mio. Euro).

Im ersten Halbjahr 2021 sind die Gesamterlöse um 45 Prozent auf 201 Millionen Euro gesunken
(1. Halbjahr 2020: 363 Mio. Euro)  bzw. um 80 Prozent verglichen mit dem ersten Halbjahr 2019, während die betrieblichen Aufwendungen im selben Zeitraum um 33 Prozent auf 402 Millionen Euro vermindert wurden (1. Halbjahr 2020: 598 Mio. Euro, 1. Halbjahr 2019: 1.073 Mio. Euro). Das Adjusted EBIT im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2021 lag somit bei -201 Millionen Euro und war damit um 14 Prozent höher als jenes des ersten Halbjahres 2020 (-235 Mio. Euro), jedoch um 279 Prozent geringer als jenes des ersten Halbjahres 2019 (-53 Mio. Euro). Im Halbjahresvergleich verringerte sich das Personal von Austrian Airlines um 9 Prozent auf 6.132 Mitarbeiter:innen (1. Halbjahr 2020: 6.756, 1. Halbjahr 2019: 6.999). Um wettbewerbsfähig aus der Krise fliegen zu können, wird das restrukturierte Unternehmen etwa 20 Prozent kleiner sein, u.a. deshalb müssen insgesamt 1.350 Vollzeitstellen gegenüber dem Vorkrisenniveau abgebaut werden müssen. Rund 850 davon wurden bereits durch natürliche Fluktuation erreicht.

Die geringe Auslastung im ersten Quartal 2021 zeigt seine Auswirkungen auch im Passagieraufkommen. Aufgrund strenger Reisebeschränkungen und einem geringen Flugangebot zu Beginn des Jahres sanken die Passagierzahlen im ersten Halbjahr des Jahres um 44 Prozent auf 1,1 Millionen (1. Halbjahr 2020: 2,0 Mio., 1. Halbjahr 2019: 6,7 Mio.). Die angebotenen Sitzkilometer betrugen dabei 2,9 Milliarden und lagen somit 37 Prozent unter jenen des Vorjahreszeitraumes (1. Halbjahr 2020: 4,6 Mrd., 1. Halbjahr 2019: 13,6 Mrd.). Die Flüge der heimischen Airline waren im ersten Halbjahr 2021 zu 53,1 Prozent ausgelastet (1. Halbjahr 2020: 68,1 Prozent, 1. Halbjahr 2019: 78,1 Prozent). Die Flotte der rot-weiß-roten Airline verkleinerte sich aufgrund der Redimensionierung im Halbjahresvergleich auf 73 Flugzeuge (1. Halbjahr 2020: 85). Einen großen Teil der ausgeflotteten Maschinen machte dabei die Verabschiedung der Dash-Flieger aus dem Flottenportfolio von Austrian Airlines aus.

Rückkehr zu Destinationsvielfalt und stabile Liquiditätssituation
Um der erhöhten Nachfrage im touristischen Segment auf der Kurz- und Mittelstrecke zu entsprechen, hat Austrian Airlines die Destinationsvielfalt im Sommerflugplan 2021 schrittweise auf über 100 Ziele angehoben. Steigende Buchungseingänge zum Ende des ersten Halbjahres, die Kurzarbeitsförderung sowie die wirkungsvollen Modernisierungsmaßnahmen ermöglichen eine weiterhin stabile Liquiditätssituation, die das Unternehmen auf Kurs hält. „Nach wie vor lässt sich leider kein Ende der Pandemie absehen. Unsere hohe Anpassungsfähigkeit und die konsequente Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen zeigen aber, dass es möglich ist, das Unternehmen erfolgreich durch die Krise zu fliegen", kommentiert AUA-CEO Alexis von Hoensbroech. Erfreulich ist auch Airline das am 14. Juni 2021 verkündete Urteil des Europäischen Gerichts. Mit diesem wurde die Klage von Ryanair und Laudamotion gegen die Staatshilfe für Austrian Airlines abgewiesen und die Beihilfe der Republik Österreich in Höhe von 150 Millionen Euro für unionsrechtskonform erklärt.

Reisen als Pandemietreiber
Allerdings kommt aus medizinischen Kreisen massive Kritik an der starken Reisetätigkeit über den Sommer. Denn Reisen hätten sich als enormer Pandemietreiber erwiesen. Es helfe nichts, wenn an Flughäfen und in Flugzeugen strenge Sicherheitsmaßnahmen (die im Übrigen auch häufig mehr schlecht als recht eingehalten werden) gelten, in den Urlaubsländern dann aber jede Vorsicht über Bord geworfen werde und es zu Neuinfektionen komme. Nicht zuletzt aufgrund steigender Infektionszahlen hat Israel mittlerweile ein Einreiseverbot für Touristen erlassen und selbst geimpfte israelische Staatsbürger müssen bei Einreise in Quarantäne.

Ausblick auf das Gesamtjahr 2021
Vor allem der Vergleich mit dem Vorkrisenjahr 2019 zeigt, dass das Unternehmen trotz der zuletzt deutlich gestiegenen Nachfrage nach wie vor von einer Normalsituation entfernt ist. Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der anhaltenden Pandemie machen auch Prognosen für eine Rückkehr von Geschäfts- und Fernreisen schwierig. Es ist aber damit zu rechnen, dass die Auswirkungen der Pandemie noch weit ins Jahr 2022 oder länger deutlich spürbar bleiben werden. Bestehende Ungewissheiten, die sich auch im kurzfristigen Buchungsverhalten der Fluggäste zeigen, werden sich auch im Gesamtjahresergebnis widerspiegeln.

(red / OS)