Österreich

Zugverbindung zwischen Brünn/Brno und Flughafen Wien noch heuer

Diese Verbindung könnte noch heuer Realität werden, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew

Schon länger ist eine Bahnverbindung zwischen der südmährischen Stadt Brünn/Brno und dem Flughafen Wien geplant. Die staatlichen tschechischen Bahnen führten bereits eine Sonderfahrt durch. Ein Datum für die Aufnahme der Regelverbindung gibt es bisher nicht. Doch jetzt kündigte ein privater tschechischer Bahnbetreiber die Aufnahme der Verbindung für heuer an.

Wie "Radio Prag" vermeldet, will das private Eisenbahnunternehmen RegioJet ab Dezember dieses Jahres eine direkte Zugverbindung zwischen Brünn/Brno und dem Flughafen Wien Schwechat anbieten.

Und bereits ab morgen soll die bestehende Verbindung von Prag nach Wien Hauptbahnhof bis zum Flughafen Wien Schwechat verlängert werden.

Die staatlichen tschechischen Bahnen  (ČD) evaluieren ebenfalls eine Verbindung und führten dazu im Jänner eine Sonderfahrt zum Flughafen Wien durch - wir berichteten.

Gemeinsame Geschichte
Österreich und Tschechien verbindet eine gemeinsame Geschichte. Mehr als 100 Jahre lang gehörten Mähren, Böhmen und Teile Schlesiens im Rahmen des Kaisertums Österreich zur österreichischen Monarchie. In den Randgebieten dieser historischen Länder, die heute den Kern der Tschechischen Republik bilden, lebten rund 1.000 Jahre lang deutsche Siedler, die so genannten Sudetendeutschen, auch deutschsprachige Altösterreicher genannt. Sowohl der Baumeister Anton Pilgram als auch der bekannte Forscher Gregor Mendel lebten und wirkten in der Stadt, die allein schon aufgrund ihrer atemberaubenden Architektur, ihrer guten Biere und der netten Menschen einen Besuch wert ist. Auch der Brünner Hauptbahnhof wurde von einem österreichischen Architekten, Johann Nebehosteny, errichtet.

Mit dem Ende der Monarchie 1918 fielen die von deutschsprachigen Menschen besiedelten Gebiete Böhmens und Mährens gegen den Willen der dort lebenden deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung an die neugegründete Tschechoslowakei. Als die Menschen am 4. März 1919 für ihr Selbstbestimmungsrecht und einen Anschluss an Deutsch-Österreich demonstrierten, schoss das tschechoslowakische Militär mit scharfer Munition auf die friedlichen Demonstranten, tötete und verletzte etliche von ihnen.

Die sudetendeutschen Altösterreicher waren in den kommenden Jahrzehnten massiven Diskriminierungen durch die nationalistische Tschechische Regierung ausgesetzt, wie unter anderem in der Diplomarbeit von Mag. Cornelia Znoy aus dem Jahr 1995 nachgelesen werden kann. Viele von ihnen empfanden den Einmarsch deutscher Truppen nach 20 Jahren Ausgrenzung, Schikanen und Diskriminierungen im Jahr 1938 daher tatsächlich als Befreiung, was sich im Nachhinein natürlich als Trugschluss herausstellen sollte. Nach der Befreiung Europas von den Nazis 1945 wurden rund 3 Millionen sudetendeutsche Altösterreicher (ebenso wie die ungarische Minderheit in der Tschechoslowakei) auf Grundlage der Benes-Dekrete von der Tschechoslowakei enteignet und vertrieben, bis zu 300.000 kamen dabei ums Leben oder wurden ermordet, etwa beim "Massaker von Postelberg". Traurige Berühmtheit erlangte vor allem die Stadt Brünn durch den Todesmarsch von 1945, bei dem fast alle verbliebenen deutschsprachigen Bewohner Brünns über die Grenze nach Österreich getrieben wurde. Mehrere tausend Todesopfer, zumeist Frauen, Alte und Kinder, waren die Folge. Die Stadt Brünn entschuldigte sich 2015 offiziell für das Verbrechen der Vertreibung und hält regelmäßig offizielle Gedenkveranstaltungen ab, an denen Vertriebene und ihre Nachkommen sowie Tschechen gemeinsam der Opfer gedenken und sich für den Frieden in Europa einsetzen. Der österreichische Künstler Peter Alexander (seine Mutter stammte aus Pilsen/Plzeň), der einen Teil seiner Schulzeit im südmährischen Znaim (Tschechisch: Znojmo) verbrachte, machte Brünn und der Monarchie mit seinem Lied "Wie Böhmen noch bei Österreich" war, eine musikalische Liebeserklärung.

(red)