Österreich

Ab 11. Dezember direkte Bahnverbindung zwischen Brünn und dem Flughafen Wien

Ab 11. Dezember hält hier auch in direkter Zug aus Brünn, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew

Die direkte Verbindung zwischen dem österreichischen Hauptstadtflughafen und der südmährischen Metropole Brünn wird vorerst bis Juni mit finanzieller Unterstützung der Stadt Brünn (Tschechisch: Brno) geführt.

Beginnend mit 11. Dezember bis einschließlich Juni des kommenden Jahres wird es eine direkte Bahnverbindung zwischen Brünn/Brno in Südmähren und dem Flughafen der österreichischen Hauptstadt Wien (Tschechisch: Vídeň) geben. Die Strecke wird von dem privaten tschechischen Unternehmen "Regiojet" betrieben und von der Stadt Brünn/Brno mit fast 10 Millionen Kronen unterstützt, wie das Portal "Idnes.cz" berichtet. Die südmährische Region ist ein wichtiges Einzugsgebiet für den Wiener Flughafen. Bereits seit Jahren gibt es Pläne für eine direkte Bahnverbindung, doch bislang wurde ein solches Projekt nicht dauerhaft umgesetzt.

Austrian Wings Videoreportage vom ersten direkten (Sonder-)Zug zwischen Brünn und Wien im Februar dieses Jahres - Video: Austrian Wings Media Crew

Im vergangenen Februar gab es erstmals einen direkten Sonderzug von Brünn Hauptbahnhof (Brno Hlavní Nádraží) zum Flughafen Wien Schwechat (Tschechisch: Letiště Wien-Schwechat) und das Bekenntnis von Wien, Niederösterreich, Flughafen und der Stadt Brünn, eine reguläre Verbindung auf dieser Strecke einzurichten.

Ob die mit 11. Dezember startende direkte Bahnverbindung auf Dauer Bestand hat, ist auch davon abhängig, ob sie rentabel geführt werden kann.

Gemeinsame Geschichte
Österreich und Tschechien verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Mehr als 100 Jahre lang gehörten Mähren, Böhmen und Teile Schlesiens im Rahmen des Kaisertums Österreich zur österreichischen Monarchie. In den Randgebieten dieser historischen Länder, die heute den Kern der Tschechischen Republik bilden, lebten rund 1.000 Jahre lang deutsche Siedler, die so genannten Sudetendeutschen, auch deutschsprachige Altösterreicher genannt. Sowohl der Baumeister Anton Pilgram als auch der bekannte Forscher Gregor Mendel lebten und wirkten in der Stadt Brünn, die allein schon aufgrund ihrer atemberaubenden Architektur, ihrer guten Biere und der gastfreundlichen Menschen einen Besuch wert ist. Auch der Brünner Hauptbahnhof (Brno Hlavní Nádraží), von dem aus die Delegation im Februar nach Wien reiste, wurde von einem österreichischen Architekten, Johann Nebehosteny, errichtet.

Mit dem Ende der Monarchie 1918 fielen die von deutschen Altösterreichern besiedelten Gebiete Böhmens und Mährens gegen den Willen der dort lebenden deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung an die neugegründete Erste Tschechoslowakische Republik. Als die Menschen am 4. März 1919 für ihr Selbstbestimmungsrecht und einen Anschluss an Deutsch-Österreich demonstrierten, schoss das tschechoslowakische Militär mit scharfer Munition auf die friedlichen Demonstranten, tötete und verletzte etliche von ihnen.

Die sudetendeutschen Altösterreicher waren in den kommenden Jahrzehnten massiven Diskriminierungen durch die nationalistische Tschechische Regierung ausgesetzt, wie unter anderem in der Diplomarbeit von Mag. Cornelia Znoy aus dem Jahr 1995 nachgelesen werden kann. Viele von ihnen empfanden den Einmarsch deutscher Truppen nach 20 Jahren Ausgrenzung, Schikanen und Diskriminierungen im Jahr 1938 daher tatsächlich als Befreiung, was sich im Nachhinein natürlich als Trugschluss herausstellen sollte. Nach der Befreiung Europas vom Naziterror 1945 wurden rund 3 Millionen sudetendeutsche Altösterreicher (ebenso wie die ungarische Minderheit in der Tschechoslowakei) auf Grundlage der Benes-Dekrete von der Tschechoslowakei enteignet und vertrieben, bis zu 300.000 kamen dabei ums Leben oder wurden ermordet, etwa beim "Massaker von Postelberg". Traurige Berühmtheit erlangte vor allem die Stadt Brünn durch den Todesmarsch von 1945, bei dem fast alle verbliebenen deutschsprachigen Bewohner Brünns über die Grenze nach Österreich getrieben wurden. Mehrere tausend Todesopfer, zumeist Frauen, Alte und Kinder, waren die Folge. Die Stadt Brünn entschuldigte sich 2015 offiziell für das Verbrechen der Vertreibung und hält regelmäßig offizielle Gedenkveranstaltungen ab, an denen Vertriebene und ihre Nachkommen sowie Tschechen gemeinsam der Opfer gedenken und sich für den Frieden in Europa einsetzen. Der österreichische Künstler Peter Alexander (seine Mutter stammte aus dem westböhmischen Pilsen/Plzeň), der einen Teil seiner Schulzeit im südmährischen Znaim (Tschechisch: Znojmo) verbrachte, machte Brünn und der Monarchie mit seinem Lied "Wie Böhmen noch bei Österreich" war, eine musikalische Liebeserklärung.

(red)