Österreich

Medical, Chaos und über 24 Stunden Verspätung: SriLankan Flug landet außerplanmäßig in Wien

Fotos: www.der-rasende-reporter.info

Außerplanmäßig auf dem Flughafen Wien zwischenlanden musste ein Airbus A330 der Sri Lankan am 1. Mai. Was dann folgte, war eine wahre Odyssee für die knapp 300 Passagiere. Wir kennen die ganze Geschichte.

Kurz nach 13 Uhr Ortszeit startete ein Airbus A330-300 der SriLankan Airlines am 1. Mai in Colombo. Das Ziel des Zweistrahlers mit der Flugnummer UL503 war die britische Hauptstadt London, ein rund 11-stündiger Flug. Eigentlich reine Routine. Doch dort sollte die Maschine erst mit mehr als 24-stündiger Verspätung ankommen. Denn auf der Reise trat bei einem Passagier plötzlich ein medizinischer Notfall auf. Weil eine dringende ärztliche Versorgung des betroffenen Reisenden am Boden geboten war, entschieden sich die Piloten, den nächstgelegenen geeigneten Flughafen anzusteuern. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Maschine bereits in der Nähe des österreichischen Luftraumes, weshalb sich die Männer im Cockpit zur Landung in Wien entschlossen, die am späten Nachmittag erfolgte. Der erkrankte Passagier wurde danach umgehend vom Notarztteam des Flughafens Wien medizinisch versorgt.

Für 20:30 Uhr war der Weiterflug des Airbus mit der Kennung 4R-ALQ nach London geplant, doch dann geschah erst einmal - nichts. Gut zwei Stunden lang stand die abflugbereite Maschine auf dem Vorfeld des Wiener Flughafens herum. Dann endlich setzte sie sich in Bewegung und rollte zur Piste 11, die an diesem Abend für Abflüge vorgesehen war. Doch ein Start erfolgte nicht. Stattdessen kehrte das Flugzeug um und rollte langsam zurück auf eine Parkposition. Die Passagiere mussten von Bord gehen und wurden in Hotels gebracht. Der Jet parkte über Nacht auf dem sogenannten "Kilo-Block".

2. Mai: Um 15:25 Uhr sollte die Maschine die Reise nach London endlich fortsetzen. Doch schon beim Boarding gab es die ersten Probleme. Denn das Großraumflugzeug wurde nicht an einer Fluggastbrücke ("Finger") angedockt, sondern die Passagiere wurden mit Bussen zum Flugzeug gebracht. Anstatt jedoch, wie bei knapp 300 Reisenden normalerweise üblich, zwei Einstiege zu öffnen und mehrere Busse gleichzeitig zu nutzen, erfolgte das Boarding lediglich über eine einzelne Türe. Auch verkehrte nur ein Bus im "Shuttle-System" zwischen Gate und Flugzeug. Dieser Kombination wiederum hatte zur Folge, dass sich der Boarding-Prozess in die Länge zog, während die Sonne auf den Flugzeugrumpf brannte, in dem schon etliche Passagiere Platz genommen hatten. Die geplante Startzeit von 15:25 Uhr war so natürlich nicht einzuhalten. Schlussendlich saßen die ersten Passagiere schon so lange im Flugzeug wie der Flug von Wien nach London gedauert hätte, als endlich die letzten Passagiere einstiegen.

Das Pushbackfahrzeug wartete mittlerweile beim Bugfahrwerk, um den Airbus zurückzustoßen und so zu positionieren, dass er nach Anlassen der Triebwerke selbstständig zur Startbahn rollen konnte, doch die Türe blieb geöffnet, die Treppe angedockt. Stunde, um Stunde verging. Dann verließ das Pushbackfahrzeug (umganssprachlich auch als Schlepper bezeichnet) die Parkposition der SriLankan-Maschine wieder, ein klares Zeichen dafür, dass der Start nicht auf absehbare Zeit erfolgen würde.

Der Hintergrund war einfach und nervig zugleich: Einige Passagiere, deren Gepäck verladen war, befanden sich nicht an Bord. Wie das geschehen konnte und wo im System (bei der Fluglinie, beim Flughafen oder bei der Abfertigungsfirma) der Fehler lag, war unklar. Spätestens seit dem Anschlag auf Pan Am 103 über Lockerbie mit 270 Todesopfern gilt in der zivilen Verkehrsluftfahrt allerdings die eiserne Regel: "Kein Gepäckstück wird ohne den dazugehörigen Passagier befördert". Weil die fehlenden Passagiere nicht gefunden werden konnten, rückten erneut Bodendienstmitarbeiter des Flughafens Wien an. Die Lader luden sämtliche Frachtcontainer aus dem Airbus A330 wieder aus. Auch eine zweite Fluggasttreppe wurde zum Airbus gefahren. Der Hintergrund: In Gruppen mussten nun sämtliche Passagiere über eine Treppe aussteigen, unter Aufsicht ihre Gepäckstücke identifizieren und dann wieder einsteigen. Dieser Vorgang dauerte wiederum mehrere Stunden.

Erst gegen 20:15 Uhr hob der Airbus der SriLankan schließlich doch noch von Wien nach London ab - nachdem die Passagiere über 5 Stunden am Boden im Flieger gesessen waren. Mit mehr als 24-stündiger Verspätung kam Flug UL503 schließlich in der Nacht des 2. Mai 2024 doch noch in London an.

Text & Fotos: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info