Österreich

AUA gegen Al Jaber: Ötsch durch Gutachten belastet

Dem ehemaligen AUA Chef Alfred Ötsch könnte das Lachen schon bald vergehen: Ein Gutachten belastet ihn - Foto: ZVG
Dem ehemaligen AUA Chef Alfred Ötsch könnte das Lachen schon bald vergehen: Ein Gutachten belastet ihn - Foto: ZVG

150 Millionen Euro wollte Scheich Mohamed Al Jaber zu Beginn des Jahres 2008 in die angeschlagene AUA investieren, doch kurz darauf zog er sein Angebot zurück, denn Al Jaber fühlte sich von Alfred Ötsch über die wahre Lage der Airline getäuscht und zeigte diesen wegen "arglistiger Täuschung" an. Nun belastet ein Gutachten den damaligen AUA Chef Alfred Ötsch schwer.

Ötsch, der im Jahr 2009 dem Vernehmen nach mit einer Abfertigung von rund 1 Million Euro den AUA-Vorstand verlassen musste, hatte im März 2008 verkündet, dass die AUA saniert sei. Nur fünf Wochen später veröffentlichte das Unternehmen die Zahlen für das erste Quartal 2008, die einen Verlust von über 60 Millionen Euro auswiesen.

Al Jaber zog daraufhin sein Investitionsangebot von 150 Millionen Euro zurück und zeigte Alfred Ötsch nach § 255 des Aktiengesetzes (unrichtige Weitergabe, Verschleierung oder Verschweigung von unternehmensrelevanten Ereignissen) an.

Als Gutachter für den Prozess wurde Martin Geyer bestellt, welcher klären soll, ob Ötsch falsch informiert habe. Das Ergebnis von Geyers Untersuchungen liegt nach eigenen Angaben der Tageszeitung "Die Presse" vor. Darin heißt es, so das Blatt in seiner heute erscheinenden Printausgabe, dass "die Ausführungen im Geschäftsbericht 2007 zur Lage der AUA bei der Veröffentlichung am 13. März 2008 bereits als überholt anzusehen gewesen" seien. Und weiter: "Nicht anders seien die Angaben von Alfred Ötsch unmittelbar danach zu interpretieren."

Damit hätte dem AUA Vorstand Ende März 2008 bereits klar sein müssen, "dass im ersten Quartal mit zu hohen Budgeterwartungen gerechnet worden war."

Spätestens jedoch Ende des Monats bzw. Anfang April hätte die AUA "mit einem erheblichen negativen Periodenergebnis und erheblichen negativen Planabweichungen rechnen müssen", schreibt "Die Presse" unter Berufung auf den Gutachter.

Geyer kommt laut "Presse" zu folgender Schlussfolgerung: "Die Angaben von Ötsch (...) stehen im krassen Missverhältnis zu den tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnissen der AUA. Tatsächlich korreliert die Außendarstellung der wirtschaftlichen Situation der AUA nur bedingt mit den tatsächlichen, auch intern bekannten Ergebnissen."

Insolvent sei die AUA zwischen dem Frühjahr 2008 und Frühjahr 2009 jedoch nicht gewesen, heißt es, womit der mögliche Vorwurf der Krida und Konkursverschleppung "vom Tisch" seien.

Allerdings - hätte die AUA so weiter gewirtschaftet wie bisher, wäre "die Zahlungsunfähigkeit und damit Insolvenz aber unausweichlich gewesen."

Ötsch weist Vorwürfe zurück

Der ehemalige AUA-Chef Ötsch wies durch seine Anwältin Daniela Karollus-Brunner die Vorwürfe zurück. Er fühle sich "selektiv und unvollständig" zitiert und habe "sehr wohl auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld hingewiesen". Zudem, so Ötsch, halte der Gutachter fest, "dass er nicht feststellen konnte, dass die Kennzahlen, auf die er sich beruft, AUA-intern Ende März schon vorlagen", womit der Schluss, Aussagen von Ötsch stünden in Widerspruch zu Daten, die noch nicht vorlagen, unzulässig sei und jeder Grundlage entbehre, so die Anwältin von Alfred Ötsch laut "Presse".

Nun ist die Staatsanwaltschaft am Zug.

AUA klagte Al Jaber ebenfalls

Ein weiteres Verfahren, diesmal ein zivilrechtliches, in dieser Causa steht noch aus - die AUA selbst hatte ihrerseits Al Jaber auf 156 Millionen Euro geklagt, weil sie der Ansicht ist, dass der Scheich vertragsbrüchig geworden und damit schadenersatzpflichtig sei, woraufhin dieser mit einer Widerklage über 30 Millionen Euro gekontert hat.

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(red)