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AUA vor Swissair und Sabena-Schicksal?

Foto: Austrian Wings Media Crew

Noch vier Tage, dann könnte sich das Schicksal der heimischen AUA entscheiden. Einigen sich Arbeitgeber und Personalvertreter nämlich nicht bis zum 29. Februar, sind auch Streiks nicht mehr ausgeschlossen. Der Druck der Konzernmutter Lufthansa ist enorm. Für Austrian Wings analysiert ein Brancheninsider die Situation aus seiner Sicht.

Es ist schon mehr als nur ein leichtes Déjà-vu, welches interessierte Beobachter der Vorgänge um die AUA beschleicht – zu viel erinnert an das Projekt Phönix, zu viele Parallelen kann man zwischen Swissair und AUA entdecken.

Die Lauda Air ist nicht die Sabena, die aktuelle Wirtschaftskrise nicht 9/11 – trotzdem kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass man diese Speise schon einmal genossen hat, zu ähnlich sind die Vorgänge die sich derzeit abspielen. Nur langsam wird einem bewusst, dass es dieses Mal wirklich geschehen kann – das Ende von Austrian Airlines und die Weiterführung des Flugbetriebs unter dem Dach der Tochter Tyrolean Airways (GmbH), zu wesentlich günstigeren Bedingungen – und das nicht nur im Personalbereich.

Auch für Kenner der Branche ist es derzeit schwer sich ein Bild zu machen, so widersprüchlich sind die Meldungen welche man von beiden Seiten vernimmt – über die Medien und im persönlichen Gespräch.

Was man aber offenbar eingestehen muss: Mit den derzeitigen Verpflichtungen und den aktuellen Marktbedingungen ist es unmöglich die AUA nachhaltig in den schwarzen Zahlen zu halten (von ernsthaften Gewinnen ganz zu schweigen). Zur Erinnerung: Das ist das primäre Ziel eines Unternehmens! Das der Lufthansa (ohne welche es die AUA vermutlich bereits nicht mehr geben würde) in die Schuhe zu schieben ist ebenso falsch wie billig.

Die Ursache liegt in den Jahrzehnten der strukturellen Misswirtschaft – es liegt in der traurigen Ironie der Sache, dass der Proporz die AUA in einem Kraftakt (dem Zusammenschluss der "roten" Austrian Airways und der "schwarzen" Air Austria) geboren hat und um sie dann über Jahrzehnte zu Grunde zu richten und ihr kontinuierlich die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen.

Wie in vielen Unternehmen gleicher Historie haben die politischen Parteien mittels ihrer Vertreter in den Ministerien Versprechungen gemacht ohne sich auch nur oberflächlich darum zu kümmern ob diese jemals eingehalten werden können. Was dann passiert, wenn auf einmal ein Eigentümer auf den Plan tritt welcher wirtschaftlich denken muss, erleben wir jetzt ...

Nur: Wie weiter? Die wahren Verantwortlichen haben sich schon lange verabschiedet, ausbaden müssen es jene die jetzt die Verantwortung tragen – auf Seite der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer.
Leider krankt es offensichtlich auch hier, die Situation als verfahren zu bezeichnen, ist vorsichtig untertrieben Die handelnden Personen befinden sich seit Jahren in den jetzigen oder zumindest vergleichbaren Situationen – und können seit Jahren nicht miteinander, was die diversen Kindereien erklärt, welche man in den letzten Tagen erneut erleben musste.

Im Unterschied zu den letzten Jahren hat sich aber eines grundlegend geändert: Der Eigentümer muss sich für seine Gebarung ernsthaft rechtfertigen. Nach einer – von vielen Beobachtern als unerwartet großzügig angesehenen (und vermutlich auch durch den plötzlichen Rückzug von Antinori ungewollt verlängerten) – Galgenfrist greift der Eigentümer, die Lufthansa, daher durch. Sich auf bestehende Verträge zu berufen ist nur augenscheinlich zielführend, dieser Ansatz setzt voraus, dass es einen Vertragspartner gibt, den man auch zur Einhaltung der Verträge bewegen kann.

Hinzu kommt, dass sich die AUA mit einem Projekt Phoenix II auch einer Reihe anderer rechtlicher Verpflichtungen entledigen würde, was dieses Szenario noch attraktiver für den Eigentümer macht.

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Text: I. M.

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