Österreich

Für Lauda ist Kündigung des alten AUA-KV "absolut notwendig"

Im heutigen ORF-Mittagsjournal erklärte Niki Lauda, dass die Kündigung des alten Kollektivvertrages für das fliegende Personal der AUA notwendig sei, um das Überleben der angeschlagenen Airline zu sichern. Von Streiks halte Lauda nichts, diese seien "immer sinnlos".

Lauda selbst betonte einmal mehr, dass flexible Personalverträge erforderlich seien: "Der Markt bestimmt die Einnahmen und wenn man mit den vorhandenen Einnahmen nicht mehr fliegen kann, muss man zuerst auf seine eigenen Kosten schauen."

Die von Lauda über eine Personalleasingfirma bezogenen Piloten und Flugbegleiter der deutsch-österreichischen Billigfluglinie NIKI erhalten ein relativ niedriges Grundgehalt und werden nach Flugstunden bezahlt.

Eine Methode, die vor allen Dingen Piloten und Luftfahrtexperten im Hinblick auf die Flugsicherheit kritisch beurteilen: "Da hat ein junger Pilot vielleicht 50.000 Euro Schulden für seine Ausbildung und einen Kredit zu bedienen. Das kann er womöglich nicht alleine mit dem Grundgehalt. Also steht er unter enormem Druck zu arbeiten, was möglicherweise dazu führen könnte, dass er krank seinen Dienst antritt, obwohl er laut Gesetz verpflichtet ist, sich in so einem Fall krank zu melden." Ähnlich sei die Situation in der Kabine, da von dem niedrigen Grundgehalt "kaum jemand leben" könne." Wie hoch dieses tatsächlich ist, gibt Lauda aus "Wettbewerbsgründen" nicht öffentlich bekannt.

Bei Schwierigkeiten in der Firma oder (Tarif-) Streitigkeiten gebe es zudem keine Personalvertretung, da die Piloten und Flugbegleiter ja nicht direkt bei der Airline angestellt seien. Damit seien ihnen arbeitsrechtliche Maßnahmen wie Betriebsversammlungen und Streiks verwehrt. "An wen wendet sich ein Pilot, wenn er - nur rein theoretisch - zum Beispiel sicherheitsbedenkliche Entwicklungen im Betrieb, verantwortet durch Vorgesetzte, feststellen sollte, wenn er nur geleast ist?" In anderen Unternehmen, wo das Personal direkt bei der Airline angestellt sei, könne man sich in so einem Fall gegebenenfalls auch anonym an die Personalvertreter wenden, die eine Klärung herbeiführen.

"Natürlich unterstelle ich nicht, dass diese Art der Personalanstellung in der Luftfahrt per se 'unsafe' ist, aber das Risiko, dass die Flugsicherheit dadurch sinkt, ist meiner Einschätzung nach durchaus gegeben", so der langjährige Pilot im Gespräch mit Austrian Wings weiter.

"Gerade Personen, die eine derart verantwortungsvolle Tätigkeit ausüben wie Piloten und Flugbegleiter, sollten das - ungeachtet der Branche - in einem abgesicherten Arbeitsverhältnis mit leistungsgerechter Bezahlung tun, um sich ohne Sorgen a la 'hab' ich morgen meinen Job noch, wenn ich krank bin, oder kann ich mir die Miete noch leisten, wenn ich wegen Krankheit mal ein paar Wochen ausfalle' voll und ganz auf den sicheren Arbeitsablauf konzentrieren zu können."

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(red)