Punktlandung

Sind sie noch zu retten?

Sie fliegen um unser aller Leben. Im vergangenen Jahr starteten die "gelben Engel" der ÖAMTC-Flugrettung österreichweit 16.043 Mal um Menschen in Not rasch Hilfe zu bringen. Das sind durchschnittlich 44 Einsätze pro Tag. Der in Aspern stationierte Notarzthubschrauber Christophorus 9 hob 1.626 Mal ab - durchschnittlich 4,45 Mal pro Tag. Mit dem gesunden Menschenverstand betrachtet sollte man meinen, die Menschen in Österreich können darüber froh sein, dass wir über ein so gut ausgebautes Flugrettungsnetz verfügen, das den Notarzt rasch an den Einsatzort bringt - vor allem, da die Kompetenzen des nichtärztlichen Personals (Sanitäter) meist auf Basismaßnahmen beschränkt bleiben. Doch eine kleine Minderheit der Bevölkerung wirkt unterbeschäftigt und scheint ihre Freude daran zu finden, sich über die Geräuschentwicklung, welche sich beim Einsatz eines Hubschraubers nun einmal nicht vermeiden lässt, aufzuregen.

Bereits als Christophorus 9 im Jahr 2001 auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Aspern stationiert wurde, gab es Bürger, die sich zum Protest formierten, auf dem Stützpunkt anriefen und sich "über den blöden Fluglärm" beschwerten oder böse Briefe und E-Mails schrieben. Unglaublich, aber wahr. Schließlich fliegen die "gelben Engel" nicht zum Vergnügen, sondern um Menschenleben zu retten! Jeder Start bedeutet, dass sich ein Mensch in einer gesundheitlichen Notlage befindet und rasch Hilfe benötigt.

Jetzt ist es wieder einmal so weit: Christophorus 9 übersiedelt in den dritten Wiener Gemeindebezirk - und noch bevor die Ziegelsteine der neuen ÖAMTC-Zentrale überhaupt getrocknet sind, melden sich schon einige Beschwerdeführer zu Wort. Die grüne Vizechefin des dritten Bezirks Eva Lachkovics und eine Handvoll Anrainer wettern gegen die Stationierung des lebensrettenden Notarzthubschraubers an diesem zentral gelegenen Punkt in der Stadt. Sie berufen sich darauf, dass der Rotorlärm eine "gesundheitsschädliche Belastung" für die Menschen am Boden darstelle. Bei soviel Egoismus und Ignoranz ist man fast sprachlos. Es ist offenbar eine der Symptomatiken unserer Wohlstandsgesellschaft, dass es immer ein paar Querulanten aus der zweiten Reihe gibt, die künstlich Probleme erschaffen müssen, wo Menschen mit Hausverstand nicht den Ansatz zur Aufregung finden.

Als Reaktion darauf wurden von Befürwortern (der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung) sogar schon vereinzelt Stimmen laut, dass man Leute wie Lachkovics und Konsorten auf eine "schwarze Liste" setzen sollte, um ihnen selbst im Ernstfall einen Notarzthubschraubertransport zu ersparen, wenn sie angesichts des Rotorgeräusches um ihre Gesundheit fürchten. So etwas ist natürlich nicht tragbar, denn ausnahmslos jeder Mensch hat das Recht auf bestmögliche medizinische Versorgung, wann immer er sie benötigt und völlig unabhängig davon, ob er unverschuldet oder selbstverschuldet in diese Situation geraten ist.

Allerdings: Würden Lachkovics und ihr Häufchen "besorgter Bürger" nur etwas Energie darauf verwenden, über die Wichtigkeit von Notarzthubschraubern nachzudenken, würden sie vermutlich erkennen, wie armselig und entbehrlich ihre Agitation ist - und vor allem, dass sie selbst jederzeit in die Lage geraten könnten, einen der "gelben Engel" zu benötigen. Was würden sie dann wohl sagen, wenn dieser nicht käme, weil seine Stationierung von einer Bürgerinitiative verhindert worden wäre?

(red CvD, HP / Titelbild: Innerhalb von drei Minuten nach der Alarmierung startet Christophorus 9 und Menschenleben zu retten. Geht es nach einer kleinen Gruppe von Querulanten, soll er das aber nicht aus dem dritten Wiener Gemeindebezirk tun, da die Gesundheitsbelastung durch Fluglärm für die Anrainer zu hoch sei - Foto: PA / Austrian Wings Media Crew)

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.