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Alle Ryanair-Maschinen nun mit Defibrillatoren ausgestattet

Nach dem Tod einer mehrfachen Mutter an Bord eines Ryanair-Jets im vergangenen Jahr kündigte die - bis dahin "defilose" - Airline an, ihre Flotte mit halbautomatischen Defibrillatoren (AED) auszurüsten. Im November vergangenen Jahres bekräftige Tim Howe Schröder, seines Zeichens Head of Corporate Sales & Marketing Manager für Österreich, Deutschland und die Schweiz, im Interview mit Austrian Wings diese Pläne.

Auf die Frage nach dem Status quo betreffend die Defi-Beschaffung für die Ryanair-Flotte erklärte Kommunikationsschef Robin Kiely nun gegenüber unserer Redaktion: "Alle Ryanair Flugzeuge haben entsprechend den EU Sicherheitsregularien Erste Hilfe Ausrüstung an Bord. Defibrillatoren sind nicht vorgeschrieben, dennoch haben wir mittlerweile als Teil unseres ,Always Getting Better Programms' auf allen Flugzeugen Defibrillatoren eingeführt."

Alle Ryanair-Jets sind nach Angaben der Airline bereits mit Defibrillatoren ausgestattet.
Alle Ryanair-Jets sind nach Angaben der Airline bereits mit Defibrillatoren ausgestattet.

Rechtlicher Hintergrund

Während in den USA bereits seit 2006 alle kommerziell genutzten Verkehrsflugzeuge halbautomatische Defibrillatoren mitführen müssen, ist dies in Europa bislang nicht gesetzlich vorgeschrieben, sondern lediglich durch den Rat für Wiederbelebung empfohlen. Die meisten großen Fluglinien - inklusive Low Coster wie EasyJet, Air Berlin oder NIKI - halten schon seit Jahren Defis auf ihren Maschinen vor. In Österreich stattete erst kürzlich die AUA ihre letzten Maschinen mit Defis aus.

Medizinischer Hintergrund

Halbautomatische Defibrillatoren, so genannte AED, entfalten ihre volle Wirksamkeit bei beobachteten Herz-Kreislauf-Stillständen, wenn sie sofort zum Einsatz gebracht werden. Dann nämlich können sie die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Patienten auf rund 70 Prozent erhöhen, wohingegen ohne derartige suffiziente Hilfsmaßnahmen die Chance auf erfolgreiche Wiederbelebung fast verschwindend gering ist, wie Dr. Mario Krammel vom Verein Puls ausführt:

"Einen Defibrillator an Bord eines Verkehrsflugzeuges zu haben, halten wir vom Verein Puls für absolut sinnvoll. Bei einem leblosen Patienten nimmt die Überlebenswahrscheinlichkeit ohne Erste Hilfe Maßnahmen pro Minute um etwa zehn Prozent ab. Daher ist es unumgänglich, dass bereits der Ersthelfer mit der Wiederbelebung beginnt. Durch kräftigen Druck in der Mitte des Brustkorbes und den raschen Einsatz eines Laien-Defibrillators innerhalb der ersten zwei bis drei Minuten können Zeugen effizient Erste Hilfe leisten und so die Überlebenswahrscheinlichkeit von durchschnittlich 5 Prozent auf bis zu über 70 Prozent erhöhen. Außerdem bietet ein Defibrillator an Bord auch für die Mannschaft ein zusätzliches Sicherheitsgefühl, um schnell und kompetent handeln zu können."

Auch der europäische Rat für Wiederbelebung spricht sich laut Krammel in den aktuell veröffentlichten Guidelines eindeutig für die Vorhaltung von AED-Geräten, also halbautomatischen Defibrillatoren, in Verkehrsflugzeugen aus. Er zitiert: "Programme für AED sollen vorrangig im außerklinischen Bereich etabliert werden. Gemeint sind hier öffentliche Plätze wie Flughäfen, Sportanlagen, Büros, Kasinos und Flugzeuge. An diesen Orten werden vorkommende Kreislaufstillstände üblicherweise beobachtet, und ausgebildete Ersthelfer sind schnell zur Stelle. In Laienhelfer-AED-Programmen mit sehr schnellen Reaktionszeiten und in unkontrollierten Studien mit Polizeibeamten als Ersthelfer wurden Überlebensraten in Höhe von 49 bis 74 Prozent erreicht."

(red / Titelbild: Halbautomatischer Defibrillator - auch "Laiendefi" genannt - an Bord eines Verkehrsflugzeuges, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew)