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Lebensrettung über den Wolken: "Doc on Board"-Mitarbeiter reanimiert Fluggast

An Bord eines Air China A330 ereignete sich der Zwischenfall - Symbolbild: GF / Austrian Wings Media Crew

Regelmäßig steht Marco Sodomka als Trainer des "Doc on Board"-Teams in Flugzeugkabinen, um engagierten Medizinern das richtige Handeln bei Notfällen an Bord von Verkehrsmaschinen beizubringen. Jetzt wurde der 36-jährige Notfallsanitäter selbst zum Lebensretter.

Der Zwischenfall ereignete sich vergangenen Freitag an Bord eines Air China Airbus A330 auf dem Weg von Wien-Schwechat nach Barcelona.

"Wir waren noch nicht lange aus Wien abgeflogen, befanden uns noch im Steigflug, als plötzlich eine Frau aufsprang und 'Doktor, Doktor, Hilfe!' rief", schildert Marco Sodomka gegenüber Austrian Wings. Der "Doc on Board"-Trainer befand sich zu diesem Zeitpunkt mit Familienmitgliedern auf dem Weg in die katalonische Hauptstadt zu einem Fußballmatch. Er zögerte keine Sekunde und hielt Nachschau: "Ich sah einen Mann, zusammengesackt im Sitz, blau im Gesicht angelaufen", erkannte der erfahrene Sanitäter sofort den Ernst der Lage.

"Doc on Board"-Trainer Marco Sodomka mit einem halbautomatischen Defibrillator, wie er bei vielen Airlines zur Standardausstattung gehört. "Bei Air China führte man leider kein solches Gerät mit", so der Notfallsanitäter. - Foto: Austrian Wings Media Crew

Mittels Rautek-Rettungsgriff verbrachte er anschließend den Patienten in die nächstgelegene Galley. "Währenddessen erlitt der Passagier einen Krampfanfall", erklärt Sodomka zusätzliche Erschwernisse während der Rettungsaktion.

Kaum Notfallausrüstung an Bord: "War auf meine Hände angewiesen!"
Beim kurz darauf durchgeführten Notfall-Check wies der Patient keine Lebenszeichen mehr auf. "Es waren keine Atmung und keinerlei Kreislaufzeichen mehr feststellbar", erinnert sich der 36-jährige Rettungsprofi, der im Hauptberuf für eine Wiener Neustädter Medizintechnikfirma arbeitet. "Daraufhin haben mein Schwager und ich sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen." Parallel wurden die Flugbegleiter ersucht, medizinisches Material und einen Defibrillator herbeizubringen. "An Bord gab es aber nur eine absolut minimalistische Ausstattung, Defibrillator war überhaupt keiner vorhanden", sagt "Doc on Board"-Trainer Sodomka. "Ich war auf meine beiden Hände und meine Fachkenntnisse angewiesen."

Auch eine Flugbegleiterin unterstützte die laufenden Reanimationsbemühungen der Ersthelfer. Dann die unerwartete Wende: "Nach zirka vier Minuten durchgehender Wiederbelebungsmaßnahmen öffnete der Patient plötzlich die Augen, wollte sich kurz darauf sogar schon aufsetzen", erzählt der Notfallsanitäter erstaunt. "Das hat man, zugegebenermaßen, auch im professionellen Rettungsdienst so gut wie nie." Auch die Kreislaufwerte des erkrankten Fluggastes begannen sich zu stabilisieren: "Seine Herzfrequenz war zwar etwas niedrig, aber ansonsten kam der Mann immer weiter zu sich, zeigte auch keine neurologischen Ausfallerscheinungen", freut sich Flugnotfallexperte Sodomka.

Am Heimflug in derselben Maschine
Angesichts der nunmehr stabilen Verhältnisse entschied man zusammen mit der Cockpitcrew, den Flug nach Barcelona fortzusetzen. Der Patient erhielt währenddessen Sauerstoff und wurde am Zielflughafen an ein bereits wartendes Notarztteam übergeben. Auch das katalonische Krankenhaus konnte der Mann nach kurzer Zeit wieder verlassen, trat sogar auf eigenen Wunsch die selbständige Heimreise nach Wien am Montag an. "Und zufällig war ich wieder in derselben Maschine", schmunzelt Marco Sodomka. "Ich habe ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen."

Mittlerweile wird der Patient eingehend ärztlich untersucht und betreut, um die genauen Umstände seines Kollaps erkunden zu können.

Medizinische Notfälle an Bord von Verkehrsflugzeugen sind keine Seltenheit. Das "Doc on Board"-Netzwerk bildet Ärzte und medizinisches Fachpersonal intensiv aus, um im Falle derartiger Zwischenfälle adäquat und routiniert reagieren zu können.

(red)