Österreich

Christophorus 2: Patientin besuchte ihre Lebensretter

V.l.n.r.: Rotkreuz-Rettungssanitäter Robert Chitan, Lebensretterin Bernadette Bauer, Rotkreuz-Notfallsanitäter Christian Windbrechtinger, Beate Bauer (Tochter), Flugrettungssanitäter Robert Huber, Notfallpatientin Anna Köck, Pilot Gerald Spieß - Foto: Martin Kalchhauser / Rotes Kreuz

Um ein Haar hätte die Pensionistin Anna Köck aus St. Andrä an der Traisen (Bezirk St. Pölten) ihren 75. Geburtstag, den sie am 7. Oktober begehen konnte, nicht erlebt. Dass ihre Familie die fröhliche, rüstige Oma noch hat, ist dem beherzten Eingreifen der Ersthelferin Bernadette Bauer (45) aus Jettsdorf im Bezirk Tulln und einer perfekt funktionierenden Rettungskette, an deren Ende der Einsatz des Notarzthubschraubers Christophorus 2 stand, zu verdanken.

Es war der 4. Oktober 2017. Köck war gegen 17 Uhr gemeinsam mit ihrem Sohn Walter in einem Geschäft im Gewerbepark Krems-Ost einkaufen, als sie plötzlich zusammensackte. Bauer, die sich gerade mit ihrer Tochter Beate (14) im selben Supermarkt aufhielt, erfasste die Notsituation als erste. Sie fragte den Mann, was mit seiner Mutter los sei. Als sie keinen Puls ertasten und keine Atmung feststellen konnte, ergriff sie die Initiative. Wenige Sekunden später begann sie mit der Reanimation der leblosen Pensionistin.

Via Handy erhielt sie kurz darauf für ihre Maßnahmen Anweisungen durch 144 Notruf Niederösterreich, während sich Rettungskräfte des Roten Kreuzes Krems auf den Weg zum Notfallort machten. Rotkreuz-Notfallsanitäter Christian Windbrechtinger, der gerade mit dem Zivildiener Robert Chitan von einem Krankentransport zurückkehrte, erhielt via Funk den Einsatzbefehl und eilte mit Blaulicht und Folgetonhorn Richtung Gewerbepark.

Die beiden waren die ersten Helfer, die vor Ort eintrafen. Windbrechtinger - er fliegt seit August 2002 auch als Flugretter auf Christophorus 2 -  brachte gemeinsam mit seinem Kollegen in der Folge einen Defibrillator zum Einsatz und verabreichte der Patienten auch einen Elektroschock. Mit Erfolg: Das Herz der Frau begann wieder zu schlagen. Wenige Minuten später übernahm das Team des ÖAMTC-Notarzthubschraubers „Christophorus 2“ – an diesem Tag Pilot Gerald Spieß, Notarzt Clemens Harrer und der leitende Rettungssanitäter am Stützpunkt Krems, Robert Huber – die letztlich erfolgreichen Maßnahmen.

Knapp neun Wochen nach der Rettungsaktion stellte sich Anna Köck gemeinsam mit Sohn Walter Köck und Tochter Erika Frühwald am Hubschrauber-Stützpunkt Krems-Gneixendorf bei der Helferin und den Rettungsteams ein, um mit einem Geschenk und Blumen Dank abzustatten. Mit dabei waren auch die Kinder der Frau, Roman und Andrea, die froh sind, ihre Oma noch zu haben und die Gelegenheit nützten, den Rettungshelikopter zu inspizieren.

„Wenn diese Frau nicht so beherzt gehandelt hätte, wären alle anderen Maßnahmen zu spät gekommen“, wies Flugrettungssanitäter Huber dabei ausdrücklich auf den Umstand hin, dass die Ersthelfer das wichtigste Glied in der Rettungskette sind. „Wenn Frau Bauer nicht gewesen wäre, hätte ich meinen 75. Geburtstag nicht erlebt“, weiß auch Anna Köck, dass sie ihrer Retterin das Leben zu verdanken hat. Die Frau erhielt in Folge der Geschehnisse in Krems einen Herzschrittmacher mit eingebautem Defibrillator und erfreut sich wieder guter Gesundheit.

„Es ist wichtig, dass möglichst viele Leute Erste Hilfe leisten können“, betont Bernadette Bauer, die ihre Ausbildung erst im Februar dieses Jahres bei einem von der FF Grafenwörth organisierten Rotkreuz-Kurs gemacht hatte. „Ich hatte in der Notsituation noch die Worte des Ausbildners im Ohr!“ Für Tochter Beate war der Vorfall dramatisch, sie brauchte einige Tage, den Vorfall zu verarbeiten. Was aber blieb, ist großer Stolz auf ihre Mama, die in Krems zur Lebensretterin wurde.

(red / ÖRK)