Punktlandung

Die Schmierenkomödie um die NIKI-Rettung

Abgestellte Maschinen von NIKI und Air Berlin auf dem Flughafen Wien, Symbolbild - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Nun ist es also amtlich: Niki Lauda kommt beim Verkauf der insolventen von ihm gegründeten Fluggesellschaft NIKI nicht zum Zug. Aber wollte er das jemals wirklich?

Die Vorgeschichte: Ende 2003 gründete Niki Lauda aus der Insolvenzmasse der Aero Lloyd Austria seine Fluggesellschaft NIKI. Schon wenige Wochen später stieg Air Berlin ein, die NIKI bis 2011 sukzessive vollständig übernahm. Gründer Niki Lauda zog sich aus dem Management zurück.

Am 13. Dezember 2017 musste NIKI als Folge der Pleite der Muttergesellschaft Air Berlin ebenfalls Insolvenz anmelden und steht seither zum Verkauf. Medienwirksam - seine Haus- und Hofschreiberlinge bei einigen Medien, etwa "Österreich", stilisierten Lauda schon zum "Retter der 1.000 Arbeitsplätze" - verlautbarte Niki Lauda, dass er auch ein Angebot abgegeben habe.

Für Branchenkenner war allerdings von Anfang an klar, dass Lauda nicht die geringste Chance hatte, jemals zum Zug zu kommen. Aber sie prognostizierten schon im Vorfeld folgendes Szenario: Lauda wird mitbieten, natürlich nicht den Zuschlag erhalten und danach jammern, dass man ihm ja nicht die Chance gegeben habe, NIKI und die Arbeitsplätze zu retten. Und genau diese Vorhersage ist auch zu 100 Prozent eingetroffen.

Stellt sich nur die Frage, ob Herr Lauda jemals allen Ernstes die Absicht hatte, NIKI (wieder) zu übernehmen. Eine Antwort darauf kann wohl nur er selbst geben. Fakt ist jedoch, dass NIKI zu keinem Zeitpunkt ihres Bestehens eine selbstständige Fluglinie war. Sie war immer ein Österreich-Ableger von Air Berlin. Flotten-, Crew-, Streckenplanung, PR, Werbung, etc ... wurden seit 2004 zu einem großen Teil von der Mutter in Deutschland durchgeführt. Ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie wenig das installierte "Management" in Österreich zu melden hatte, war die Ankündigung der Linienflüge zwischen Wien und der slowakischen Hauptstadt Pressburg vor ziemlich genau drei Jahren. Wenige Monate später erklärte ein Air Berlin Sprecher, dass die Flüge nicht aufgenommen werden, kurz darauf war auch NIKI-Geschäftsführer Christian Lesjak Geschichte. Offiziell verließ er das Unternehmen auf "eigenen Wunsch", von langjährigen NIKI-Mitarbeitern war Gegenteiliges zu vernehmen.

Wer auch immer die insolvente NIKI übernimmt (heute wird wohl die Entscheidung fallen, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit heißt der Käufer IAG), erhält jedenfalls keine vollwertige Fluggesellschaft. Er erhält eine Handvoll eigener Flugzeuge (die restlichen waren nur noch geleast) und - viel wichtiger - Streckenrechte, Slots.

Es ist aus Sicht des Autors zumindest fragwürdig, ob Niki Lauda diese einzelnen Stückchen tatsächlich übernehmen wollte, denn um daraus eine wirklich selbstständige Fluggesellschaft zu formen, hätte er viel Zeit und noch mehr Geld investieren müssen - bei zweifelhaften Erfolgsaussichten angesichts der massiven Konkurrenz durch Lufthansa und diverse Billigflieger.  Schließlich hat Herr Lauda ja nichts zu verschenken, wie er selbst immer betont.

Text: TuG

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.