Reportagen

Österreichischer Luftwaffen-Veteran besuchte Fliegerhorst Zeltweg

Theisinger konnte es kaum erwarten, in "seiner" J-29 Platz zu nehmen.

Er war einer der ersten Piloten der nach dem Zweiten Weltkrieg neu aufgestellten österreichischen Luftwaffe und ist einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen dieser Ära: Adolf Theisinger. Auf Vermittlung von AUA-Flugkapitän und Universitätslektor Reinhard Lernbeiss besuchte der ehemalige Bundesheerpilot jetzt den Fliegerhorst Zeltweg. Für Austrian Wings war Franz Zussner als Fotograf vor Ort.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 lag Österreich in Trümmern und war von den Alliierten besetzt. Als sich der Abzug der Besatzungsmächte abzuzeichnen begann, wurde 1952 zunächst die B-Gendarmerie als Vorläufer des Bundesheeres ins Leben gerufen. 1955 wurde schließlich das Bundesheer der Zweiten Republik neu gegründet und auch der Aufbau einer eigenen Luftwaffe wurde forciert.

Zu den ersten Piloten gehörte der 1957 eingerückte Adolf Theisinger, heute 84 Jahre alt. Ab 1958 absolvierte Theisinger auf den Mustern Zlin 126, T-6 Texan, Yak-11, Yak-18 und Piper PA-18 auf dem Fliegerhorst Zeltweg seine fliegerische Grundausbildung, später wechselte er nach Graz. Seine ersten Jetflüge absolvierte er auf De Havilland DH.100 Vampire sowie Fouga Magister.

Theisinger im Fachgespräch mit Eurofighter-Pilot Jörg Sandhofer
Im Cockpit der "Fliegenden Tonne"

Kriegsveteranen als Ausbilder der neuen Generation
Zu den Ausbildern des jungen Österreichers Theisingers gehörten unter anderem erfahrene Weltkriegspiloten wie Hermann Buchner (1919-2005), der bereits in den Luftstreitkräften der Ersten Österreichischen Republik gedient hatte und später von der deutschen Wehrmacht übernommen worden war. Buchner flog während des Zweiten Weltkrieges unter anderem die Me-109 sowie die legendäre Me 262. Er wurde als Schlacht- und Jagdflieger eingesetzt und absolvierte in den sechs Kriegsjahren mehr als 600 Feindflüge, bei denen er selbst mehrfach abgeschossen wurde. Nach Kriegsende war Buchner von 1945 bis 1947 Beobachter im Wetterdienst der amerikanischen Besatzungstruppen, später war er Mitbegründer des Salzburger Aeroclubs und arbeitete zudem als ziviler Fluglehrer. Der sowohl während des Krieges (u. a. mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes) als auch im Nachkriegs-Österreich hochdekorierte (silbernes und goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik) tadellose Offizier Buchner gab seinen schier unglaublichen Erfahrungsschatz ab 1957 dann an die angehenden Piloten des neuen Bundesheeres weiter. Schließlich war Buchner einer der wenigen Piloten jener Zeit, die - dank seines Einsatzes auf der Me-262 - bereits Jeterfahrung vorweisen konnten. Buchner arbeitete sich im Bundesheer die Karriereleiter hinauf und ging 1980 als Oberst und Kommandant des Fliegerhorstes Linz-Hörsching in Pension.

Adolf Theisinger und Reinhard Lernbeiss kennen sich aus der gemeinsamen AUA-Zeit; Lernbeiss (rechts) machte das Zeitzeugentreffen möglich.
Reinhard Lernbeiss und Jörg Sandhofer im Gespräch.

Nur die Besten kamen auf die "Tonne"
Als Österreich sich für den Kauf des Abfangjägers Saab J-29 Tunnan (aufgrund des Aussehens auch fliegende Tonne genannt) entschied, wählten die Ausbilder die besten Piloten für die Umschulung auf den neuen Typ aus. Adolf Theisinger war einer von ihnen. Der junge Pilot absolvierte in Schweden das Training auf der Saab und überstellte anschließend die ersten Maschinen nach Österreich, zunächst nach Wien Schwechat. Denn erst mit dem Ausbau der Landebahn in Linz-Hörsching konnten die Strahljäger auch dort stationiert werden. Von 1961 bis 1972 standen insgesamt 30 "Tunnan" im Einsatz.

Wechsel ins Zivilleben
1968 wechselte Adolf Theisinger dann ins Zivilleben und ging zur Austrian Airlines, wo er zunächst die zweimotorige HS-748 und die viermotorige Vickers Viscount flog, ehe er auf die zweistrahlige Caravelle umschulte. Es folgten Einsätze auf der DC-9 und der MD-80. Im Jahr 1997 - nach 40 Jahren Fliegerleben - ging Adolf Theisinger in Pension. Zu diesem Zeitpunkt hatte der erfahrene Flieger fast 21.000 Stunden in seinem Logbuch stehen.

Wiedersehen in Zeltweg
Im September 2021 organisierte AUA-Kapitän und Universitätslektor Reinhard Lernbeiss schließlich eine besondere Überraschung für seinen früheren Kollegen. Lernbeiss, der sich auch leidenschaftlich mit luftfahrthistorischen Themen befasst, nutzte seine Kontakte zum Bundesheer, um einen Zeitzeugenbesuch von Theisinger auf dem Fliegerhorst Zeltweg zu arrangieren.

Gestern war es schließlich soweit: Adolf Theisinger besuchte nach mehr als einem halben Jahrhundert seine alte Wirkungsstätte wieder und nahm dabei auch in den Flugzeugen Platz, mit denen er als junger Mann geflogen war - unter anderem auch in einer jener Saab J-29, die er seinerzeit selbst aus Schweden nach Österreich überstellt hatte. Anschließend folgten stundenlange Fachgespräche mit aktiven Eurofighter-Piloten des Bundesheeres. Die Zeit verging viel zu schnell und im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge.

Am liebsten wäre Theisinger wohl eine Runde mit der J-29 geflogen ...

"Das Funkeln in den Augen von Adolf Theisinger sagte mehr als 1.000 Worte", weiß Austrian Wings Fotograf Franz Zussner zu berichten.

Text: P. Huber
Fotos: F. Zussner