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Ein Akt der Menschlichkeit in düsterer Zeit

1943: Die alliierten Luftstreitkräfte fliegen unerbittliche Angriffe auf das Terretorium des Deutschen Reiches um Europa von der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten zu befreien. Die immer schwächer werdende Luftwaffe wehrt sich verzweifelt, doch gegen die Tag und Nacht einfliegenden Bomberströme sind ihre oft jungen und mangelhaft ausgebildeten Piloten nahezu machtlos.

Der Luftkrieg hat eine neue Dimension erreicht: Alliierte Bomber nehmen gezielt auch Wohngebiete ins Visier, weshalb überlebende Besatzungsmitglieder abgeschossener Maschinen nicht selten vom wütenden Mob am Boden gelyncht werden. Auch auf am Fallschirm hängende Piloten wird mitunter geschossen - von beiden Seiten.

In diesem finsteren Tagen des vergangenen Jahrhunderts ereignete sich jedoch ein Akt der Menschlichkeit, der erst über 40 Jahre später der Öffentlichkeit bekannt werden sollte. Die völlig zusammengeschossene Boeing B-17 Flying Fortress von Second Lieutenant Charlie Brown befand sich kurz vor Weihnachten 1943, am 20. Dezember, nach einem Bombenangriff auf Deutschland alleine auf dem Rückflug nach England. Mehrere Besatzungsmitglieder waren tot, einige verwundet, die meisten MG's ausgefallen. Das fliegende Wrack war für deutsche Jäger eine leichte Beute, als sich eine Me-109 mit Leutnant Franz Stigler am Steuer näherte.

Die Angehörigen der Besatzung der B-17 rechneten schon mit ihrem sicheren Ende, doch Stigler schoss den waidwunden Bomber nicht ab, sondern nahm per Handzeichen Kontakt zu den Piloten auf und deutete ihnen, nach Schweden abzudrehen. Als sie nicht reagierten, eskortierte er die B-17 eine Stück, salutierte von Flieger zu Flieger und drehte anschließend ab.

Als die Überlebenden der B-17 diese Geschichte ihren Vorgesetzten in England erzählten, wurden sie zum Schweigen verdonnert - so etwas hätte die Moral der Truppe untergraben könnten, schließlich galt es, die "bösen Krauts" zu bekämpfen. Franz Stigler dagegen konnte mit niemandem über das Erlebte sprechen, er wäre vor dem Kriegsgericht gelandet, möglicherweise ins KZ gekommen oder gleich erschossen worden!

Im Jahr 1986 erzählte Brown schließlich auf eine Veteranenveranstaltung von dem unbekannten deutschen Piloten, der ihm das Leben geschenkt hatte - und suchte anschließend vier Jahre ergebnislos nach ihm. Schließlich meldete sich Franz Stigler, der mittlerweile in Kanada lebte auf ein Inserat, die beiden Männer telefonierten und wurden Freunde. Sie starben 2008 im Abstand weniger Monate und bezeichneten sich in dem nachstehenden Interview als "Brüder".

In diesem Video erzählen die beiden Männer ihre Geschichte - Quelle: YouTube

Die ganze Geschichte ist hier nachzulesen und auch als Buch unter dem Titel "A higher Call" erschienen.

(red / Titelbild: Diese Grafik zeigt die Situation in der sich die beiden Maschinen befanden - Screenshot YouTube