Österreich

Buch-Neuerscheinung: "Das Bergeprojekt 'Treher'"

Ein bewegendes Buch über das tragische Schicksal eines jungen Mannes der Kriegsgeneration, das als Warnung vor Diktaturen und Krieg verstanden werden sollte

23. September 1940, Fischamend bei Wien: Immer schneller stürzt eine einmotorige Me-109 der in Schwechat-Heidfeld (dem heutigen Flughafen Schwechat) stationierten Jagdfliegerschule 5 unkontrolliert auf den Boden zu. Dann ein dumpfer Knall, eine Fontäne aus Schlamm und Wasser schießt in die Höhe. Mit immenser Wucht ist das einmotorige Propellerflugzeug in den Donauauen bei Fischamend aufgeschlagen und versinkt im sumpfigen Gelände. Zurück bleiben nur ein Krater und einige kleinere Wrackteile. Es ist 16:15 Uhr. Der Pilot, Fähnrich Hans-Rüdiger Treher stirbt bei dem Absturz und kann nicht geborgen werden. Er wurde nur 19 Jahre alt.  Kurz nach dem Crash, dessen genaue Ursache niemals ermittelt werden konnte, treffen Armee-Einheiten an der Unglücksstelle ein, bergen Wrackteile und verscheuchen Schaulustige.

An der Absturzstelle wird ein Kreuz für jenen jungen Mann errichtet, dessen Traum vom Fliegen so jäh ein tragisches Ende fand. Bis zu ihrem eigenen Tod kam seine Mutter jedes Jahr nach Fischamend und besuchte jenen Ort, an dem das junge Leben ihres Sohnes ein so gewaltsames und sinnloses Ende gefunden hatte.

Cover des Buches "Das Bergeprojekt 'Treher'"  von Rudolf Ster - Foto: Austrian Wings Media Crew
Cover des Buches "Das Bergeprojekt 'Treher'" von Rudolf Ster - Foto: Austrian Wings Media Crew

Im Jahr 1986 unternahm der "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge" einen ersten Versuch, die sterblichen Überreste von Hans-Rüdiger Treher zu bergen. Doch dabei bricht die Pilotenkanzel ab und versinkt in einem unterirdischen See.

14 Jahre später führen engagierte Fischamender Bürger erneut eine aufwändige Bergeaktion durch, wobei es ihnen gelingt, einige Wrackstücke des abgestürzten Flugzeuges ans Tageslicht zu holen, darunter die Borduhr, die um 16:15 Uhr, dem Zeitpunkt des Absturzes, stehengeblieben ist. Zum Piloten können die Männer jedoch auch nicht vordringen.

Das gelang erst zwei Jahre später, im Frühjahr 2002. Am 23. September 2002, auf den Tag genau 62 Jahre nach seinem Tod, wurden die geborgenen Überreste des 19-jährigen Hans-Rüdiger Treher dann schließlich in einer würdevollen Zeremonie unter Beteiligung der Stadtgemeinde sowie des örtlichen Heimatmuseums an der Absturzstelle beigesetzt.

Anlässlich der Beisetzung sprach der damalige Pfarrer von Fischamend, Wihhelm Müller, bewegende Worte, die hier auszugsweise wiedergegeben werden:

"Als Nochjugendlicher im Alter von 17 Jahren musste er den Beginn des Zweiten Weltkrieges miterleben. Hans-Rüdiger Treher starb hier am 23. September 1940 um genau 16:15 Uhr im Alter von 19 Jahren. Er war mit ein Opfer eines sinnlosen und aussichtslosen Krieges."

Rudolf Ster hat mit freundlicher Unterstützung weiterer Fischamender Bürger, darunter der Ortschronist und Journalist Professor Adalbert Melichar, die Geschichte der Bergung des Wracks und seines Piloten detailliert recherchiert und in einem reich bebilderten Buch veröffentlicht.

Es ist dies ein Buch, das den Leser teilhaben lässt am bewegenden Schicksal eines jungen Mannes, der in unglückseligen Zeiten auszog, Pilot zu werden und dabei den Tod fand.

Es ist zugleich ein Dokument, das als eindringliche Warnung vor totalitären Regimen, die die Jugend verführen und den Krieg sowie den "Heldentod" verherrlichen, verstanden werden sollte, und den unschätzbaren Wert des Friedens hervorhebt. Das Buch-Projekt wurde daher auch von der Stadtgemeinde Fischamend unterstützt.

Insgesamt fielen dem Zweiten Weltkrieg mehr als 50 Millionen Menschenleben zum Opfer.

Informationen zum Buch:

Gebundene Ausgabe: 96 Seiten
Verlag: Ster, Rudolf; Auflage: 1., Aufl. (21. September 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3200027681
ISBN-13: 978-3200027688

(red CvD / Titelbild: Gedenkkreuz an der Absturzstelle - Foto: Austrian Wings Media Crew)