Österreich

Waldbrand im Raxgebiet: Große Herausforderung für Einsatzleitung und Piloten

Bundesheer-Einsatzleiter Major Hudernik (links) brieft einen deutschen CH-53-Luftfahrzeugführer - Fotos: Huber / Austrian Wings Media Crew

Seit rund einer Woche tobt in Hirschwang an der Rax ein verheerender Waldbrand. Austrian Wings sprach mit dem fliegerischen Einsatzleiter des Bundesheeres und beleuchtet die aufwändigen Koordinationsarbeiten im Hintergrund.

Was zunächst wie ein "normaler" kleinerer Waldbrand begann, entwickelte sich zum größten Waldbrand in der Geschichte Österreichs. Als die Einsatzkräfte vergangenen Montag zu einem Waldbrand nach Hirschwang an der Rax angefordert wurden, war rasch klar, dass die Löscharbeiten aufgrund des unwegsamen Geländes primär aus der Luft durchgeführt werden müssen. Zunächst standen drei Helikopter der Flugpolizei und eine Maschine des Bundesheeres im Einsatz. "Da sprachen sich die Piloten über Funk selbst ab", schildert der fliegerische Einsatzleiter des Bundesheeres, Major Philip Hudernik, selbst qualifizierter Einsatzpilot auf dem Muster Agusta Bell AB 212. Doch das Feuer wurde von Stunde zu Stunde stärker, was eine Aufstockung der eingesetzten Kräfte erforderlich machte. Am Dienstag, 26. Oktober, war die Lage bereits so brisant, dass zwei anlässlich des Nationalfeiertages am Wiener Heldenplatz ausgestellte Hubschrauber des Bundesheeres per Alarmstart ins Raxgebiet befohlen wurden - wir berichteten.

CH-53 der Bundeswehr
Super Puma von Heli Austria

"An diesem Tag waren dann bereits acht Luftfahrzeuge im Einsatz. Weil Sicherheit in der Fliegerei immer oberste Priorität hat, wurde die Taktik daher geändert", erläutert der erfahrene Flieger und Offizier gegenüber "Austrian Wings".  Hudernik übernahm vom Boden aus die Einsatzleitung und erstellte ein Konzept: "Das gesamte Gelände wurde kategorisiert und in verschiedene Sektoren aufgeteilt. Zudem haben wir ein NOTAM erlassen, wodurch der Luftraum im Einsatzgebiet gesperrt wurde, um zu vermeiden, dass andere Luftfahrzeuge einfliegen und die Löschhubschrauber gefährden."

Mil Mi-17 aus der Slowakei

Zudem wurde jeder Einsatztag mit einem gemeinsamen Pilotenbriefing begonnen: "Wir haben außerdem darauf geachtet, dass die Flugpolizei und das Bundesheer jeweils gemeinsam in eigenen Sektoren operieren." Ebenso wurden den unterstützenden Helikoptern der Firma Heli Austria (ein Super Puma) und aus der Slowakei (Mil Mi-17) sowie aus Deutschland (zwei CH-53) eigene Einsatzbereiche zugewiesen: "Jeder Helikopter hat auch eine unterschiedliche Nutzlast beim Löschwasser. Wir haben bei den Planungen daher auch genau darauf geachtet, die Kapazitäten optimal auf das Gelände aufzuteilen, um die größtmögliche Löschwirkung erzielen zu können."

Ecureuil der Flugpolizei, im Hintergrund ein H135
Alouette III des Bundesheeres

Sicherheit an oberster Stelle
Um in jeder Hinsicht größtmögliche Sicherheit zu erreichen, wurden die An- und Abflugkorridore ins Einsatzgebiet so festgelegt, dass ein mit Außenlast fliegender Helikopter niemals einen anderen Hubschrauber oberhalb kreuzen muss. Denn ein gewisses Restrisiko, dass sich die Außenlast aufgrund eines elektrischen oder mechanischen Defekts von selbst löst, besteht immer. Deshalb wurden auch die Bereiche rund um die Wasserentnahme und Landestellen der Helikopter großräumig abgesperrt. Hudernik: "Das hat natürlich viele Kräfte am Boden gebunden."

AB 212 des Heeres
Der Black Hawk ist das Flaggschiff der österreichischen Heeresflieger - aufgrund augenscheinlicher politischer Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit aller Parlamentsparteien, die seit Jahrzehnten einer chronische Unterfinanzierung des Heeres zur Folge hat, sind derzeit nur zwei von neun Maschinen einsatzbereit.

"Wenn so viele Luftfahrzeuge auf so engem Raum operieren, ist die Arbeitsbelastung für die Piloten ausgesprochen hoch. Da sind höchste Konzentration und Professionalität gefragt."
Major Philip Hudernik

CL-415 als Herausforderung
Eine besondere logistische Herausforderung für Hudernik und sein Team war die Einbindung der beiden italienischen Löschflugzeuge vom Typ CL-415 in den Einsatzablauf. "Flächenflugzeuge haben ein ganz ein anderes Geschwindigkeitsprofil und Flugverhalten als Helikopter. Daraus ergibt sich auch ein anderes Einsatzprofil", schildert der Offizier. Nach kurzer Überlegung war klar: "Wir müssen Helikopter und die zwei Löschflugzeuge einsatztaktisch trennen." Die italienischen Piloten bekommen seither jeden Morgen auf dem Flughafen Schwechat ein persönliches Briefing, eine Einflughöhe und einen Einflugpunkt ins Einsatzgebiet: "Wenn sie diesen Punkt erreichen, melden sie sich am Funk. Die Helikopter verlassen dann das Einsatzgebiet und die beiden Löschflugzeuge können ihren Anflug und Wasserabwurf durchführen."

CL-415 beim Wasserabwurf

Obwohl ein Umlauf der CL-415 rund 40 Minuten dauert, da sie zur Wasseraufnahme nach Wien zurück fliegen müssen, sind diese Flugzeuge dennoch hocheffizient. Einerseits verteilen sie ihre Wasserladung über eine größere Fläche als die Hubschrauber, die relativ punktgenau abwerfen und andererseits wird das Wasser mit einem enormen Druck auf die Flammen geschleudert. Dadurch werde dem Feuer zusätzlich Sauerstoff genommen, weiß Hudernik

Die größte Anzahl an Luftfahrzeugen - 16 Stück - waren am Sonntag im Einsatz. Heute konnte die Zahl bereits reduziert werden. Dennoch wird der Einsatz noch längere Zeit weiterlaufen. So lange das Bundesheer gebraucht wird, steht es gemeinsam mit den Kameraden der Feuerwehr und der Flugpolizei im Einsatz, um den Slogan "Schutz und Hilfe" mit Leben zu erfüllen. Und das ist ein gutes Gefühl.

(TM)