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Tupolev Tu-204 von Red Wings verunglückt

An Bord der Maschine befanden sich acht Besatzungsmitglieder aber keine Passagiere
Zahl der Todesopfer auf fünf gestiegen
Ähnlicher Vorfall bei gleicher Airline am 20. Dezember in Nowosibirsk
Hinweise auf Probleme mit der Schubumkehr bei Tu-204

 

Samstagnachmittag gegen 16:29 Uhr Lokalzeit überschoss dieTupolev TU-204 (RA-64047) der Red Wings Airlines nach der Landung auf dem Flughafen Moskau Wnukowo die Piste, zerbrach in mehrere Teile und fing Feuer. Die Maschine kam als Flug WZ-9268 aus Pardubice in Tschechien. Von den acht an Bord befindlichen Personen kamen insgesamt fünf ums Leben, darunter die gesamte Cockpitcrew (Kommandant Gennady Shmelev, 58, Erster Offizier Evgeny Astashenkov, 52 und Flugingenieur Igor Fisenko, 54). Von der Kabinenbesatzung starben die 25-jährige Flugbegleiterin Eugenia Zhigalina sowie die 31-jährige Tatiana Penkin. Die drei überlebenden Besatzungsmitglieder sollen sich in einem kritischen Zustand befinden. An Bord befanden sich keine Passagiere, wie die Airline am Samstagabend mitteilte.

Diese Aufnahmen zeigen den Aufschlag der Maschine auf der Autobahn; einzelne Fahrzeuge werden von Trümmerteilen getroffen, wie durch ein Wunder kommt keiner der Autofahrer zu Schaden - Video: YouTube

Die beiden nachfolgenden Videos von der Unglücksstelle stammen von "russland.tv".

Die Unglücksstelle kurz nach dem Crash - Video: YouTube
Der Abtransport der Wrackteile - Video: YouTube
Kommandant  Gennadiy Shmelev - Foto: Red Wings Airlines
Kommandant Gennadiy Shmelev - Foto: Red Wings Airlines
Erster Offizier Evgeny Astashenkov  - Foto: Red Wings Airlines
Erster Offizier Evgeny Astashenkov - Foto: Red Wings Airlines
Flugingenieur Igor Fisenko  - Foto: Red Wings Airlines
Flugingenieur Igor Fisenko - Foto: Red Wings Airlines
Stewardess Eugenia Zhigalina arbeitete erst seit 2011 als Flugbegleiterin - Foto: Red Wings Airlines
Stewardess Eugenia Zhigalina arbeitete erst seit 2011 als Flugbegleiterin - Foto: Red Wings Airlines
Flugbegleiterin Tatiana  Penkina  - Foto: Red Wings Airlines
Flugbegleiterin Tatiana Penkina - Foto: Red Wings Airlines

In ersten Berichten war zudem die Rede davon, dass die Maschine eine Notlandung auf einer Autobahn gemacht habe.

Letzteres erschien jedoch von Anfang an unwahrscheinlich. Einem ersten auf Twitter veröffentlichten Bild von der Unglücksstelle nach zu schließen, dürfte das Flugzeug jedoch über die Piste hinausgeschossen und schließlich quer zur Fahrtrichtung auf einer Straße zum Stillstand gekommen sein.

Auf einem weiteren Bild ist deutlich zu erkennen, dass der vordere Teil des Rumpfes inklusive des Cockpits bei dem Unfall abgerissen wurde.

Die Ursache des Unfalls ist derzeit noch völlig unklar, es gibt allerdings erste Indizien, die darauf hindeuten, dass Probleme mit der Schubumkehr eine Rolle bei dem Unfall gespielt haben könnten.

Der Kommandant der Maschine hatte eine Gesamtflugerfahrung von 14.500 Stunden, davon etwa 3.000 auf der Tu-204 wie der "Aviation Herald" unter Berufung auf die Airline berichtet.

Der Flughafen Wnukowo wurde nach dem Unfall für zwei Stunden gesperrt, ankommende Flüge mussten nach Scheremetjewo umgeleitet werden. Gegen 18:35 Uhr Lokalzeit konnte der Flughafen den Betrieb wieder aufnehmen.

Ähnlicher Vorfall am 20. Dezember

Ein ähnlicher Zwischenfall hatte sich bereits am 20. Dezember ereignet. An diesem Tag setzte die aus Moskau Wnukowo kommende Tu-204 (RA64049) der Red Wings mit 59 Passagieren und acht Besatzungsmitgliedern an Bord auf der 3.600 Meter langen Piste 25 des Flughafens in Nowosibirsk auf. Auch hier gelang es den Piloten nicht, das Flugzeug innerhalb der zur Verfügung stehenden Pistenlänge anzuhalten, die Tupolev schoss über das Ende der Landebahn hinaus und kam erst rund 300 Meter danach im Gras zum Stillstand. In diesem Fall gab es jedoch keine Verletzten, alle Insassen konnten den havarierten Jet über die Treppen verlassen. Die Ursache für diesen Zwischenfall ist unklar, die Behörden haben eine Untersuchung eingeleitet.

Hinweise auf Probleme mit der Schubumkehr

Wie der "Aviation Herald" berichtet, hätten die russischen Behörden noch am 31. Dezember 2012 eine spezielle Anweisung zum Einsatz der Schubumkehr erlassen. Demnach müssen Flugzeugführer die Triebwerke bis auf Weiteres ein bis zwei Sekunden lang im Leerlauf betreiben, ehe sie zunächst nur einmal die niedrigste Schubumkehrstufe betätigen dürfen. Erst nachdem die gelbe "thrust reverser unlocked" Anzeige erloschen ist und durch die grüne Anzeige "REV" abgelöst wurde, dürfen sie die Leistung des Umkehrschubes sukzessive weiter erhöhen. Laut Angaben der Behörden habe es nämlich "einige Fälle" gegeben, bei denen die Anzeige "REV" (die das korrekte Funktionieren der Schubumkehrfunktion anzeigt, Anm. d. Red.) nach Betätigen des Umkehrschubes nicht aufgeleuchtet habe.

Der "Aviation Herald" berichtet, dass es bereits nach dem Red Wings Zwischenfall in Nowosibirsk am 20. Dezember 2012 Gerüchte gegeben habe, wonach die Besatzung zwar die Schubumkehr betätigt habe, diese aber nicht ausgelöst habe. Mindestens eine Turbine sei mit vollem Vorwärtsschub weitergelaufen.

(red NE, CP, CvD / Titelbild: Tu-204 von Red Wings in Wien - Foto: Austrian Wings Media Crew)