Reportagen

Fotoreportage 10 Jahre Notarzthubschrauber Christophorus 15

Der Österreichische Automobil-, Motorrad- und Touring Club, kurz ÖAMTC, ist der größte Betreiber von Flugrettungsstützpunkten in Österreich. Derzeit fliegen 17 Helikopter beim vom ÖAMTC gegründeten Christophorus Flugrettungsverein, kurz CFV. Seit 10 Jahren hebt Christophorus 15 ab - eine Fotoreportage von Lukas Egger / Helirescue.at für Austrian Wings.

Rückblick

Mit der Inbetriebnahme von Christophorus 1 im Juli 1983 am Flughafen Innsbruck wird der Grundstein für die Flugrettung in ganz Österreich gelegt. Der erste eingesetzte Notarzthubschrauber war eine AS355 F-1 Ecureuil 2 mit Kennung OE-FXA. Dieser Helikopter wurde voll restauriert und ist jetzt im technischen Museum in Wien zu bestaunen. Im gleichen Jahr wird der zweite Standort in Krems mit Christophorus 2 eröffnet. Im Mai 1985 beschließt das Innenministerium, der ÖAMTC und das Bundesheer ein flächendeckendes Notarzthubschrauber-Netz in Österreich aufzubauen. Im Oktober 1997 beginnt in Innsbruck ein neuer Abschnitt für den Christophorus Flugrettungsverein mit der Inbetriebnahme der ersten EC 135.

Im Jänner 2001 wird der Christophorus Flugrettungsverein mit der Übernahme der Standorte der Flugpolizei und des Bundesheeres beauftragt und innerhalb nur weniger Monate übernimmt der ÖAMTC sieben Standorte der blauen "Martin"-Notarzthubschrauber.

Niederösterreich wurde lange Zeit durch die Rettungshelikopter Christophours 2 in Krems und Christoporus 3 aus Wr.Neustadt sowie den Christophorus 9 aus Wien abgedeckt. Eine kleine Lücke gab es damals jedoch im Bereich des westlichen Niederösterreich – dem Mostviertel. Besonders in den Bezirken Scheibbs und Amstetten dauerte das Eintreffen eines Notarztes aus der Luft oft lange.

Das Projekt Christophorus 15 beginnt

Anfang 2004 traten die Bezirksstellengeschäftsführer des Roten Kreuz aus Waidhofen und Scheibbs, Wolfgang Frühwirt und Reinhard Punz an den ÖAMTC heran, mit der Bitte, einen Rettungshubschrauberstützpunkt im Mostviertel aufzubauen. Roland Eslitzbichler, Pilot aus Waidhofen an der Ybbs, wurde von Seiten des ÖAMTC als Projektleiter ausgesucht und sollte die Planungen für den Stützpunkt vorantreiben. Lange wurde nach einem passenden Ort gesucht. Er sollte abseits der Mostviertler Hauptnebelfelder liegen, welche entlang der Linie Sonntagberg, St. Leonhard und Franzenreith verlaufen, jedoch auch einsatztaktisch gut ausgewählt werden. So einigte man sich auf den Eibenberg bei Ybbsitz als optimalen Standort für den vierzehnten Notarzthelikopterstützpunkt des ÖAMTC (Anm.: kein Helikopter mit Rufname Christophorus 13 vorhanden). Noch im April des selben Jahres fanden Verhandlungen zwischen ÖAMTC und dem Land Niederösterreich statt.

Das Einsatzgebiet von C15.
Das Einsatzgebiet von C15.
Christophorus 15_3 Lukas Egger

Kaum einen Monat später begann man schließlich mit den Bauarbeiten im Haselgraben. Tonnen an Geröll, Sand und Erdmasse wurden bewegt, um 5.000 Quadratmeter ebene Fläche zu bekommen. Hier sollte der neue Stützpunkt erbaut werden. Christophorus 15 sollte dieser Stützpunkt, dieser Helikopter genannt werden.

Ein Zelt diente als provisorischer Hangar.
Ein Zelt diente als provisorischer Hangar.

Nachdem der Stützpunkt nach internationalen Richtlinien zugelassen wurde und seine Registrierung LOLY erhielt, startete am 26. Juni erstmals eine Maschine von der Basis zu einem Einsatz.

Bereits am ersten Tag schöpfte die Crew des C15 das ganze Einsatzspektrum aus. „Der erste Einsatz, zu dem wir gerufen wurden, war ein anaphylaktischer Schock in der nahen Donauregion“, erinnert sich Eslitzbichler, Stützpunktleiter des Christophorus 15. „Außerdem mussten wir, schon am ersten Tag, einen abgestürzten Bergsteiger mittels Seilbergung retten.“

Damals war der Helikopter, ein EC135 mit der Registrierung Echo-Sierra (OE-XES), noch in einem großen weißen Zelt untergebracht, die Crew in Containern.

Nachdem der erste große Schritt getan war, ging es in den Winter. Nur mühsam konnte das große Zelt beheizt werden, um den gelben Vogel warm zu halten, darum entschloss man sich, so bald als möglich mit dem Bau eines eigenen Hangars zu beginnen. Wie die meisten Stützpunkte des CFV wurde auch der Hangar des Christophorus 15 im typischen gelb-weißen Design gebaut und ist schon von weitem als solcher erkennbar.

Der Bau des Hangars beginnt ...
Der Bau des Hangars beginnt ...

Im Oktober 2005 konnte der gelbe EC135 das erste mal über Nacht im warmen Hangar stehen. Untergebracht auf einem kleinem Helipad, kann die Maschine bequem auf Schienen in den Hangar gezogen werden. Auf dem rund 600 Quadratmeter großen Vorfeld ist noch Platz für zusätzlichen Besuch aus der Luft.

Die Betankung der Maschine erfolgt aus der stützpunkteigenen, unterirdischen, 30.000 Liter fassenden Tankanlage, welche Jet A1 Treibstoff für rund 125 Flugstunden bereit hält.

Den 7. Februar 2011 wird die Crew des Christophorus 15 gut in Erinnerung behalten. Bei völliger Dunkelheit wurde ein verletzter Bergsteiger mittels Seilbergung geborgen. Die Crew wollte gerade die Dienststelle verlassen, als der Alarm hereinkam. Aufgrund der guten Witterung entschied sich die Besatzung, diesen Einsatz durchzuführen. Ein Skitourengeher war auf dem Weg zum Hochschwab-Gipfel rund 200 Meter abgestürzt und hatte sich dabei schwer verletzt.

Der Polizeihelikopter aus Graz leuchtete den Flugrettern die Einsatzstelle aus um die Seilbergung zu erleichtern. Nach der Versorgung durch den Notarzt wurde der Verletzte dann ins Landesklinikum Amstetten geflogen.

Christophorus 15_7 Lukas Egger
Sie fliegen um Ihr Leben ...
Sie fliegen um Ihr Leben ...

Disponiert wird der Mostviertler NAH „99/015“ von der Rettungsleitstelle „144 Notruf Niederösterreich“ . Die Crew meldet sich täglich um 7 Uhr bei der Leitstelle einsatzbereit, und ist bis ECET (End of the civil evening twilight) im Dienst. Etwa drei mal täglich starten die Gelben Engel aus Ybbsitz zu Notfalleinsätzen höchster Priorität, um Menschenleben zu retten. Schon vor dem Start bekommen die fliegenden Retter wertvolle Informationen von der Leitstelle. Um den Notfallort punktgenau zu erreichen, werden der Crew automatisch die Koordinaten des Einsatzortes übermittelt, so ist ein rasches Eintreffen möglich.

Modernste Technik in der Kabine.
Modernste Technik in der Kabine.

Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedensten Einsatzorganisationen ist sehr wichtig. So findet jährlich eine Tauübung mit der Bergrettung statt, um die Zusammenarbeit zu üben und verbessern. Partner der Christophorus Flugrettung sind das Österreichische Rote Kreuz und der Österreichische Bergrettungsdienst. Voraussetzung für eine Bewerbung als Flugretter am Christophorus 15 ist eine aktive Mitgliedschaft in einer dieser beiden Organisationen und die Qualifikation als Notfallsanitäter.

Christophorus 15_11 Lukas Egger
C15 arbeitet oft und intensiv mit dem Bergrettungsdienst zusammen; gerade im Winter sind (Lawinen-) Suchhunde ein wichtiger Bestandteil der Rettungskette.
C15 arbeitet oft und intensiv mit dem Bergrettungsdienst zusammen; gerade im Winter sind (Lawinen-) Suchhunde ein wichtiger Bestandteil der Rettungskette.

Seit nun mehr 10 Jahren ist der Rettungshelikopter aus dem westlichen Niederösterreich unfallfrei unterwegs. Seit Inbetriebnahme im Juni 2004 wurden über 8.000 Einsätze geflogen.

Der Hubschrauber kann auf geringen Flächen starten und landen.
Der Hubschrauber kann auf geringen Flächen starten und landen.

Wir wünschen Christophorus 15 alles Gute und viele weitere unfallfreie Jahre.

Text: Lukas Egger
Fotos: Lukas Egger, ÖAMTC sowie die Crews von Christophorus 15