Punktlandung

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Wollen LaudaMotion-Mitarbeiter wirklich FÜR Lohndumping demonstrieren?

Foto: Austrian Wings Media Crew

Lob und Anerkennung gebührt der Gewerkschaft Vida dafür, dass sie dem von Ryanair bei LaudaMotion augenscheinlich betriebenen Lohn- und Sozialdumping nicht weiter zugeschaut hat. Doch nun wollen Mitarbeiter offenbar genau dafür demonstrieren - dafür, dass Gehälter unter der Mindestsicherung gezahlt werden. Ein Kommentar aus gegebenem Anlass.

Die Schließung der LaudaMotion-Basis Wien hat Ryanair angekündigt, nachdem sich die Gewerkschaft Vida geweigert hat, einen von Ryaniar geforderten Kollektivvertrag für LaudaMotion zu unterzeichnen, der Löhne teilweise unterhalb der Mindestsicherung respektive der offiziellen Armutsgrenze vorsah und der beim Pilotenverband ACA durchaus auch Bedenken hinsichtlich der Flugsicherheit aufkommen ließ.

Dadurch gehen insgesamt mehr als 500 Arbeitsplätze verloren, wobei sich das Management von Ryanair/LaudaMotion nicht entblödete, von "hochbezahlten Arbeitsplätzen" zu sprechen, als es in einer Presseaussendung der Gewerkschaft die "Schuld" für den Stellenabbau zuschob.

Das, was Ryanair betreffend den neuen KV gemacht hat, wird vielerorts schlichtweg als "Erpressung" bezeichnet - vor diesem Hintergrund konnte die Gewerkschaft gar nicht zustimmen, denn sie hätte damit die Büchse der Pandora geöffnet für weiteres Lohn- und Sozialdumping in allen Bereichen des Wirtschaftslebens.

Dass die Mitarbeiter von LaudaMotion beziehungsweise Crewlink (das ist jenes austro-irische Leiharbeitsfirmenkonstrukt über das etliche Mitarbeiter angestellt sind) angesichts des drohenden Jobverlustes verzweifelt sind, ist verständlich. Jeder einzelne Jobverlust ist eine menschliche Tragödie, hinter jedem betroffenen Mitarbeiter steht ein menschliches Einzelschicksal. Keine Frage.

Trotzdem ist es unverständlich, wenn nun einige LaudaMotion-Mitarbeiter für morgen, Montag, zu einer Demonstration vor der Gewerkschaft aufrufen, um die Vida dazu zu bewegen, den von Ryanair geforderten Schand-KV für LaudaMotion doch noch zu unterzeichnen, vermeintlich um die Arbeitsplätze zu retten. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei den Protagonisten allerdings vorwiegend um ausländische Leiharbeiter von Crewlink, die einerseits die Hintergründe und andererseits die Tragweite ihres Handelns gar nicht voll erfasst zu haben scheinen.

Da muss man sich schon fragen, ob den Akteuren bewusst ist, was sie da eigentlich tun. Denn die Gewerkschaft aufzufordern, das vorliegende Druckwerk abzusegnen, bedeutet nichts anderes als, bewusst etwas überspitzt formuliert, freudenstrahlend Lohn- und Sozialdumping zu unterstützen und sich selbst weit unter dem eigenen (Markt-) Wert zu verkaufen.

Jeder Teilnehmer der morgigen Demonstration muss sich bewusst sein, dass er damit dafür eintritt, beziehungsweise folgende Praktiken unterstützt:

  • (zum Teil) unter der Mindestsicherung zu arbeiten
  • (zum Teil) unter der Armutsgrenze zu arbeiten
  • sich vom Arbeitgeber demütigen und "erpressen" zu lassen

sowie zusätzlich der über Jahrzehnte aufgebauten und in Österreich zwischen Unternehmen und Arbeitnehmervertretungen gelebten Sozialpartnerschaft in den Rücken fällt.

Ja, die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist überall, nicht nur in der Airlinebranche, katastrophal. Dennoch sollte man sich nicht derart erniedrigen und gewissermaßen auf den Knien rutschend darum betteln, dass Arbeitsverhältnisse, die von manchen Betroffenen als "modernes Sklaventum" beschrieben werden, um jeden Preis gerettet werden. Das ist es nicht wert und früher oder später werden auch die LaudaMotion-Mitarbeiter etwas Besseres finden - denn auch wenn wir die schwerste gesellschaftliche Krise seit 1945 durchmachen, eines ist gewiss: Es wird auch wieder aufwärts gehen. Und Unternehmen wie Ryanair muss endlich einmal aufgezeigt werden, dass sie nicht mit allen menschenverachtenden Machenschaften durchkommen. Es ist an der Zeit.

Text: P. Huber

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.