Punktlandung

LaudaMotion: Mehr als 90 Prozent gegen neuen KV?

Foto: Austrian Wings Media Crew

Weniger als zehn Prozent aller LaudaMotion/Crewlink-Mitarbeiter beteiligten sich an der heutigen Demo für den neuen KV. Das wirft die Frage auf, ob die vom Unternehmen kolportierten Zahlen, wonach eine deutliche Mehrheit der Mitarbeiter für den fragwürdigen KV-Entwurf sei, stimmen können. Ein Kommentar aus gegebenem Anlass.

Basislöhne für Flugbegleiter, die unter der Mindestsicherung (unter der Armutsgrenze sowieso) liegen und Dienstpläne, die sogar laut Ansicht des Pilotenverbandes ACA unter Umständen die Flugsicherheit gefährden könnten. Das sind im Wesentlichen die Eckpunkte des von der Mutter Ryanair für die Österreich-Tochter LaudaMotion geplanten neuen Kollektivvertrages. Von sonstigen "Freundlichkeiten" in der Unternehmens(un-)kultur wie Sick Letters, Kündigungen im Krankenstand oder teils sittenwidrigen Arbeitsverträgen einmal ganz abgesehen. Einen solchen Schand-KV konnte die Gewerkschaft unmöglich unterzeichnen, denn sie hätte - wie an anderer Stelle bereits erwähnt - weiterem Lohndumping quer durch alle Branchen Tür und Tor geöffnet und wäre somit letzten Endes ein Verrat an der österreichischen Sozialpartnerschaft und auch den Arbeitnehmern gewesen.

Interessant ist jedenfalls, dass das Ryanair/LaudaMotion-Management in vollmundigen Presseaussendungen erklärte, dass mehr als 90 Prozent der Piloten und mehr als 60 Prozent der Flugbegleiter dem neuen KV zugestimmt hätten. Unabhängig überprüfen lässt sich diese Zahl freilich nicht, allerdings berichten LaudaMotion-Mitarbeiter gegenüber Austrian Wings, dass es wochenlangen psychischen Druck seitens des Managements gegeben habe, zuzustimmen.

Betrachtet man die Zahl der Teilnehmer der heutigen Demonstration (die angeblich von Mitarbeitern selbst organisiert wurde und mit der das Management nach eigenen Angaben nichts zu tun hatte) so ergibt sich dann aber doch ein etwas anderes Bild: Gerade einmal 50 Mitarbeiter waren dem Demoaufruf offiziell laut Gewerkschaft gefolgt.

Das klingt nicht nur wenig, sondern ist es auch. Rechnet man nämlich alle in Wien beschäftigten Mitarbeiter von LaudaMotion inklusive der Leiharbeiter des austro-irischen Firmenkonstrukts Crewlink, die für LaudaMotion am Standort tätig sind zusammen, so ergeben sich etwa 500 bis 550 Piloten und Flugbegleiter und noch einmal 50 bis 70 Leute im Büro - insgesamt also etwa 600 Menschen.

Obwohl laut Ryanair/LaudaMotion-Geschäftsführung aber mehr als 90 Prozent der Piloten und mehr als 60 Prozent der Flugbegleiter angeblich den neuen KV befürworten und unter diesen Bedingungen arbeiten wollen, nahmen nur weniger als zehn Prozent an der heutigen Protestveranstaltung gegen die Gewerkschaft teil. Das ist ein sehr bezeichnendes Bild, auf das sich jeder Leser seinen eigenen Reim machen möge.

Und den Herren im Management von Ryanair und LaudaMotion (von einigen Brancheninsidern seit ängerem auch spöttisch AustRyanair genannt) sei wärmstens empfohlen, einmal für den Schandlohn von 848 Euro netto Vollzeit zu arbeiten, davon eine Wohnung und einen Pkw - den man ja benötigt, um zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten zum Flughafen kommen zu können - zu finanzieren.

Text. P. Huber

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.