Österreich

Nach Investor-Ausstieg bei Wizz Air: Gewerkschaft fordert Konsequenzen für arbeitnehmerfeindliche Billigairlines

Wizz Air Chef Jozsef Varadi steht wegen der Arbeitsbedingungen in seinem Unternehmen immer stärker in der Kritik - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Liebhart: Großinvestor zeigt es Politik vor und steigt bei Wizz Air aus, weil Verhalten mit Menschen- und Arbeitnehmerrechten nicht vereinbar ist - wir berichteten heute.

„Ein Großinvestor zeigt es der Politik vor, wohin die Reise in ein sozialeres Europa auch in der Luftfahrt gehen muss“, kommentiert Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida einen Bericht des deutschen Luftfahrtportals www.aero.de, wonach ein dänischer Pensionsfonds als Investor bei Wizz Air aussteige, weil die Billigfluglinie nichts von Personalvertretungen und Gewerkschaften halte - Austrian Wings berichtete. Es sei auch für die Politik Zeit, umzudenken, da Low Cost Carrier wie Wizz Air und die Ryanair-Gruppe (Ryanair, Buzz, Lauda Europe, Malta Air) "Arbeitnehmerrechte auch am Standort Wien seit Jahren mit Füßen treten", heißt es in einer Aussendung der Gewerkschaft vida wörtlich.

„Auch der Ryanair-Konzern hat über Jahre hinweg gegen einen rechtmäßig gewählten Betriebsrat prozessiert und die Betriebsratsvorsitzende wiederholte Male rechtswidrig gekündigt“, sagt Liebhart und fordert, dass die Politik solchen Unternehmenspraktiken mit gesetzlichen Initiativen einen Riegel vorschieben müsse und weitere sozial verantwortungsbewusste Investoren ihr Kapital aus solchen Unternehmen abziehen sollten. „Besseren Arbeitsbedingungen und Mitbestimmungsrechten sollte auch die Europäische Kommission Vorschub leisten: Der Kapitalmarkt braucht nicht nur bei ökologisch-nachhaltigen, sondern auch bei sozial-nachhaltigen Investitionen dringend mehr Transparenz, wozu es entsprechender Regelungen bedarf. Denn im Unterschied zur Atomenergiewirtschaft ist in der Luftfahrtbranche in vielen Billigairlines ein ‚soziale Supergau‘ bereits zur Realität geworden.

Das Management der ungarischen Wizz Air werde seine Position auch nicht ändern. Das habe die Billig-Airline kritischen Investoren jetzt klipp und klar bestätigt. "Das Verhalten der (Wizz Air) Geschäftsleitung ist mit Menschen- und Arbeitnehmerrechten, wie sie unter anderem die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte festlegen, nicht vereinbar", zitiert aero.de dazu den Chef der „AkademikerPension“, Jens Munch Holst. Neben dem Pensionsfonds hatten 13 weitere Großanleger Wizz Air zur Anerkennung von Personalvertretungen aufgefordert – der Fluglinie soll dieses Ansinnen ziemlich lästig gewesen sein, schreibt das Onlineportal.

„Pensionsfonds ernten oft unsere Kritik, wenn es um ihre Veranlagungspolitik geht. Dass es aber auch anders geht, zeigt dieser dänische Pensionsfonds im Fall von Wizz Air auf. Dem Fonds hat es jetzt gereicht, nachdem die Fluglinie zum wiederholten Mal ihrem Personal die gesetzlichen Mitbestimmungsrechte etwa über Gründung von Betriebsräten verweigert hat“, sagt Liebhart weiter. Auch in Österreich sei Wizz Air durch ihr strenges Regime gegenüber ihren Beschäftigten bereits negativ aufgefallen, so Liebhart weiter. „Betriebsratsgründungen oder Mitgliedschaften bei Gewerkschaften werden im Unternehmen nicht zugelassen. Spricht man als Gewerkschafter mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens, so spürt man förmlich den Druck und die Angst, den Job zu verlieren, sollten Gewerkschaftsmitgliedschaften oder Bestrebungen zur Gründung eines Betriebsrats der Unternehmensleitung bekannt werden“, schließt Liebhart.

(red / vida via APA-OTS)